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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier
Autoren: Claus H. Stumpff
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ihre frühere Freundin
Alice Kästner zum ersten Mal beim Reiten beobachtet hatte und bei den
wiederholten Besuchen auf dem Bauernhof von Alices Eltern immer Elfie, die Grauschimmelstute, striegeln durfte, hatte sie ein Faible für diese
stolzen, kraftvollen Tiere. Wenn sie sich den Stallungen nur näherte, hatte sie
Elfies freudiges Schnauben vernommen. Claudia war es gelungen, Elfies Begrüßung
von der anderer Pferde zu unterscheiden und war sehr traurig gewesen, wegen
ihrer Erkrankung den Kontakt zur Außenwelt und somit auch zu diesem Pferd
abbrechen zu müssen.
     
    Die drei Burgstädter verbrachten vier erlebnisreiche Tage
auf dem Merzschen Anwesen. Sie waren beeindruckt von der Ausdehnung des
Betriebes, der erstklassigen Unterbringung sowie Versorgung der Pferde und der
allerorts herrschenden Ordnung und Sauberkeit. Claudia bekam von Sebastian
Reitunterricht. Die zwölfjährige Fuchsstute Jenny wurde für sie aufgesattelt
und zunächst von Sebastian auf dem Hof an der Longe geführt. Bereits am zweiten
Tag durfte sie an Sebastians Seite über eine große Weide reiten. Die Stute war
ein gutmütiges Tier und Claudia freundete sich schnell mit ihr an.
    »Na, wie hat es Ihnen gefallen?«, fragte sie ihr Reitlehrer
nach der ersten Unterrichtsstunde.
    »Ich hätte mir nie vorstellen können, was für ein Gefühl
von Freiheit man auf dem Rücken eines so großen Tieres empfindet. Ich muss
sagen, das ist einfach toll!«
    Noch zwei Mal ritt sie mit Sebastian aus und wagte sogar
schon einen leichten Galopp.
    »Sie haben Talent, Claudia, das merkt man«, meinte er
anerkennend. »Und Jenny mag Sie auch. Pferde sind oftmals empfindsamer als
Menschen und haben ein feines Gespür dafür, ob man wirkliche Zuneigung zu ihnen
empfindet oder sie nur als Objekt betrachtet.«
     
    Dann kam der Tag der Abreise. Während die beiden
Burgstädter dabei waren, das Gepäck im Auto zu verstauen, gingen Sebastian und
Claudia noch einmal in den Stall, sie wollte sich noch von ihrer Jenny
verabschieden. Die Stute hatte sie schon kommen sehen und freudig ihre
dunkelbraune Mähne geschüttelt. Claudia klopfte auf den Hals des Pferdes und
sagte dann:
    »Mach’s gut, altes Mädchen! Es war wunderbar, von deinem
starken Rücken getragen zu werden.« Dabei standen ihr Tränen in den Augen.
Sebastian trat neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. Da drehte
Claudia sich zu ihm und begann zu weinen, wie vor ein paar Wochen, als sie in
der Ferienwohnung bei ihm saß und er sie so verständnisvoll getröstet hatte.
Sie vergrub ihr Gesicht in seinem nach Pferdestall riechenden Pullover.
Sebastian streichelte ihr über das Haar, hob dann mit beiden Händen ihr Kinn an
und sagte: »Claudia, willst du nicht bei mir bleiben? Oder zieht dich ein
anderer Mann nach Burgstadt zurück?«
    »Nein, nein, da wartet wirklich keiner. Auf mich hat noch
nie jemand gewartet, außer Max.«
    »Und außer mir!«, korrigierte Sebastian. »Was glaubst du,
wie sehr ich auf deinen Anruf und deinen Besuch gewartet habe? Ich konnte an
nichts anderes mehr denken. Und ich habe gemerkt, dass sich das Warten gelohnt
hat. Du bist eine wunderbare Frau, Claudia, ich liebe dich!«
    Claudia schaute ihm in die Augen. Sie hatte sofort bemerkt,
dass Sebastian sie auf einmal mit dem vertraulichen Du angeredet hatte.Nun hellte sich ihr Gesicht wieder auf. Sie hielt ihm ihren Mund entgegen
und wollte gerade sagen: ›Bitte, küss mich‹ ,da fühlte sie
bereits seinen Kuss auf ihren Lippen.
    »Magst du wirklich für immer bei mir bleiben?«, fragte
Sebastian, als sich beide etwas außer Atem geraten anschauten. »Aber sag nur
ja, wenn du eine Bedingung erfüllst.«
    »Und die wäre?« erkundigte sich Claudia mit spitzbübischem
Blick.
    »Dass du meine Frau wirst. Ich liebe dich und brauche eine
Frau wie dich.« Und dann schoss es aus ihm heraus: »Was glaubst du wohl, wie
schwierig es ist, heutzutage eine Frau für einen landwirtschaftlichen Betrieb
zu bekommen? Diejenigen Mädchen, die bisher Interesse zeigten, wollten mich nur
der Pferde wegen, wollten vor allen Dingen reiten. Weil es in solch einem
Betrieb aber auch viel Arbeit gibt, machten sie rasch wieder einen Rückzieher.
Außerdem war keine einzige dabei, die mir sympathisch gewesen wäre. Bei dir ist
es was anderes. Ich fühle, dass du eine liebevolle und empfindsame Seele hast. Und
dass dir der Umgang und die Arbeit mit Pferden Spaß macht. Genau das ist es,
was ich mir bislang vergeblich von einer Frau erhoffte. Bis
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