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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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auch belassen.
    Cordy würde sich schon wieder einkriegen. Oder eben nicht.

    25

    Sie konnte ihre Blicke regelrecht spüren. Alle hatten mitbekommen, wie sie mit ihrem Ex-Freund, dieser Niete, und mit Buffy geredet hatte, und gafften sie nun blöde an. Gafften sie an, als hätten sie die Sprache verloren, und... Okay, riss sich Cordelia zusammen, geh einfach weiter, Chase, bloß nicht stehen bleiben. Wenn du jetzt stehen bleibst, kommt doch noch jemand auf die Idee, einen dummen Spruch abzulassen. Und wenn einer von ihnen einen dummen Spruch ablässt, wirst du wohl oder übel darauf eingehen müssen, also geh einfach weiter...
    Keine angenehme Situation. Sie musste sich irgendwohin zurückziehen, wenigstens für ein paar Minuten. Ihre Finger krampften sich zusammen und erinnerten sie schmerzhaft an das Buch, das sie in der Hand hielt. Bibliothek. Richtig. Die Leihfrist war zwar längst abgelaufen, was bedeutete, dass sie es mit einem stinksauren Bibliothekar zu tun bekommen würde.
    Trotzdem immer noch besser als dieser Spießrutenlauf.
    Schließlich war es nicht so, als würde an dieser Schule eine sonderlich große Nachfrage an Büchern bestehen. Niemand setzte freiwillig einen Fuß in die Bücherei außer Buffy und ihrer Bande von Versagern, und die waren im Augenblick mit ihrem Mittagessen beschäftigt. Das Einzige, mit dem sie sich auseinander zu setzen hätte, wäre...
    »Hey, Giles? Ich wollte nur eben das Buch zurückbringen, das ich mir ausgeliehen hab. Das, in dem es um diese dicke, feiste Kreatur mit den Ziegenhörnern geht, Sie erinnern sich?
    Wirklich grässlich. – Oh. Hallo. Wen haben wir denn da?«
    Das kleine Mädchen, das zusammengekauert auf einem der Bibliotheksstühle hockte, war kaum älter als... jedenfalls war es ziemlich jung. Das verknotete schwarze Haar hatte zwar dringend ein wenig professionelle Pflege nötig, dennoch schien es irgendwie passend. Außerdem besaß das Mädchen die beeindruckendsten rehbraunen Augen, die Cordelia je gesehen hatte, kugelrund und fast so groß wie Tennisbälle.

    26

    Von Giles keine Spur.
    Cordy ging zu dem Mädchen hinüber.
    »Wer bist du denn, hm? Hast du heute Morgen vor Giles’
    Haustür gelegen?«
    Das Kind hob bei dem Klang ihrer Stimme den Kopf und reckte das Kinn, doch sagte kein einziges Wort. Ein Ausländermädchen, schlussfolgerte Cordelia. Sicher nicht aus Frankreich, denn wenn eine französische Familie zugezogen wäre, hätte Cordy bestimmt davon gehört. Vielleicht aus Russland? Dem Aussehen nach wäre das gut möglich. Auf jeden Fall das Kind irgendwelcher Flüchtlinge, so viel stand fest. Na großartig, jetzt beherbergen wir hier schon Asylantenkinder. Und die Sachen, die sie anhatte, waren viel zu groß und definitiv nicht ihre eigenen.
    »Dies ist weiß Gott nicht der richtige Ort für ein kleines Mädchen, verstehst du?«, fuhr Cordelia fort, dankbar für die willkommene Ablenkung. »Hier gibt’s nicht eine Zeitschrift, die nicht wenigstens ein halbes Jahr alt ist, und die Bilder in den Büchern, die hier rumstehen, sind alles andere als kindgerecht. Du würdest monatelang Alpträume haben.
    Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass er nicht einmal auf die Idee gekommen ist, dass dieser riesige Stuhl für dich reichlich unbequem sein könnte, hab ich Recht?«
    In diesem Moment trat Giles aus seinem Büro heraus, ein Buch unter dem Arm, ein weiteres aufgeschlagen in der Hand, und augenscheinlich ganz in seine Studien versunken. »Was?
    Oh, ja, hallo, Cordelia.«
    »Neue Assistentin oder neues Ungeheuer?«, fragte Cordelia und wies mit dem Kopf auf das Mädchen im Stuhl.
    »Äh, nein, ich... äh... passe nur auf sie auf. Vielen Dank, dass du das Buch zurückbringst, hoffentlich diesmal ohne Kaffeeflecken.«
    Seine Stimme klang schroff und sein Interesse galt ganz offensichtlich mehr seiner Lektüre als ihr.

    27

    »Es ist so tadellos wie zuvor«, gab sie unterkühlt zurück.
    »Und komplett unbrauchbar obendrein. Erinnern Sie mich das nächste Mal bitte daran, es mal mit einem zu versuchen, das nicht bereits seit Jahrhunderten völlig überholt ist.«
    »Ja, schön.«
    »Schön.«
    Cordelia knallte das Buch auf den Ausgabetisch und legte den theatralischsten Abgang hin, dessen sie ohne Publikum fähig war.

    28

    3
    »Ein Selkie?«
    »Genau das hat Giles behauptet.« Buffy unterbrach sich und wirbelte herum, um einen dickleibigen alten Vampir aufzuspießen, der schwerfällig hinter ihnen hergetapst kam. Sie schüttelte den Kopf. »Bilde
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