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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1
Autoren: Wolfram Hänel
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nicht!«
    Â»Ist okay«, sagt Hannah zu dem Caterer. »Wir können.«
    Sie rollen langsam auf das Tor zu, der Caterer zeigt dem Mann vom Werkschutz seinen Ausweis und irgendein Formular.
    Â»Plus zwei Aushilfen«, sagt er und deutet auf Hannah und Lukas. »Namen stehen auf der Liste. Gleich kommt noch ein Lieferwagen, der auch zu uns gehört.«
    Sie können ohne Probleme passieren, ein weiterer Werkschutzmitarbeiter winkt sie vor den Seiteneingang des Verwaltungsgebäudes.
    Â»Ist ja leichter als ich dachte, hier reinzukommen«, stellt Lukas fest. »Und wenn wir jetzt hinten im Laderaum ein paar Leute mit Maschinenpistolen oder so hätten? Was wäre dann? Hätte keiner was gemerkt!«
    Hannah tritt ihn heimlich gegen den Knöchel.
    Aber der Caterer grinst nur und sagt: »Ich komme überall rein. Ihr würdet euch wundern, wie leicht das manchmal ist …«
    Die nächsten zehn Minuten schleppen sie Kartons mit Wein und Sekt in den Gang neben dem Konferenzraum. Als der Lieferwagen mit dem restlichen Servicepersonal eintrifft, bekommen sie auch die schwarzen Hemden und Hosen, die sie alle tragen sollen, zusammen mit den hellroten Schürzen, die fast bis an die Knöchel reichen, und Krawatten, auf denen das Sonnenblumen-Logo des Energiekonzerns aufgedruckt ist.
    Â»Wunsch des Veranstalters«, grinst der Caterer. »Habe ich gestern extra noch anfertigen lassen, aber solange sie alles zahlen, soll’s mir egal sein.«
    Die Hose ist Lukas etwas zu weit, aber als er die Schürze festbindet, geht es. Hannah sieht eigentlich fast aus wie immer, denkt er, schwarze Klamotten sind ja ohnehin ihr Ding.
    Â»Die Schürze steht dir«, flüstert er ihr im Vorbeigehen zu.
    Â»Ich häng dich gleich an deiner bescheuerten Krawatte auf«, faucht Hannah zurück. Ihr ist eindeutig nicht nach Scherzen zumute, aber gleich darauf lacht sie über irgendeinen blöden Witz, den einer von den anderen gemacht hat. Wer sie nicht kennt, denkt Lukas, käme nicht im Traum darauf, dass sie hier etwas anderes vorhat, als sich ein paar Kröten nebenbei zu verdienen.
    Als sie anfangen, die Platten mit dem Essen aufzubauen, kommt gerade auch das erste Fernsehteam an. Die Typen vom Fernsehen nehmen sich ziemlich wichtig, während sie ihre Scheinwerfer aufstellen und die Kabel quer durch den Raum verlegen. Als der Obermacker von ihnen verlangt, die Tische für das Buffet umzustellen, damit sie mehr Platz haben, gibt es Streit mit dem Caterer und irgendein Anzugträger vom Energiekonzern versucht zu vermitteln. Dann scheint es auch noch ein Problem mit der Deko zu geben, die der Caterer angeliefert hat: Ein präparierter Rehbock, der auf einer langen Silberplatte zusammen mit verschiedenen Salaten und Dips arrangiert wurde. Die toten Augen sind starr zur Decke gerichtet, im Maul hat der Rehbock ein Bündel frische Petersilie.
    Â»Was soll das?«, regt sich der Anzugträger auf. »Das können wir nicht machen, auf so was warten doch alle nur, dann haben wir sofort die negativen Schlagzeilen, die wir nicht wollen. Das passt nicht zum Corporate Design der Firma! Wir stehen für aktiven Umweltschutz, das ist kein Treffen des örtlichen Jägervereins hier!«
    Â»Mein Auftrag war, etwas Besonderes zu bieten«, verteidigt sich der Caterer. »Und das Gleiche habe ich letzte Woche bei der Jahreshauptversammlung eines Versicherungs–«
    Â»Kein totes Tier. Überhaupt nichts, was irgendwie an Tod erinnern würde, habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Schließlich wird der Rehbock entfernt und durch einen grellrot leuchtenden Hummer aus Plastik ersetzt.
    Der Caterer wendet sich an Lukas und Hannah.
    Â»Ihr übernehmt die Tische draußen auf dem Gang für das gemeine Volk, wenn nachher die Führungen sind. Aber ordentlich, das muss nach mehr aussehen, als es ist …«
    Das Essen für das gemeine Volk besteht aus Mettbrötchen mit Zwiebelringen, und Lukas und Hannah müssen noch auf jedes Brötchen eine kleine Fahne mit dem Sonnenblumen-Logo stecken.
    Â»So viel zum Thema totes Tier«, sagt Hannah angewidert, während sie sich einen Mettkrümel vom Finger wischt.
    Â»Sieht doch gut aus«, erklärt der Caterer zehn Minuten später. »Okay, Leute, wir sind so weit fertig, Zigarettenpause für alle!«, ruft er laut und klatscht in die Hände. »Danach bereiten wir die Tabletts mit den
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