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Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Titel: Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon
Autoren: Guido Seifert
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Sonne lungernden Echsen während ihrer Arbeitszeit womöglich Antimaterie-Bomben für das Gemini-Projekt herstellten, wurde ihm flau im Magen.
    Ash führte das Glas mit der safrangelben Flüssigkeit erneut zum Mund und trank den Rest. Der von Ebeem stammende Mergart-Pflanzensaft war zu einem Modegetränk auf der Erde geworden – bis er vor drei Monaten verboten worden war. Während der Saft bei den J’ebeem als harmloses Erfrischungsgetränk galt und bei ihnen keinerlei berauschende oder pathogene Wirkung hervorrief, hatte man auf der Erde das gehäufte Auftreten bestimmter neuronaler Erkrankungen in den Zusammenhang mit dem übermäßigen Genuss von Mergart-Pflanzensaft gebracht. Dieses Getränk bescherte den Angehörigen der menschlichen Spezies ab einer gewissen Dosis einen angenehmen Rausch, der geschätzt wurde, weil er die intellektuellen und motorischen Fähigkeiten kaum beeinträchtigte. Doch der übermäßige Konsum schien eine Störung der neuronalen Kaliumkanäle zu verursachen. Eine Folge hiervon war, dass der Ionen-Haushalt in den Nervenzellen ins Ungleichgewicht geriet, und sie anfälliger für Sauerstoff-Radikale wurden. Letztlich gingen die Nervenzellen hierdurch langsam zugrunde, und es hatte bereits Fälle ernsthafter Neurodegeneration gegeben.
    Klar war jedoch auch, dass eine pathogene Wirkung nur durch übermäßigen Genuss des Saftes eintreten konnte, und so fand Ash nichts dabei, sich ein Glas des leuchtend-safrangelben Getränks zu gönnen – sein feiner Geschmack konnte sich durchaus mit dem des nambanischen Glutbeerensafts messen.
    Ashs Augen wanderten umher. Ein paar Sekunden lang beobachtete er zwei J’ebeem, die sich an einem Tisch gegenübersaßen und dem beliebten Strategiespiel Pra’anor zugetan waren. Dann ließ er seinen Blick in die Ferne schweifen, zu den jenseitigen Hügeln, die sich hinter Clach-Kylee erhoben.
    Weiter links konnte er den mächtigen, romanisch anmutenden Turm erkennen, den ihm bereits beim ersten Blick aus dem Fenster seiner Unterkunft aufgefallen war. Doch jetzt erst bemerkte er, dass das flache Pyramidendach des Turms einige Auswüchse aufwies, die im Sonnenlicht silbrig schimmerten.
    Waren das Antennen? Vielleicht sogar Antennen eines Bergstrom-Transceivers?
    Ash beschloss, sich das näher anzusehen.
    Also gab er dem Trior-Kellner, der gerade vor der mit Wildem Wein bewachsenen Front des Lokals stand und geschäftigen Blicks prüfte, ob auch noch alle Gäste versorgt waren, ein Zeichen.
    »Zwölf G-Units, bitte«, sagte der schimpansenartige Trior-Klon, nachdem er herangekommen war.
    Ash hielt seinen linken Arm hin und machte eine hilflose Geste. Der Trior-Diener, der ihm das grüne Armband mit dem MF-Chip gegeben hatte, als er aus dem Überwachungsraum von Nummer Zwei gekommen war, hatte ihm nicht erklärt, wie Zahlungen funktionierten. Er hatte lediglich darauf hingewiesen, dass der Armband-Chip Ashs ID, G-Units und Zugangsberechtigungen verwaltete und zudem als Kom-Gerät diente.
    »Darf ich?«, sagte der geklonte Triorer und brachte seinen eigenen linken Arm vor die Brust. Um sein haariges Handgelenk war ein graues Armband geschlungen.
    Ash zuckte mit den Schultern.
    Der Kellner tippte ein paar Mal auf sein Armband-Display. Ash sah, wie auf seinem Display der G-Unit-Kontostand und die geplante Abbuchung von zwölf G-Units angezeigt wurden.
    »Bestätigen Sie bitte, Nummer Neun.«
    »Machen Sie fünfzehn daraus.«
    »Es gibt keine Trinkgelder auf Gemini Prime. Leistung ist klar definiert und hat einen eindeutigen Wert.«
    »Wie Sie wollen.« Ash tippte auf sein Armband-Display, und die Transaktion war abgeschlossen.
    »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Nummer Neun. Man sieht sich!«
    »Man sieht sich.«
    Ash stand auf und schlenderte über den ovalen Platz. Aus einer Gasse glitt von rechts eine Antigrav-Plattform heran.
    »Taxi!«, rief Ash und riss den Arm hoch.
     
    *
     
    Ash stand vor einem gewaltigen, mit Kalk verputzten Turm. Ein paar Sekunden lang hörte er noch das helle Summen des Antigrav-Taxis, das ihn hergebracht hatte.
    Dann war es wieder vollkommen still.
    Der quadratisch gebaute Turm war sicherlich zehn Meter breit und an die vierzig Meter hoch. Eine doppelflügelige Rundbogentür aus verwittertem Holz bildete den Eingang. Eine Anzahl winziger, schmaler Rundbogenfenster, die fast wie Schießscharten wirkten, waren in die Turmwand eingelassen. Das pyramidenförmige Dach war von hier unten aus nicht sichtbar, doch einige metallisch
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