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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub
Autoren: Kim Winter
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und hartes Lachen aus.
    »Optischer Abgrenzung !?« Lena tippte sich an die Stirn. »Die da oben haben wohl ‘nen optischen Schatten.«
    »Lena«, fuhr Frau Krüger sie an.
    »Sagen Sie denen, dass sie sich ihre Schulordnung in den Arsch schieben können!«
    »Lena!« Nun war die Lehrerin ernstlich erbost. »Verlassen Sie sofort meinen Unterricht!«
    Lena schnappte ihre Tasche. »Hier hält mich sowieso nichts mehr!«, zischte sie und ging zur Tür.
    Wumm! Die war zu.
    Ich griff nach Iasons Hand.
    Ich hätte alles darauf verwettet, dass Mirjam jetzt die Arme verschränken und sich voller Selbstzufriedenheit zurücklehnen würde. Aber zu meiner Verwunderung tat sie es nicht. Nein, ihre Miene wurde sogar ähnlich finster wie die von uns anderen. Was war denn in die gefahren?
    »Wer hat diese Anweisung an Sie weitergegeben?«, wollte Finn wissen.
    »Rektor Baum. Also. Darf ich bitten.« Frau Krüger wollte dieses leidliche Thema endlich vom Tisch haben.
    Finn schnaubte grimmig.
    Ein Anflug von Furcht überkam mich, als Iason meine Hand losließ und aufstand. »Wenn Sie uns entschuldigen. Wir würden das gern mit Rektor Baum selbst besprechen.« Mit einer Kopfbewegung forderte er Finn auf, ihm zu folgen. »Du bleibst hier«, flüsterte er mir zu. Er bedachte mich mit eisklarem Blick, und sein Strahlen flimmerte auf absolut unmissverständliche Weise. Kein Wort. Lass uns das machen, das war angekommen. Sprachlos sah ich den beiden hinterher.
    Ich versuchte, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich versuchte es wirklich. Aber es ging nicht. In Gedanken war ich nur bei Iason und Finn. Ich warf Frau Krüger einen vorwurfsvollen Blick zu. Sie ignorierte ihn. Von ihr war keine Unterstützung zu erwarten, das war klar. Sie berief sich einfach so mir nichts dir nichts auf die Anordnung, die man ihr gegeben hatte. Damit war die Sache für sie erledigt.
    Eine kaum noch zu bändigende Wut stieg in mir auf. Am liebsten hätte ich laut losgeschrien. Ich riss mich so gut es ging zusammen, piddelte am Lack der Tischkante herum, kaute an meinem Bleistift, kritzelte über meine Hausaufgaben …
    »Mia?«, drang Frau Krügers Stimme irgendwann zu mir durch.
    »Äh, ja?« Ich zuckte, so heftig erschrak ich.
    »Könnten Sie uns Ihren Aufsatz vorlesen.« Ihrem Tonfall nach zu schließen, wiederholte sie sich gerade, und die Ungeduld, die darin lag, brachte das Fass zum Überlaufen. Ich fuhr von meinem Stuhl hoch.
    »Wissen Sie was, Frau Krüger? Mitläufer wie Sie sind der Grund, weshalb einer meiner Vorfahren von den Nazis aufgeknüpft wurde!«
    Die Lehrerin starrte mich fassungslos an. Ich achtete nicht weiter auf sie und ging ebenfalls.
    Dafür würde ich mir von Iason noch eine Menge, Menge anhören müssen, dachte ich, und wollte mich schnurstracks auf den Weg zum Rektorat begeben, als sich hinter mir die Tür des Klassenzimmers erneut öffnete und dann wieder schloss. Ich drehte mich um und erblickte Mirjam.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich verblüfft.
    »Meine Solidarität zeigen.«
    Ich war so was von baff. »Danke«, sagte ich und sah sie an.
    »Dafür hast du mich nicht bei Frau Müller verpfiffen. Ich denke, jetzt sind wir quitt«, sagte sie knapp und ging davon.
    Ich wusste wirklich nicht, wie ich das Ganze einschätzen sollte. Aber mir blieb keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken. Ich musste zu Iason. Deshalb vertagte ich diesen Gedanken auf später und eilte zum Büro des Rektors.
    Dort angekommen blieb ich stutzig stehen. Ein blaues Leuchten drang unter der Tür durch. Was ging da drinnen vor sich? Ich wartete. Irgendwann erlosch das Schimmern. Ich wartete weiter. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich die Tür öffnete.
    »Ich werde diese Anordnung mit meinen Kollegen überdenken«, versprach der Rektor. Sein Zimmer war verdunkelt und es brannte Licht.
    Iason und Finn kamen heraus.
    Ich stürzte auf sie zu, hielt dann aber inne, weil Finn sich noch einmal umdrehte und bei Rektor Baum verabschiedete. Iason hingegen steuerte auf die gegenüberliegende Seite des Flurs zu. Dort blieb er stehen und starrte gegen die Wand. Was war da denn passiert?
    Als der Rektor die Tür schloss, ging ich zu ihm hin. »Wie ist es gelaufen?«
    Iason antwortete nicht.
    Ich strich ihm über die Seite. »Was hast du?«
    Er ließ es geschehen, starr wie ein Baumstamm.
    Finn kam langsam näher. »Iason hat Rektor Baum vorgeführt, wie sehr wir uns erst optisch abgrenzen, wenn wir dieser neuen Anordnung Folge leisten.«
    Deshalb
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