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Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter

Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter

Titel: Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter
Autoren: Anonymous
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werden, so heftig waren die Anstrengungen gewesen, die die junge Kridan in den vergangenen Tagen auf sich genommen hatte.
    Durchhalten , wies sie sich selbst zurecht. Die letzten Schritte gehe ich voller Stolz. Sie hob den Schnabel, straffte die von einem Kar-Tuch bedeckten Schultern und ging mit zittrigen Schritten auf den schwarzen Tümpel zu. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, doch sie hielt sich aufrecht. Sie konnte bereits den Geruch des Wassers und den süßen Duft der Hamask-Blüten riechen, die den Tümpel wie eine Decke aus Dunkelgrün und Schwarzviolett bedeckten. Sie wankte auf dem Weg zum Wasser, drohte zu stürzen. Im letzten Moment fing sich ihr Körper. Mit winzigen, aber entschlossenen Schritten ging sie auf die steinerne Erhebung zu, auf dem die Heilige Diaria vor 3052 Jahren meditiert hatte. Es gab nur einen dieser schwarzen Blöcke auf der Spitze des Felsens und jede Novizin, die den beschwerlichen Weg Diarias auf sich nahm, wünschte sich, genau dort zu sitzen.
    Saha-Fera erreichte den schwarzen Block und griff nach dem langen Stab, der auf ihrem Rücken befestigt war. Sorgsam legte sie die Waffe ab und zog sich hinauf auf den großen Findling. Erst als sie im Daran-Sitz, mit überkreuzten nach hinten abgelegten Beinen, auf dem Felsblock saß, gestattete sie sich, auszuruhen. Sie griff auf eine der vielen Atemtechniken zurück, die sie im 450 Teals { * } entfernten Kloster gelernt hatte. Sofort beruhigten sich ihre Atemzüge. Sie spürte ihren Körper, ausgebrannt, hungrig, abgemagert – und doch von einer Kraft erfüllt, die sie niemals zuvor so intensiv gespürt hatte wie in diesem Moment.
    Nach einiger Zeit öffnete die Kridan ihre moosgrünen Augen. Sie wusste, dass sie diesen Augen viel zu verdanken hatte. Die Iris von Saha-Fera war ungewöhnlich groß, wie es auch die Iris der Diaria gewesen war. Deshalb war sie gemeinsam mit ihrer Schwester Kiri-Tan von den Ordenspriesterinnen auserwählt worden, auf Far-Gen die Weihe zur Novizin zu erhalten. Seit acht Jahren lebte Saha-Fera nun auf dem Kamm der Diaria, dem heiligen Gebirge des Planeten, auf dem sich ohne Erlaubnis kein männlicher Kridan aufhalten durfte. Fast ein halber Kontinent des kleinen Planeten gehörte dem Orden und stand unter dem Schutz der männlichen Priesterschaft von Matlanor. Böse Zungen behaupteten, dass die Priester den Orden nur schützten, da sie dort gefällige Weibchen fanden, mit denen sie sich einlassen konnten. Die Schwestern der Diaria pflegten kein Zölibat, doch sie gaben sich nur Priestern hin.
    Saha-Fera betrachtete die rotorange glühenden Sonnen, von denen eine klein und hell und die andere riesig und matt schimmernd war. Scheinsonne, so nannte man sie auf dem Planeten, denn eigentlich war erste Sonne ein riesiger, sehr naher Mond – vielleicht war es einmal ein Doppelplanet von Kridan gewesen – der das Licht der ferneren Sonne besonders intensiv reflektierte.
    Das Licht des Mondes spielte immer ein wenig ins Rötliche, manchmal auch ins Orangefarbene. Im Moment ging eine leichte Brise, die die hellrote Haut unter dem Gefieder der Novizin angenehm kühlte und den Schweiß in der hellen Tuchgewandung langsam trocknen ließ.
    Vom Felsenblock auf der Spitze des Berges Samuin aus konnte Saha-Fera über den schwarzen Tümpel hinweg weit in das Land hineinblicken. Unter ihr erhob sich das schwarze Gebirge mit seinen Kratern und Schluchten, den spiralförmigen Hatas-Bäumen und den unzähligen Gataps – kleine ziegenähnliche Geschöpfe auf sechs Beinen mit langen, weißen Gesichtern und runden Ohren. In der Ferne sah sie den Gebirgszug, in dem das schwarze Kloster der Diaria stand. Gut fünfhundert Kridan-Frauen lebten dort. Männer waren nicht zugelassen. Eben blinkte das bronzene Licht der großen Jema-Scheibe zu ihr herüber. Die Novizin lächelte. Man hatte sie und ihre Schwestern nicht vergessen und sandte ihnen auf diese Weise Grüße.
    Neben sich hörte Saha-Fera eine weitere Novizin ankommen, die sich schwer atmend am Ufer des Sees fallen ließ. Es war verboten miteinander zu sprechen, und die Novizin versuchte sich wieder ganz in sich selbst zu versenken. Sie schloss die grünen Augen und genoss das warme Gefühl der fernen Sonne.
    Sie ging in Gedanken einige ihrer Lieblingsverse der heiligen Schriften durch.
     
    Die hohe Schwester des Ersten Raisa, die heilige Kara-Tan aber, begab sich auf den Weg, den anderen Sternenvölkern die Lehren des Einen durch die Kraft ihrer Waffen zu bringen. Doch
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