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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's?
Autoren: Christoph Drösser
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Beispiel für unsere gestörte Wahrnehmung von Wahrscheinlichkeit: Weil wir gar nicht registriert haben, dass das Durchfallen beim ersten Mal relativ unwahrscheinlich war, führen wir den Erfolg auf das Reiben zurück – sehr zum Missfallen der Automatenhersteller, deren neue Geräte stets nach kurzer Zeit völlig zerkratzt sind.

Man muss heute die Autos noch einfahren
    Stimmt bedingt. Früher war das Einfahren eines Neuwagens ein absolutes Muss. Die Hersteller schrieben Höchstdrehzahlen für jeden einzelnen Gang vor, der Motor bekam ein spezielles Einfahröl, das nach 1000   Kilometern gewechselt werden musste – es enthielt dann eine Menge Metallpartikel, die beim ersten Rendezvous von Kolben und Zylindern abgehobelt worden waren.
    Diese Zeiten sind passé. Heute ist ein neuer Wagen, auch wenn er nur ein paar Kilometer auf dem Werksgelände bewegt wurde, durchaus von der ersten Minute an belastbar. Das liegt daran, dass die Teile heute besser zueinander passen. Die Toleranzen der Oberflächen sind erheblich geringer. Außerdem hat die «Tribologie», das ist die Lehre von der Reibung, in den letzten Jahrzehnten bessere Öle hervorgebracht, betont Edith Meißner von der Firma Daimler.
    Ihr Kollege Harthmuth Hoffmann von Volkswagen stimmt dem grundsätzlich zu. Allerdings gelte auch heute noch: «Zylinder und Kolben müssen einander kennenlernen.» Der Rat für Neuwagenbesitzer: Um lange Freude an ihrem Auto zu haben, sollten sie es auf den ersten 1000   Kilometern ruhig angehen lassen. Das heißt: den Wagenim mittleren Drehzahlbereich bewegen, auch bei schneller Beschleunigung das Gaspedal nur bis zu drei Viertel der maximalen Drehzahl treten. Ein ähnlicher Kennenlernprozess findet übrigens zwischen Bremsbelägen und Bremsscheiben statt, und auch die Reifen haben erst nach einigen Kilometern den optimalen Griff.
    Eigentlich gilt das mit dem Einfahren sogar autolebenslänglich: Bei jeder Fahrt sollte man den Motor erst dann voll belasten, wenn er gut warmgelaufen ist.

    [Bild vergrößern]

Autos , die bei einem Unfall in Brand geraten, können explodieren
    Stimmt nicht. Auch wenn das im Film oft so dargestellt wird – im Kino herrschen eben eigene Gesetze. Und eines davon scheint zu sein, dass ein Auto, das bei einer Verfolgungsjagd einen Abhang hinunterstürzt, in einem lodernden Feuerball aufzugehen hat. Unfallexperten sind solche Bilder ein Dorn im Auge. «Brennende Autos explodieren nie», sagt Maximilian Maurer vom ADAC, «es sei denn, sie haben Sprengstoff an Bord.» Weil das Bild von der Explosion in vielen Köpfen verankert ist, traut sich bei Unfällen kaum jemand an brennende Autos heran, und so vergehen oft lebenswichtige Minuten.
    Ein Fahrzeugbrand beginnt fast immer im Motorraum. Wenn alle Türen und Fenster geschlossen sind, greift das Feuer frühestens nach zehn Minuten auf die Fahrgastzelle über. In dieser Zeit steigen im Innenraum aber die Temperatur und die Konzentration giftiger Gase. Wenn sich bewusstlose Menschen im Wagen befinden, muss dieses Zeitfenster unbedingt genutzt werden, um sie aus dem Auto herauszuziehen! Sind beim Unfall Fensterscheiben zu Bruch gegangen, kann schon nach zwei Minuten der Innenraum brennen.
    Und was ist mit dem Tank? Wenn er intakt und verschlossen ist, passiert bei einem Brand meist gar nichts. Selbst wenn er beschädigtist, gibt es allenfalls eine Verpuffung, keine Explosion. Bei dieser sogenannten Deflagration brennt das Benzin schnell und zischend mit einer Stichflamme ab, es entstehen aber keine Druckwellen wie bei einer Detonation.

Autos mit Kat darf man nicht anschieben
    Stimmt nicht. Das würde ja heißen, dass man praktisch kein Auto mehr anschieben dürfte. Denn es gibt kaum noch Benziner ohne Kat, und beim Diesel ist das Anschieben wegen der höheren Kompression sowieso kaum möglich. Wenn man also einmal nachts die Innenbeleuchtung des Autos hat brennen lassen und am Morgen die Batterie schwächelt, muss man dann wirklich den Pannendienst holen, oder darf man sich vom Nachbarn Starthilfe per Muskelkraft geben lassen? Hinter dem Anschiebverbot steckt die Befürchtung, durch die Startversuche könnte unverbrauchter Sprit in die Auspuffanlage gelangen, und dieser könnte sich später, wenn der Wagen wieder läuft, entzünden und den Katalysator schädigen. Die Automobilclubs sehen die Sache gelassener. «Springt das Fahrzeug nur wegen einer leeren Batterie nicht an, spricht nichts gegen ein kurzes Anschieben oder Anschleppen bei kaltem Motor»,
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