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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1
Autoren: Wolfram Hänel
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ist Blutkrebs, entsteht im Knochenmark, eine Überproduktion weißer Blutzellen, die hoch bösartig sind und sich nach und nach in allen Organen festsetzen. Leber, Milz, Lymphknoten, überall, und ohne Behandlung führt Leukämie innerhalb weniger Monate zum Tod. Mit Behandlung dauert es ein bisschen länger …«
    Â»Bitte, Lukas, ja?«, versucht seine Mutter, ihn zu unterbrechen.
    Aber Lukas beugt sich über den Tisch und blickt Koschinski und Müller direkt an. »Und die Ursache für diese Krankheit können unter anderem radioaktive Strahlen sein, die gerade bei Kleinkindern so gefährlich sind, weil die Organe noch gar nicht fertig ausgebildet sind. Komisch, oder? Dass ausgerechnet hier in Wendburg inzwischen mehrere Kinder Leukämie haben, meine ich? Da fragt man sich doch, woher das kommt? Gibt es hier vielleicht irgendwo radioaktive Strahlung? Na, fällt Ihnen dazu was ein?«
    Koschinski hebt die Hand, als wolle er Lukas beruhigen. Im gleichen Moment hören sie Karlottas Weinen aus dem oberen Stockwerk.
    Â»Es ist alles gut, ich komme!«, ruft Lukas’ Mutter sofort und eilt die Treppe hinauf.
    Â»Schöner Vortrag«, sagt Müller zu Lukas, als seine Mutter außer Hörweite ist. »Aber jetzt komm mal wieder runter. Wir sind ja auf deiner Seite, ist doch klar, dass euch das fertigmacht mit deiner Schwester, das verstehen wir ja …«
    Â»Das glaube ich kaum«, sagt Lukas. Seine Stimme zittert, am liebsten würde er nach den Kaffeetassen greifen und sie gegen die Wand schleudern, irgendwas kaputt machen, egal was.
    Erst als Koschinski sagt: »Setz dich mal hin, dann können wir den Rest schnell hinter uns bringen«, registriert er den plötzlichen Wechsel vom »Sie« zum »Du«. Er merkt, dass ihn das noch mehr irritiert, als dieser unmögliche Satz eben, dass die beiden Typen angeblich auf seiner Seite seien.
    Schließlich setzt er sich.
    Â»Wo warst du letzte Nacht?«, fragt Müller. »Na los, Junge, überleg nicht lange, die Frage ist einfach.«
    Â»Im Bett«, sagt Lukas. »Und als die Sirene losging, bin ich raus, weil ich wissen wollte, was los ist.«
    Â»Obwohl es eine Durchsage gegeben hat, dass alle in ihren Häusern bleiben sollen?«
    Â»Das habe ich nicht gehört. Ich bin von der Sirene wach geworden. Und da bin ich dann raus. Aber von irgendeiner Durchsage weiß ich nichts. Das habe ich erst heute Morgen beim Bäcker gehört.«
    Â»Apropos Sirene«, mischt sich Koschinski ein. »Wen aus deiner Klasse würdest du als deinen besten Freund bezeichnen?« Er zieht ein kleines Notizbuch aus der Tasche und blättert die Seiten um, als hätte er bereits ein paar Namen notiert, die er jetzt abfragen will.
    Â»Ich weiß nicht«, sagt Lukas vorsichtig. »Eigentlich keinen. Wir sind alle irgendwie befreundet, Kumpels eben. Das ist so, wenn man in einem Kaff wie Wendburg lebt, da bleibt dir kaum was anderes übrig … Wieso?«
    Â»Hast du ein Moped?«, kommt unvermittelt die nächste Frage. Diesmal wieder von Müller.
    Â»Nein. Ich mache ab Herbst den Führerschein fürs Auto. Moped fahren interessiert mich nicht.«
    Â»Aber irgendjemand von deinen Freunden wird bestimmt ein Moped haben, oder?«
    Lukas zuckt mit den Schultern. »Klar, ein paar gibt es schon, die eins haben. Oder einen Scooter oder so was.«
    Â»Wer genau?«
    Lukas stößt die Luft aus, als wäre das nun wirklich eine Frage, die er kaum beantworten könnte. »David, zum Beispiel. Nico auch. Timo.«
    Wenn er Jannik jetzt nicht nennt, fällt das auf, denkt er. Wahrscheinlich ist es kein Problem für die Typen, alle Mopedhalter in Wendburg rauszufinden.
    Â»Jannik«, setzt er also noch hinzu. »Aber ich glaube, sein Moped ist schon länger kaputt. Und ein paar von den Mädchen natürlich auch. Also, die haben auch einen Scooter oder so, meine ich.«
    Müller nickt, als hätte Lukas gerade eben seinen Verdacht bestätigt. Lukas merkt, wie ihm der Schweiß ausbricht. Verdammt! Als sie Janniks Maschine zurück in den Schuppen geschoben haben, haben sie vergessen, die Klebestreifen vom Nummernschild abzulösen, mit denen sie die Buchstaben verändert hatten …
    Â»Ist was?«, fragt Koschinski. »Du bist ganz bleich geworden. Geht es dir nicht gut?«
    Lukas beschließt, alles auf eine Karte zu setzten. Und es fällt ihm nicht
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