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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval
Autoren: Annette Eickert
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Protokoll.
    „Gut, dann können wir nun mit der eigentlichen Verhandlung fortfahren“, bedeutete der Großmeister und schlug einmal mit dem Holzhammer auf sein dunkles Mahagonipult. „Aidan Kendrik McGrath, Sie sind als jüngster Rebell angeklagt. Zu was plädieren Sie?“
    Aidan runzelte bei dieser Frage die Stirn. Was sollte er antworten? Für die Versammelten war er schuldig und würde er die Wahrheit sagen würde ihn ohnehin niemand verstehen.
    „Geben Sie Antwort!“, forderte der Großmeister Hinthrone barsch und sah mit rollenden Augen so aus, als würde er es begrüßen, wenn der Prozess schnell endete.
    Schräg hinter ihrem ehemaligen Mitschüler tauschten Kimberly und Ryan einen verdutzten Blick aus, denn auch sie begriffen den eigentlichen Sinn dieser Frage nicht. Zum einen wich sie gänzlich von den vorangegangenen Verfahren ab und auf der anderen Seite wusste jeder im Raum die Antwort. Selbst Kendra sah für einen Moment überrascht aus, nur Rossalyn zeigte keinerlei Regung. Sie saß still und aufrecht.
    „Ähm …“, erwiderte Aidan leise und Ryan beobachtete ihn höchst interessiert. Stammelnd sagte er: „Ich … ja, ich war … ein … aber ich habe es nur …“
    „Also bekennen Sie sich schuldig“, unterbrach ihn der Richter mit einem Hammerschlag. Das war keine Frage, sondern eine Feststellung gewesen. „Sie geben also zu, dass sie zu den Reihen der Datla Temelos gehörten.“ Das war wieder keine Frage und die Protokollanten schrieben fleißig mit.
    „Die Betonung liegt auf war “, warf Aidan plötzlich ein, wurde allerdings sofort durch eine weitere schallende Ohrfeige zum Schweigen gebracht, wobei die dünne Haut an seinem rechten Mundwinkel aufplatzte und Blut am Kinn nach unten rann.
    „Sie haben bereits mit einem Ja geantwortet“, erklärte der Großmeister schroff und ging, ohne auf Aidans erschrockenes Gesicht zu achten, unverzüglich zur nächsten Frage über. „Sie tragen im Nacken das Zeichen der Datla Temelos , Ja oder Nein?“ Dabei handelte es sich um eine Tätowierung eines missgestalteten Dämons mit nur einem Arm und einem Bein und dem Kopf eines Stiers, welche alle Mitglieder der Formori trugen.
    Sofort riss einer der Wachen Aidans Haare nach oben und präsentierte den Anwesenden das schwarze Tattoo, die aufgeregt murmelten.
    „Ja“, presste der Blonde zitternd hervor, „aber nur, weil ich dazu gezwungen wurde …, weil –“
    „Auch diese Frage haben Sie deutlich mit einem Ja beantwortet“, stoppte der Großmeister Aidan.
    Ryan drückte nun seinerseits Kimberlys Hand und sein Verdacht, dass hier etwas falsch lief, erhärtete sich zusehends. „Wieso stellt Bartholemeus Hinthrone die Fragen so merkwürdig und lässt McGrath nicht ausreden? Das hat er doch vorhin nicht getan.“ Dabei blieb sein Blick stur auf Aidan gerichtet, der sichtlich nervös auf dem Anklagestuhl herumrutschte.
    Kimberly seufzte, dann flüsterte sie ihrem besten Freund ins Ohr. „Genau aus dem Grund, warum du und dein Gewissen einen Schuldigen brauchen. Das versuche ich dir bereits seit Wochen zu erklären, aber du wolltest ja nie richtig zuhören.“
    Ryan verstand wieder nicht, was Kimberly so rätselhaft umschrieb und bevor er ihr hätte antworten können, dröhnte die Richterstimme erneut durch den Saal. „Sie waren an der Ermordung des früheren Großmeisters Colin Donnan beteiligt, Ja oder Nein?“
    Aidan schluckte merklich, denn wie diese Frage gestellt war gab es nur eine Antwort darauf. Doch es war so nicht richtig und daher erwiderte er ein wenig gefestigter: „Ich hatte den Auftrag von Ramon … Ramon Mac …“, er konnte diesen Namen nicht mehr aussprechen, räusperte sich und versuchte krampfhaft die inzwischen leicht wütende Miene des Richters zu ignorieren. „Von ihm hatte ich den Auftrag, mit den anderen bis zum Großmeister vorzudringen. Aber ich sollte und ich wollte niemanden umbringen. Ich habe auch niemanden getötet, niemals. Ich hatte Angst um meine Familie und ich habe doch nur geholfen, weil sie mich ansonsten umgebracht hätten. Verstehen Sie nicht? Ich wurde dazu gezwungen! Mr. Donnan hat …“
    „Es reicht!“ Der neue Ordensführer hob zornig die Hand um Aidan zum Schweigen zu bringen und diese Geste verfehlte keineswegs ihre Wirkung. Aidan schloss eingeschüchtert den Mund. „Waren Sie jetzt an der Ermordung des ehemaligen Großmeisters Donnan beteiligt? Ein einfaches Ja oder Nein genügt. Die restlichen Punkte wurden bereits im Vorfeld abgehandelt,
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