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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum
Autoren: Thariot
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in den Diensten seines Meister befand. Auch wenn die Mühen der Reise nach Granadilla überschaubar wirkten, empfand Musa ein gesundes Misstrauen gegenüber den ihm bevorstehenden Änderungen seines ohnehin schon beschwerlichen Tagewerkes.
    Meister Bittermandel holte abschließend tief Luft. »Auf eine Sache muss ich Euch aber noch hinweisen. Unser Gespräch hat niemals stattgefunden. Hier ist noch eine Schriftrolle mit Euren Anweisungen. Befolgt sie und Euch wird große Ehre angedeihen.«
     
    Das war also der Große Rat der Spruchwirker. Musa hatte noch nie an einer wichtigen Sitzung teilnehmen dürfen. Eine besondere Ehre. Und die Verköstigung war vorzüglich. Gegrillte Schweinehaxen in Speckkruste, Schmalzkraut und Kartoffelklöße, es schien nicht schlecht zu sein, im Geheimdienst von Meister Bittermandel zu arbeiten. Eine Tätigkeit, die Musa außerordentlich zusagte, niemand konnte so gut unbemerkt arbeiten wie er.
    Der junge Thronfolger Dost-Escariol von Lerchensporn ging in die Mitte des halbrunden Versammlungsraumes der Spruchwirker. Die Halle war bis auf den letzten Platz belegt, wobei die anderen bei Weitem nicht so gut gelaunt wirkten wie Musa.
    »DER EHRENWERTE PRINZ VON LERCHENSPORN!«, rief einer der Sekretäre dem Protokoll entsprechend. Es wurde sofort merklich ruhiger.
    »Meine Herren«, eröffnete der junge Prinz souverän. Alle Blicke galten nun ihm. »Die meisten wissen bereits, was passiert ist, deshalb möchte ich mich nicht unnötig wiederholen. Unserem Land droht großes Unheil. Vicia von Lerchensporn und Meister Greisenhaupt sind verschwunden. Es ist denkbar, dass meine Schwester entführt wurde!«
    Ein Raunen ging durch den Raum. »Entführt?!«, »Unglaublich!«, »Das ist ein Skandal!«, »Unerhört!«, klang es vielstimmig aus dem Rund.
    »Entführt! Sie haben mich richtig verstanden! Sie wurde entführt! Meine Schwester wird in knapp vier Wochen heiraten. Ich brauche Ihnen sicherlich nicht zu erklären, wie wichtig die Vermählung ist. Aber nun ist sie weg. Ich erwarte Vorschläge , um diese Krise zu meistern.«
    Schweigen. Niemand sagte ein Wort. Musa glaubte sogar, dass ihn gerade alle beim Verputzen der Schweinehaxe in Speckkruste hören konnten. Das Ding war aber auch gut. Ehrfürchtig setzte er die Haxe ab und verkniff sich einen Furz. Immer diese peinlichen Momente der Stille.
    Prinz Dost legte nach. »Wir können auch darüber sprechen, was passieren wird, wenn die Prinzessin nicht zu ihrer Vermählung zugegen sein sollte! Oder lassen Sie es mich deutlicher sagen, was der ehrwürdigen Innung der Spruchwirker passieren wird, wenn ich nicht mehr Ihre Privilegien garantieren könnte.«
    »DIE WELT WIRD UNTERGEHEN!« Meister Tulpenmohn stand auf und riss seine Hände in die Höhe. Musa wurde schwindelig, er saß daneben und die Blicke der Entrüstung trafen ihn ebenfalls.
    »Was für eine treffende Feststellung! Ihr seid noch einmal bitte wer?«, fragte der junge Prinz überrascht.
    »Frangipani Tulpenmohn, erster Spruchwirker zu Rosenheide, immer zu Diensten, mein Prinz!«
    In der Menge rumorte es. Jetzt hatte sein Meister doch glatt mit einer dummen Bemerkung seine sorgsam über Jahre aufgebaute Anonymität über den Jordan gejagt. Irgendwie hatte Musa das Prinzip der Geheimdienstarbeit anders verstanden.
    »Mein Prinz, Meister Tulpenmohn ist seit vielen Jahren mein Vertrauter für besonders schwierige Angelegenheiten. Wir sollten uns anhören, was er zu sagen hat!«, erklärte Meister Bittermandel, was sofort wieder Ruhe in die Runde brachte.
    »Na gut ... bitte, tragt Eure Ideen vor. Deswegen sind wir ja zusammengekommen.« Auch der junge Prinz hing nun an seinen Lippen.
    »Uns steht großes Unheil bevor! Großes Unheil!« Mit ausladenden runden Armbewegungen unterstrich sein Meister seine Worte. Musa wäre am liebsten im Boden versunken.
    »Ja, ja ... das haben wir verstanden ... bitte Meister Tulpenmohn. Bitte, welchen Ratschlag könnt Ihr uns in dieser schweren Stunde geben?«, fragte Meister Bittermandel väterlich fordernd.
    »Wir brauchen guten Rat! Einen sehr guten Rat!«, postulierte Frangipani Tulpenmohn analytisch wie eine Rasierklinge. Der altehrwürdige Rat jubelte und beklatschte seine Worte. Auch Meister Bittermandel feierte diesen grandiosen Vorschlag. Musa stutzte, er hatte bis zu diesem Zeitpunkt immer großen Respekt vor vielen Spruchwirkern gehabt. Die Prüfung war ziemlich schwer. Da gab es fiese Rechenaufgaben und man musste fehlerfrei ellenlange Gedichte
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