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Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Einzelheiten der stadtsoziologischen Untersuchung, während sie sich anschließend über Aufbau und Produktionsprogramm der BUTH KG informierte.
    Als sie diese beiden Punkte abgehakt hatten, war es 20 Uhr, und der Gesprächsstoff ging ihnen langsam aus.
    Noch immer keine Spur von Trey.
    Seit Kossacks Eröffnung hatte sie nichts mehr von dieser ungewissen Angst verspürt, mit der sie nach Bramme gekommen war. Nun aber erwachte ihr Mißtrauen von neuem. Was hatte das zu bedeuten? War das ein abgekartetes Spiel? Wollte Buth sie unter Alkohol setzen und dann…? Sie stellte ihren zweiten Highball auf den Tisch zurück.
    Klar, wie er sie schon musterte. Gedanken sind Probehandeln, sagte die Psychologie, und offenbar probte er schon mächtig. Wahrscheinlich hatte er von ihrer Nacht mit Lemmermann erfahren und sah sie nun als Freiwild an.
    Das Telefon stand am anderen Ende des Raums auf dem großen Flügel.
    „Ich glaube, ich gehe. Er kommt wohl doch nicht mehr“, sagte sie vorsichtig.
    „Er kommt ganz sicher noch.“
    Panik erfaßte sie. Sie dachte an die Großmutter: Geh nie nach Bramme! Würde es ihr ergehen wie ihrer Mutter?
    „Wir sollten was spielen“, sagte Buth. „Einen Fernseher gibt’s hier seltsamerweise nicht.“
    Quatsch. Das ist doch heute ganz anders als damals. Ich kenne ihn doch. Ich könnte ihn jederzeit anzeigen… Ja, aber wenn er dann sagt, es wäre freiwillig gewesen?
    Sie saß in der Falle.
    Ihr wurde siedendheiß. Sie mochte Buth, ja. Aber nur bis zu dem Punkt, wo’s körperlich wurde. Sie hatte Angst vor ihm. Eben noch war ihr sein Gesicht markant erschienen, gut geschnitten, männlich; jetzt sah er brutal aus. Wenn nur Corzelius hier wäre…
    „Was spielen wir nun?“ fragte Buth.
    „Was…?“ Sie hatte nichts verstanden, in ihren Ohren rauschte es, als würde sie in eine große Muschel hineinhören.
    „Was wir spielen – wir müssen uns doch irgendwie die Zeit vertreiben, bis er kommt.“
    Der kommt doch nie. „Ich weiß nicht…“
    „Na, Pik Sieben können wir wohl schlecht spielen“, lachte Buth.
    „Pik Sieben? Wie geht denn das?“
    Buth grinste. „Man nimmt ein Skatblatt und die Karten gut gemischt auf den Tisch. Dann nimmt jeder abwechselnd eine Karte hoch – und wer die Pik Sieben bekommen hat, muß ein Kleidungsstück ablegen.“
    Katjas Herzschlag setzte aus. Also doch… Sollte sie schreien? Nein, dann würgte er sie. Widerstand war Tod. Sie hatte nur eine Chance, wenn sie alles über sich ergehen ließ und noch so tat, als machte es ihr Spaß… „Warum können wir das eigentlich nicht spielen?“ fragte sie gepreßt.
    Buth sah sie nachdenklich an. „Ja, warum eigentlich nicht…“
    Er rechnete also nicht damit, daß Trey noch kommt!
    Buth stand auf. „Mir soll’s recht sein. Ich geh mal ins Schlafzimmer…“
    Schlafzimmer!
    „… und hol die Karten.“ Er verließ den Raum.
    Katja überlegte fieberhaft. Sollte sie versuchen, hinauszulaufen, in den Wagen zu springen und…? Unmöglich. Ehe sie aufgeschlossen und das Zündschloß gefunden hatte, würde er sie längst gepackt haben.
    Mein Gott!
    Nur nicht tatenlos hier sitzen bleiben!
    Sie stand auf, griff sich ihre Tasche, zitterte, war unschlüssig. Vor ihr auf dem Flügel stand das Telefon. Aber wenn sie wählte, würde Buth es hören und sofort herbeistürzen. Trotzdem.
    Sie mußte es riskieren. Sie mußte Corzelius erreichen, ihm sagen, wo sie war, und… Buth? Nein. Buth kam nicht. Alles okay.
    Sie erreichte den perlgrauen Apparat und nahm behutsam den Hörer ab… Tot!
    Buth telefonierte vom Schlafzimmer aus.
    Sie erstarrte. Sekundenlang waren die Schaltkreise ihres Großhirns blockiert. Mit einer mechanischen Bewegung legte sie dann den Hörer wieder auf die Gabel.
    Ich kann nicht mehr.
    Wenn sie nun zum Friedhof hinaufrannte? Da war eine Telefonzelle… Ja. Ja, das war die einzige Chance. Leise aus dem Haus, einen sicheren Vorsprung gewinnen… Auf Zehenspitzen lief sie zur Tür…
    In der Tür prallte sie mit Buth zusammen.
    Die Karten fielen zu Boden, rutschten meterweit über den Teppichboden.
    Buth hielt sie an den Oberarmen fest. „Wohin denn so eilig?“
    Ihr Verstand sagte ihr, daß nur eine Antwort sie retten konnte: Zur Toilette, ein bißchen frisch machen! Aber die Angst, die Angst einer Ertrinkenden, riß sie mit sich fort. „Ich will hier raus!“ schrie sie und schlug Buth mit den Fäusten in den Magen. „Lassen Sie mich raus!“
    Buth packte zu, hielt sie an den Handgelenken. „So
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