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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval
Autoren: Annette Eickert
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ihnen Gebrauch machen zu müssen.
    „Willst du mir etwa drohen?“, fragte Bartholemeus indes überheblich grinsend.
    Smith und die Männer begannen zu lachen. „Wie ist es denn so, selbst einmal bedroht zu werden?“, wollte Peter Smith wissen. Die Mündung seiner Browning zeigte direkt auf Ryans Brustkorb.
    „Lass es gut sein“, warf Hinthrone ein und näherte sich Raoul, der inzwischen mitbekommen hatte, was sein Sohn und dessen Freund planten. Am liebsten hätte er es verhindert, doch jeder kleine Funke Hoffnung, heil aus dieser Falle zu entfliehen, war wie der rettende Anker auf Hoher See. Das Risiko war gewaltig, aber zumindest würde es ihm selbst einige kostbare Sekunden verschaffen, um handeln zu können.
    „Es ist wirklich bedauerlich, dass uns keine Zeit für ein ausführliches Gespräch bleibt, aber das verstehst du sicherlich, Raoul.“ Nun stand Hinthrone, mit der Waffe auf ihn zielend, direkt vor ihm und zwinkerte keck.
    „Was habt ihr mit unseren Männern und den wachhabenden Mönchen gemacht?“
    „Die verrotten langsam“, gab Bartholemeus leicht gereizt zurück. „Meinst du, wir wären sonst hier? Wohl kaum, und jetzt ist es wohl an der Zeit, Lebwohl zu sagen. Peter, tu –“
    Im gleichen Atemzug stießen Ryan und Gillean einen lauten Schrei aus und streckten ihre Hände mit den entsicherten Schusswaffen nach vorne. Sofort lösten sich zwei Schüsse, die jedoch harmlos in der Felswand einschlugen, dabei aber nur um Haaresbreite zwei Männer von Hinthrones Eskorte an den Oberarmen verfehlten. Doch die Überraschung war ihnen geglückt, und diesen winzigen Moment kosteten sie aus. Zeit für Gedanken über mögliche Konsequenzen ihres Handelns gab es nicht. Sie handelten aus nacktem Überlebenswillen heraus.
    Was darauf folgte, geschah wie in Zeitlupe. Kaum einer konnte sich im Nachhinein an die nächsten Minuten in der Höhle wirklich klar erinnern. Nur eines wussten sie: Es war ein wahrhafter Albtraum gewesen.
    Aidan schnappte Kimberly am Arm und spurtete mit ihr hinter die Bahre, auf der Judas‘ Leichnam ruhte. Sie bot ihnen genügend Schutz vor den Kugeln. Gleichzeitig feuerten ihre Freunde weitere Schüsse ab, worauf Hinthrones Männer auseinander stieben und sich selbst Schutz suchten. Smith dagegen rannte in den Gang zurück, aus dem er eben gekommen war, und fand in der Dunkelheit vorerst ein sicheres Versteck, doch seine unflätigen Flüche verrieten ihnen seinen Aufenthaltsort mit beinahe präziser Genauigkeit.
    Raoul sah, wie Hinthrone seinen Kopf, von dem plötzlichen Durcheinander abgelenkt, dem unerwarteten Geschehen zugewandte, und nutzte seine Chance. In einer fließenden Bewegung schlug er dem Verräter die 9mm aus der Hand, die ihm hohen Bogen zwei Meter entfernt auf den staubigen Steinboden landete, zog das rechte Knie nach oben und rammte es mit Schwung in die Weichteile seines Gegners.
    Erschrocken und schmerzerfüllt brummte Bartholemeus auf und beugte sich nach vorne, seine Hände presste er auf die schmerzende Stelle, da traf ihn Raouls Faust zuerst auf dem Kopf, dann im Nacken. Hinthrone sah taumelnd den Felsboden näher kommen, doch bevor er aufschlagen konnte, wurde er grob an den Schultern gepackt, hochgerissen und mit einem heftigen Fußtritt gegen die Brust auf den Boden geschmettert. Dort landete er schließlich hart und brüllte, mehr aus Wut als vor Schmerz. Als nächstes spürte er eine mächtige Explosion im Gesicht und schrie gepeinigt auf, im nächsten Augenblick spürte er, wie ihm warmes Blut übers Gesicht rann. Seine Nase war durch einen gut gezielten Tritt zertrümmert worden. Dass Raoul nun mit einer Pistole auf ihn zielte, bekam er nur noch am Rande seines Bewusstseins mit.
    Ryan und Gillean bekamen davon nichts mit, sondern feuerten einen Schuss nach dem anderen ab, während sie zurückwichen und verzweifelt Schutz suchten, denn sie wurden nun ihrerseits von den vier Männern unablässig unter Beschuss genommen. Sie konnten sich schließlich hinter ein paar Holztruhen, Marmorstatuen und eilig umgeworfenen Tischen verschanzen. Immer wieder mussten sie sich wegducken, wenn neben, hinter und vor ihnen Holz- und Marmorsplitter abplatzten, unterdessen zielten sie wahllos in die Richtung der Schützen. Ihr provisorischer Schutzwall war allerdings kein Schutz vor den umherpeitschenden Querschlägern, und so wich Ryan weiter nach hinten aus, bis er schließlich im Schutz eines breiten Bücherregals schlitternd zum Stehen kam, das ihn von dem stetigen
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