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Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania

Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania
Autoren: Anonymous
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Leichname der toten Menschen tatsächlich fortgeschafft worden waren. Statt dessen wehten hinter ihm die Banner der Trauer vor dem rötlichen Himmel. Auch an den nahen Gebäuden und den fernen eiförmigen Wohntürmen konnte Sun-Tarin wehende Banner der Trauer entdecken.
    »Keine Gnade für die Schnabellosen!«
    Mehrere Eierlegerinnen lagen einander in den Armen und krächzten klagend. Sie rieben ihre Schnäbel in Trauer aneinander.
    Sun-Tarin kam sich unwirklich vor, als ginge ihn das alles nichts an. Die vielen Sinneseindrücke überforderten ihn und sorgten dafür, dass er sich fühlte, als nehme er das Geschehen von außen wahr.
    All die tausend Kridan, die sich hier ansammelten, krächzten ihr Leid und ihre Wut hinaus.
    Und er hatte das ausgelöst. Er war die Ursache all dieser Trauer und Aggressionen. Er war der Mörder des Raisa.
    Die Tanjaj des Palastes sorgten dafür, dass sie vorankamen und eine Gasse gebildet wurde.
    Orlan-Gal betrat das Ferka-Brett. Sun-Tarin blieb am Rand der angelegten Treppe zurück und sah zu dem Priester in dem weiten, grünschwarzen Trauergewand auf.
    Auf dem Platz wurde es totenstill. Alle Kameradrohnen richteten sich auf den Ersten Priester des Raisa aus.
    »Volk von Matlanor, Volk der Kridan«, sprach der Priester mit seiner volltönenden Stimme. Unzählige, frei schwebende Mikrofone verstärkten seine Worte und trugen sie weit über den Platz, bis hinein in die Innenstadt.
    »Ihr hörtet von dem Unglück, das unserem Volk widerfahren ist. Es ist wahr. Unser geliebter Herrscher ist von uns gegangen. Seine Heiligkeit der Raisa ist tot. Nun müssen wir sehen, wie wir mit dem großen Schmerz umgehen, der uns bleibt.«
    Er machte eine gewichtige Pause.
    »Ich verstehe eure Wut. Auch ich bin wütend. Ich verstehe eure Trauer. Auch ich trauere zutiefst. Wie ihr aus den Medien wisst, hat der Raisa Vorsorge für den Fall seines Ablebens getroffen. Eine Vorsorge, die dafür gedacht ist, dass der Krieg weitergehen kann.«
    Alle hielten den Atem an, auch Sun-Tarin. Würde Orlan-Gal tatsächlich den Krieg propagieren?
    »Demnach werden die Vertrauten des Raisa die Führung übernehmen, bis ein neuer Raisa auserkoren ist. Diese Vertrauten, denen ich vorstehe, können entscheiden, ob der Krieg weitergeht oder nicht.«
    Es war unheimlich still auf dem Platz. Sun-Tarins Klauen krampften sich ineinander.
    Orlan-Gals Worte peitschten über die Menge. »Und ich sage, es muss vorerst einen Waffenstillstand geben, der uns Zeit für unsere Trauer lässt! Die heiligen Statuten sehen siebzehn Tage der Volkstrauer vor! Erst im Anschluss an diese Phase der Ehrung unseres geliebten Herrschers, steht es uns zu, über die Fortführung des Krieges zu diskutieren!«
    Die Stimme des Priesters war nun scharf und brachte die wenigen aufbegehrenden Tanjaj zur Ruhe.
    »Wir müssen trauern! Wir wollen und werden trauern! Seran-Pakor war ein junger Herrscher. Ein umstrittener, aber geliebter Herrscher! Wir werden sein Andenken wahren!«
    Er machte Gesten mit seinen Krallen, um den Zuhörern zu signalisieren, dass sie nun reagieren durften.
    Zustimmendes Krächzen wurde laut. Bald waren die Stimmen auf dem Platz laut und deutlich zu hören. Der Wunsch des Priesters wurde angenommen.
    Sun-Tarin bewunderte Orlan-Gal dafür, wie er die Menge nach und nach auf sich einschwor. Er redete noch lange, ehe er sich samt seinen Sicherheits-Tanjaj in den Palast zurückzog.
    Sun-Tarin wusste, was ihn dort erwarten würde. Es war vereinbart, einen Zweit-Raum-Kanal zu den Menschen zu öffnen. Kassil-Nur würde im Palast sein und die Verbindung in den privaten Gemächern des Raisa vorbereiten.
    Schon bald würde Sun-Tarin die Stimme von Jasper Mitchell hören. Dann würde dieser Albtraum endlich enden. Wenn die siebzehn Tage der Trauer herum waren, hatte sich das Gemüt des Volkes abgekühlt, und der Verrat Zaruks konnte ans Licht gebracht werden. Dann würde die Wut des Volkes sich auf die unerreichbaren Alendei richten, nicht mehr auf die Schnabellosen. Was dann geschah, mochte Gott wissen und bestimmen. Aber auf jeden Fall würde dieser unsägliche Krieg enden, der niemals hätte erklärt werden dürfen.
     
    *
     
    »Was ist los?«, fragte Lera-Taris.
    Sun-Tarin und sie standen zusammen im Thronsaal des Raisa. Orlan-Gal hatte auf dem thronartigen Stuhl aus Resarholz Platz genommen und wartete auf eine Verbindung zu den Solaren Welten:
    Unter dem breiten Fenster des Raumes waren laute Rufe und aufgeregtes Krächzen zu hören.
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