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Storm

Storm

Titel: Storm
Autoren: Inka Loreen Minden
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Fünfzig-Pfund-Noten, stecke sie ein und folge ihm triumphierend.
    Bevor er mir die Wohnzimmertür vor der Nase zuknallt, sehe ich Jason für den Bruchteil einer Sekunde auf unserer schwarzen Ledercouch sitzen. Bei dem durchdringenden Blick seiner aschgrauen Augen wird mir heiß und kalt. Wenn ich gewusst hätte, dass er herkommt, hätte ich mir keine Jeans und mein altes Lieblings-T-Shirt angezogen, sondern irgendwas, das seine Aufmerksamkeit auf meinen Körper gelenkt hätte. Er soll meine weiblichen Vorzüge ruhig sehen. Zwar könnte mein Busen größer sein, mit dem Rest bin ich aber zufrieden. Ich bin schlank und fühle mich fit. Dafür gehe ich auch jeden Tag eine kleine Runde Joggen.
    Seit ein paar Wochen sieht Jason mich öfter an, als wollte er mich auffressen. So ganz anders als früher. Darf ich mir Hoffnungen machen?
    Jeden Sonntag kommt die ganze Familie hier zum Essen zusammen, Rick mit seiner Frau Melanie und hin und wieder auch Jason. Seit der Grundschule ist er Ricks bester Freund und gehört quasi zur Familie.
    Natürlich versuche ich dann immer einen Platz neben ihm zu ergattern, um ihm so nah wie möglich zu sein. Beim letzten Treffen hatte ich das Gefühl, er hat seinen Oberschenkel absichtlich an mein Bein gedrückt. Mein Körper bebte vor Aufregung und ich habe kaum einen Bissen hinuntergebracht.
    Mein Herz rast, während ich neben der geschlossenen Tür stehen bleibe und lausche. Ich liebe Jasons tiefe, melodiöse Stimme.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so ’ne heiße Schwester hast«, sagt jemand, aber es ist definitiv nicht Jason.
    »Wenn du sie auch nur ansiehst, bringe ich dich um«, erwidert Rick, auf einmal wieder der fürsorgliche Bruder. »Und jetzt lasst uns feiern. Wann kommt eigentlich die …«
    Ich wende mich ab und gehe nach oben, bevor mich noch jemand beim Lauschen erwischt. Dabei muss ich mich am Geländer festhalten. Meine Knie sind weich wie Kaugummi, und mir geht das Bild nicht aus dem Kopf, wie lässig Jason auf der Couch saß, die Beine leicht geöffnet und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er trägt eine schwarze Cargohose und ein eng anliegendes T-Shirt, weshalb ich beinahe jedes Detail seines aufregenden Körpers erkennen konnte. Man sieht, dass er regelmäßig Sport treibt. Überhaupt ist er ei ne Wucht, es ist nicht allein sein gutes Aussehen, das mich zu ihm hinzieht. Er ist charmant und intelligent, hat immer einen Witz auf Lager und ist ständig gut gelaunt. Seit ich sieben bin, spinne ich ihn an. Damals war er drei zehn und bereits der Schwarm aller Mädchen. Er hatte eine Freundin nach der anderen. Heute lässt er gewi ss auch nichts anbrennen.
    Bei dem Gedanken, dass er mit anderen Frauen schläft, zieht es hinter meinem Brustbein. Am besten, ich lenke mich ab. Daher schließe ich mich in meinem Zimmer ein, um noch ein paar Umzugskartons zu füllen, die meisten davon mit Klamotten. Da Dad nicht da ist, wird mich meine Freundin Maureen samt Kartons am Sonntag in meine neue Bude bringen. Sie hat ein großes Auto. Ich brauche in London kein Fahrzeug und kann mir die Zusatzausgaben sparen, da man alles mit der Underground oder dem Bus erreichen kann.
    Mein Zimmer sieht bereits ziemlich leer aus, nur e in Poster meiner Lieblingsband hängt noch an der Wand.
    Irgendwie werde ich mein Zimmer schon vermissen, den Ausblick von meinem Balkon in den großen Garten. Meine Minibude liegt mitten in der Stadt – die Natur wird mir fehlen. Hier, in dem kleinen Vorort von Bristol, scheint alles harmonisch und einfach zu sein, was natürlich nicht stimmt, aber es macht zumindest den Eindruck. Meine Eltern hätten gerne gesehen, dass ich in Bristol studiert hätte, aber da gibt es die Kurse nicht, die Jason belegt hat. Ich möchte dort lernen, wo er gelernt hat, um ihm auf gewisse Weise nah zu sein. Verrückt, oder? Ja, voll verrückt …
    Seit zwei Jahren arbeitet er in der Medienfirma seines Vaters und produziert dort erfolgreich Werbefilme. Daher werde ich die Kurse »Film und Fernsehen« und »Digitalfilm« belegen, um ihm irgendwie nahe zu sein. Außerdem könnte ich mir einen Job beim Fernsehen vorstellen. Mit meiner Ausbildung könnte ich zum Beispiel bei einem Film den Ton bearbeiten, hinter der Kamera stehen oder sogar Regie führen. Mir steht fast alles offen. Ich könnte mich später in der Firma von Jasons Vater bewerben, unter Jasons Aufsicht. Ich möchte ihn beeindrucken. Vielleicht beachtet er mich dann einmal wirklich.
    Nachdem ich die restlichen Dinge
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