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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer
Autoren: Michael McCollum
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Koordinatorin und dem Parlament entschieden werden und letztlich von den zehn Milliarden Menschen auf der Erde. Es war ihre Aufgabe, die Öffentlichkeit auf die Gefahr aufmerksam zu machen und ihnen Alternativen aufzuzeigen. Zweifellos würden Michail Vasloff und die anderen Mitglieder von Terra Nostra schon dafür sorgen, dass ihre Ansichten breites Gehör fanden. Es wäre interessant zu sehen, für welchen Handlungsverlauf die Öffentlichkeit sich entschied - falls sie überhaupt eine Entscheidung traf.
    »Tapferkeit ist gewiss eine Tugend«, sagte Laura Dresser. »Gehen wir also zum Captain und sehen, was er dazu sagt - insbesondere dazu, dass wir dieses System durch das Sternentor verlassen sollten.«
    Mark Rykand und Lisa Arden saßen nebeneinander in der verdunkelten Astronomie-Kammer und beobachteten die Annäherung an das Sternentor von Klys'kra't, während sie der Kommunikation auf der Brücke lauschten. Sie befanden sich zurzeit im freien Fall, obwohl das Schiff in der letzten Stunde häufige Beschleunigungsschübe erfahren hatte. Das während der bisherigen Annäherung unsichtbare Sternentor war soeben von den Langstrecken-Scannern erfasst worden. Das Tor, das von den Strahlen von Orpheus halb erleuchtet wurde, stand in krassem Kontrast zur Dunkelheit des Leerraums. Es war ein schlichter Toroid, ein schmaler, unscheinbarer Ring, der vom Finger eines Riesen abgerutscht zu sein schien. Die Ruptured Whale hatte ihre Hyperbelgeschwindigkeit während der Annäherung fast aufgezehrt. Sie bewegte sich nun langsamer als ein Luftauto auf den unteren Spuren. In ein paar Minuten würde sie das Tor betreten und die Siebenmeilenstiefel anziehen. Der Schritt, den sie dann machten, würde sie zu einem anderen Stern führen.
    Nanda war ein großes, rötliches Leuchtfeuer, das jenseits des Tors deutlich sichtbar war. Obwohl es für das menschliche Auge schwierig ist, die Größe von Dingen im Raum zu bestimmen, schien die Achse des Tors auf den Stern gerichtet. Mark fragte sich, ob das ein Zufall war. Vielleicht musste ein Sternen tor wie ein Gewehr auf sein Ziel gerichtet werden. Ein beunruhigender Gedanke! Es bedeutete nämlich, dass, als der broanische Rächer sich und die Hraal ins Neu-Eden-System katapultiert hatte, als er aufs Sternentor feuerte, dies auf einer vorhersehbaren Linie geschehen war. Wenn die Broa jemals auf den Trichter kamen, dass die Hraal und die Wanderer ein und dasselbe Schiff waren, würde es ihnen einen Vektor zum menschlichen Raum an die Hand geben.
    »Wie hat Sar-Say die Nachricht aufgenommen?«, fragte Mark. Gleichzeitig hörte er, dass der Captain ihnen die Erlaubnis erteilte, den Endanflug zum Tor fortzusetzen.
    »Besser als erwartet«, erwiderte Lisa. »Er schien es ganz gelassen zu nehmen. Manchmal frage ich mich, ob ich ihn wirklich verstehe - oder er uns.«
    »Ich glaubte, er hätte eine ziemlich gute Vorstellung davon, was einen Menschen ausmacht.«
    »Vielleicht«, entgegnete Lisa. »Aber man hätte doch meinen sollen, dass er die Reaktion auf sein Angebot vorhergesehen hätte, dass wir und unsere Spezies uns freiwillig in die Sklaverei verkaufen.«
    Mark gluckste.
    »Was ist so komisch?«
    »Sar-Say«, sagte er. »Er erinnert mich an einen Hund, den ich einmal hatte. Er war ein großer Hund, eine dänische Dogge. Er hat meine Mutter verrückt gemacht, indem er den Hintern auf die Couch pflanzte und wie ein Mensch dasaß. Meine Mutter pflegte dann zu sagen: >Dieser Hund glaubt wohl, dass er ein Mensch ist!< Was sie jedoch nicht begriff, war, dass der Hund sich mitnichten für einen Menschen hielt. Er glaubte vielmehr, dass wir Hunde wären und dass Hunde nun einmal so auf der Couch sitzen müssten!«
    Lisa lachte. Es tat gut, diesen Klang nach der eher niedergeschlagenen Phase wieder zu hören. »Was hat das aber mit Sar-Say zu tun?«
    »Ich vermute, dass er uns im tiefsten Innern auch nur für komisch aussehende Broa hält. Ich weiß, dass wir dazu neigen, ihn als Mensch zu sehen. Folglich reagieren wir aufeinander, als ob wir Angehörige derselben Spezies wären, verkennen aber dabei, dass dieses andere Gehirn auch wahrhaft fremde Gedanken hervorbringt. Vielleicht haben die Broa auch eine fatalistische Ader, durch die sie im Angesicht überwältigender Widerstände aufgeben. Für ihn ist es wahrscheinlich ein Schock, dass wir auf denselben Reiz umso heftiger reagieren. Du musst ihn im Auge behalten. Wenn er sich dessen erst richtig bewusst wird, tut er sich womöglich etwas
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