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Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Titel: Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung
Autoren: Anonymous
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tiefen Schmerz Yonar zu verwinden gehabt hatte, als er mit seinem Eroberungsfeldzug begann. Die Okkupationen des Koolau-, Goshaar- und Boraan-Systems, die am Anfang seiner »heiligen« Mission standen { * } , hatten ihn beinahe ebenso leiden lassen wie die Einwohner der eroberten Systeme.
    Doch mit Bestürzung musste sich Turanor nun die Frage stellen, was mittlerweile geschehen war. Die martialische Wucht, mit der Yonar die Hauptstadt Inyaatar angegriffen hatte, überstieg beinahe Turanors Fassungsvermögen. Solange die Geschichte der Alendei aufgezeichnet wurde, hatte es keine derart kriegerische Politik gegeben. Es existierten zwar Legenden, die ein anderes Bild der Alendei zeichneten, doch diese reichten zeitlich weit vor den Beginn jeder schriftlichen Fixierung zurück. Es waren die hartherzigen Forderungen der Basrul { * } gewesen, die zur Spaltung der Alendei geführt hatten.
    Turanor bemerkte Kangaaras innigen Blick. Nachdem sie sich gewaschen und ihre leichten Verletzungen gegenseitig versorgt hatten, waren sie in den kleinen Wohnraum niedergestiegen und saßen sich nun in bequemen Sesseln gegenüber. Doch jetzt spürte Turanor, wie er beinahe unwillkürlich seine mentalen Schilde hochnahm. Nicht, weil er etwas vor Kangaara verheimlichen wollte, sondern weil mit jeder Explosion, die auch hier, nördlich von Inyaatar noch zu’ vernehmen war, die Erinnerung an die Verwüstung Helemaiis { ** } in ihm geweckt wurde.
    Mit jeder Detonation hörte er wieder die mentalen Schreie der Alten, Schwachen und Kinder, die nicht in der Lage gewesen waren, auf den Zwillingsplaneten Helemaiu zu teleportieren …
    »Turanor – du zuckst bei jeder Explosion …« , erklang die mentale Stimme Kangaaras in seinem Geist.
    Turanor antwortete nicht. Doch nach einer Weile fragte er: »Willst du mir einen Gefallen tun, Kangaara?«
    »Jeden, Geliebter …«
    »Du weißt, dass ich mich gegen die gesamte Gemeinschaft der Unseren abgeschottet habe. Dies ist jetzt umso wichtiger, da Yonar in der Nähe weilt. Würde ich meinen Geist öffnen, so würde Yonar mich in kürzester Zeit aufgespürt haben. Nur für dich, Kangaara, habe ich in meinem mentalen Schild eine Lücke gelassen – und dies klingt großmütiger, als es ist. Diese Lücke, die ich für deinen Geist und deine Liebe gelassen habe, hat mir das Leben gerettet. Nicht ich war es, der dir das Leben rettete, sondern du bist es, die verhindert hat, dass Inyaan zu meinem Grab wurde. Doch jetzt – nimm es mir bitte nicht übel, Kangaara – könnte die geistige Resonanz, die ich in dir erzeuge, Yonar auf meine Fährte locken.«
    »Was soll ich tun, Turanor?«
    »Ich möchte, dass du dich so vollständig gegen die Gemeinschaft der Unseren abschottest, wie ich dies bereits getan habe. Halte nur eine Lücke für mich und meine Liebe offen …«
    »Ich habe dies längst unternommen, Geliebter.«
    »Was …?«
    »Seit ich spürte, dass die Flotte Yonars im Anflug ist und über Inyaatar herfallen würde, habe ich meinen Geist völlig isoliert.«
    »Dies hast du für mich getan, Kangaara?«
    »Für dich und …«
    Turanor spürte, wie Kangaara ihre mentalen Schilde hochnahm. Dies passierte nicht zum ersten Mal. Sie verheimlichte ihm etwas. Zumindest musste er annehmen, dass sie etwas in ihrem Innern verbarg, auf das sie ihn keinen Blick werfen lassen wollte.
    »Es ist gut, Kangaara … Ich will nicht in dich dringen, es muss dir nicht unangenehm sein. Ich liebe dich, und ich vertraue dir.«
    »Ich danke dir, Turanor.«
    Kangaara war eine Alendei von seltener Stärke. Dies hatte Turanor bereits bei ihrer ersten Begegnung begriffen. Die allermeisten Alendei waren nicht in der Lage, eine vollständige mentale Isolierung herzustellen, sofern diese nicht eine Folge von Krankheit war. In der Gemeinschaft der Alendei gab es keine Verheimlichung. Das mentale Bild eines Alendei war jedem anderen seines Volkes offen einsehbar. Niemand war in der Lage, die Grenzen seiner Befähigung zu vertuschen – und niemand wollte dies. Die hierarchische Struktur der konzentrischen Mentalkreise stellte jeden Alendei gemäß seiner Befähigung an den richtigen Platz innerhalb der Gemeinschaft. { * } Und doch gab es Ausnahmen. Ausnahmen wie Turanor und – Kangaara. Es gehörte eine ganz außerordentliche mentale Stärke dazu, einen geistigen Schild aufzubauen. Kangaara war zweifellos einer der ganz wenigen Alendei in dieser Generation, die über diese Fähigkeit verfügten. Eine Fähigkeit, die auch zu einer
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