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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval
Autoren: Annette Eickert
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Schon bald würde es noch mehr schneien und diesen Landstrich in eine weiße Winterlandschaft verwandeln. Die spanische Herbstsonne wärmte ihn und nahm ihm ein wenig von seiner Trauer, die noch sehr tief saß.
    Seufzend dachte er darüber nach, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Doch sein Herz siegte stets über seinen Verstand, daher wusste er, weitere Überlegungen diesbezüglich waren sinnlos. Er verbrachte den Winter bei seinen Verwandten in Spanien. Álvaro Luenga hatte ihm diesen Vorschlag kurz nach seiner Operation auf der Intensivstation unterbreitet, und er hatte gerne angenommen. Das lag nun sieben Wochen zurück. Wären seine Freunde, vor allem Kimberly, nicht gewesen, vielleicht hätte er sich bereits in der Höhle aufgegeben, und ohne rechtzeitige Hilfe wäre er verblutet. Doch Ryan und Aidan hatten ihn bei ihren täglichen Krankenhausbesuchen aus seinem Gefühlstief herausgeholt und immer wieder aufgemuntert. Mit Erfolg. Sie waren in dieser Zeit eine große Stütze für ihn und Kimberly wich nicht von seiner Seite.
    Nachdem die Ungeheuer Bartholemeus Hinthrone und Peter Smith tot waren, waren auch der Hass, der angestaute Zorn und die Angst von den Freunden gewichen. Sie schienen plötzlich wie ausgewechselt. Sie waren wieder achtzehn und das ganze Leben lag vor ihnen. Seitdem versuchte Gillean den Schmerz des Verlustes zu begreifen und zu akzeptieren. Er hatte Raoul Jaramago nur einen Tag lang gekannt, und trotz des anfänglichen Misstrauens ihm gegenüber, war er sein Vater gewesen. Vermutlich war das auch einer der Gründe, warum er vom höchsten Clanmitglied der Djed das Angebot erhielt, den Winter bei ihnen zu verbringen. Selbst Lawren McGrath hatte sich für diese Idee begeistert und Gillean gut zugeredet.
    Vor vierzehn Tagen waren seine Freunde nach Irland zurückgekehrt, nur Kimberly war geblieben. Sie hatte sich sprichwörtlich mit Händen und Füßen gewehrt und Álvaro hatte nachgegeben. Gegen die Gefühle der beiden, die sich nach dem schrecklichen Tag zusehends verstärkt hatten, kam er einfach nicht an. Der eine konnte ohne den anderen eben einfach nicht mehr sein.
    „Gillean … Gillean, wo bist du?“, hörte er plötzlich seine Freundin rufen, und gerade als er über die Schulter schaute, sah er sie den Hügel hinaufkommen. Hinter ihr zeichnete sich die Villa der Djed ab. „Da bist du ja, ich suche dich schon überall. Álvaro hat dich auch schon gesucht.“
    „Keine Sorge, ich wollte nur einen Moment alleine sein“, antwortete er, drehte sich zu Kimberly um, und als sie vor ihm stand, zog er sie in eine liebevolle Umarmung. „Ich habe das Gefühl, seit Álvaro veranlasst hat einen Teil des Schatzes nach Rom zu verlagern, geht es ihm Haus drunter und drüber.“
    „Ein wenig“, gestand sie und küsste Gillean zärtlich. „Aber es ist wichtig. Hast du dir schon überlegt, ob du das Angebot von ihm annehmen willst? Wenn du es je tun solltest, dann gehe ich mit dir.“ Abermals fanden ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss zueinander, dann bettete sie ihren Kopf an seine Brust und betrachtete die weißen Gipfel in der Ferne. Hier gefiel es ihr, und obwohl Andalusien keinesfalls mit ihrer Heimat zu vergleichen war, übte dieses Land eine ganz eigene Faszination auf sie aus.
    „Ich weiß es noch nicht“, sagte Gillean leise. „Es ist eine große Ehre von Álvaro, aber noch bin ich nicht bereit. Ich habe noch den ganzen Winter, um darüber nachzudenken, dann weiß ich bestimmt, ob ich Vaters Platz als Wächter annehme, oder nicht.“
    Kimberly schwieg und lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag. Noch immer trauerte er, aber sie konnte spüren, dass er die Aufgabe von Raoul Jaramago annehmen würde, früher oder später.
    „Vorhin hat übrigens Aidan angerufen“, sprach Kimberly schließlich, als sie und Gillean Hand in Hand zurück zum Haus spazierten.
    „Was gibt es Neues?“
    „Der Rat hat neu abgestimmt und alle Mitglieder wollten Ryan auf dem Posten seines Urgroßvaters sehen.“ Sie lachte. „Aber jetzt rate mal.“
    Und das tat er plötzlich mit Begeisterung. „Er hat abgelehnt und dafür Ophelia Buckley vorgeschlagen.“
    „Nicht ganz.“ Kimberly lächelte. „Er hat Lawren McGrath vorgeschlagen und dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Jetzt, wo endlich jeder die Wahrheit kennt, wurden alle Anklagepunkte gegen ihn aufgehoben. Damit ist Lawren der neue Großmeister der Druida Lovo .“
    Das war wahrhaftig eine große Überraschung, mit der er
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