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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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den Kopf. Dunkeljunge stand hinter ihr, noch aschgrau vom eben überstandenen Schock; seine leeren Brüder sahen ihn ausdruckslos an. Vom bestirnten Himmel schaute Nindra mit silberner Gelassenheit herab.
    Wir werden immer zusammen gehen.
Khira runzelte die Stirn. Das waren die Worte, die Alzaja gesprochen hatte, bevor sie gegangen war, um ihr Tier zu treffen. Die Worte, die Khira sie wieder aussprechen gehört hatte, als die Steine gegen die Benderzic flogen. Khira hob den Kopf, und für einen Moment sah sie die Bläue des Sonnenlichts durch die Blüten der Obstgärten fallen.
    Dann wandte sie sich wieder dem Jungen zu. Wenn sie sich plötzlich verändert hatte, während des Steinfluges, so hatte er sich allmählich in den vergangenen Tagen verändert. Er hatte die Schranken durchbrochen, die ihn geteilt hatten, und war zu Einem geworden, und dieser Eine war mehr als die Summe der beiden.
    »Ja«, sagte sie. Sie war größer als er, und sie war eine Frau. Aber auch er war nicht länger ein Kind. Er hatte Dinge gesehen, die kein Kind sah, und Dinge getan, die kein Kind tat. Er war ein Mann, und er kannte die Beschaffenheit ihres Herzens. Jetzt, da sie sich beide verändert hatten, mußten sie lernen, sich selbst wiederzuerkennen – und einander. Schweigend hielt sie ihm die Hand hin und hob auf, was immer Entfremdung zwischen ihnen geschaffen hatte. Sie verließen zusammen die zerstörten Zinnen und führten die vier leeren Kinder heim zum Lager.
    Wir werden immer zusammengehen.
Alzajas Worte; aber Khira benutzte sie jetzt selbst; beinahe mit Alzajas Oberzeugung.
     

 

EPILOG
    Dennoch würde er sie eines Tages verlassen; er oder sein Sohn oder der Sohn seines Sohnes. Er würde gehen.
    Weil er die Stimmen seiner Brüder aus dem Benderzic-Schiff gehört hatte. Er hatte sie gehört, jung und alt, und sie hatten das letzte Bruchstück seiner Erinnerung wachgerufen: die weiße Seide, die ihn auf der Dschungellichtung in einer fremden Sprache angefleht hatte.
    Die Stimme, die sich ihrer bedient hatte, war ihm jedoch vertraut gewesen. Jetzt wußte er, weshalb. Es war seine Stimme gewesen, wie sie klingen würde, wenn er erwachsen wäre. Und als er die Worte der Bitte der Seide aus der Erinnerung wiederholt hatte, hatten die Arnimi sie ihm übersetzt. Sie entstammten einer Sprache, wie man sie zu Birnam Rauths Lebzeiten sprach; in den ungeklärten Verschwindens – und ihre Botschaft war einfach.
    »Ich werde hier festgehalten, ich weiß nicht, wie. Sie haben mich gefesselt und flößen mir fremde Substanzen ein. Ich kann nicht sprechen, aber die Gedanken, die mir kommen, gehen irgendwohin. Irgendwohin; und ich nehme an, sie werden aufgezeichnet. Wenn du sie hörst, mach dich auf die Suche nach mir. Hol mich hier heraus. Befreie mich.
    Mein Name ist Birnam Rauth; und meine Gedanken werden aufgezeichnet. Wenn du sie hörst, such mich.
    Such mich.«

 
     
     

     
    Created with Writer2ePub
    by Luca Calcinai
     
     
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