Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Titel: Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
wurde, dass diese Nebenlaute ohnehin nur die Übersetzungsqualität des Translators beeinträchtigten, den der Msssarrr benutzte.
    Die Hestan-Sprache verstehen zu lernen überforderte die Fähigkeiten der meisten Msssarrr schlicht und ergreifend, wie sich immer wieder herausgestellt hatte. Die edle Abstammung von den Erhabenen, die die Arachnoiden mit den Hestan teilten, bewahrte sie eben nicht vor gewissen Degenerationserscheinungen. Im Laufe der Zeit mussten bestimmte Teile jener genetischen Sequenz, die Hestan und Msssarrr miteinander und vor allem mit den Erhabenen teilten, bei den Arachnoiden deaktiviert worden sein. Wie das kam, war bisher noch immer ein Rätsel.
    »Du sprichst von dem Vorschlag, den Msssarrr in Zukunft auch das Stimmrecht bei den Wahlen zum Herrscher-auf-Zeit zu geben«, wusste Zyrolaan sofort. Der Msssarrr hatte ihm eine Liste mit Reformwünschen unterbreitet. Es war vieles darunter, was der Herrscher-auf-Zeit durchaus für bedenkenswert hielt. Sofern die als noch einfältiger als das vierte hestanische Geschlecht geltenden Msssarrr überhaupt eine politische Meinung hatten, erwiesen sich deren Analysen häufig als ausgesprochen treffend. Vielleicht lag das Geheimnis in der Einfachheit der Argumentationen und der Denkprozesse, die sie hervorgebracht hatten.
    Ganz gewiss aber hatte es mit der absoluten Offenheit zu tun, die insbesondere Girrrarrrn dem Herrscher-auf-Zeit entgegenbrachte. Girrrarrrn und Zyrolaan waren seit ihrer Jugend befreundet. Zyrolaan hatte zum zehnten Jahrestag seiner genetischen Konstituierung ein Msssarrr-Ei zum Ausbrüten bekommen. Ein Brutapparat war gleich dabei gewesen und zuerst hatte sich Zyrolaan über dieses Erstkonstituierungstagsgeschenk gar nicht gefreut. Es bedeutete nämlich Arbeit. Um so ein Msssarrr-Ei musste man sich kümmern, wenn man nicht wollte, dass es schlecht wurde und sich in einen von einer Kalkhülle umgebenen stinkenden Klumpen organischer Substanzen verwandelte, der Schwefelwasserstoff absonderte.
    Es war damals große Mode gewesen, seinem Nachwuchs Msssarrr-Eier zu schenken. Erstens gab es genug davon, denn in dem mit einem Transmitter ausgestatteten Quader-Artefakt der Erhabenen, das im Orbit um Hestanor A kreiste, gab es zwei Königinnen, die nichts anderes taten als Eier zu produzieren. Außerdem war in der Anlage so viel garantiert befruchtete Msssarrr-Brut vorhanden, dass wahrscheinlich für mehrere Generationen jeder jugendliche Hestan ein Msssarrr-Ei zum zehnten Jahresstag seiner genetischen Konstituierung bekommen konnte.
    Die Traditionalisten haben das Aufkommen dieser Mode nicht gerne gesehen. Es bestehe die Gefahr, dass der Unterschied zwischen Hestan und Msssarrr verwischt werde, was gegen die althergebrachte Ordnung sei. Aber Zyrolaan war in einer fortschrittlichen Familie groß geworden. Seine Elternfünfheit hatte ganz dem aufkommenden Zeitgeist der Expansionisten gehuldigt – und dazu gehörte nun einmal auch die Idee, dass man sich beizeiten darin üben sollte, Kontakt zu fremden Spezies aufzunehmen.
    Zumindest, wenn sie genetisch einigermaßen wertvoll waren. Zyrolaan hatte das Msssarrr-Ei vorschriftsmäßig ausgebrütet und es war Girrrarrrn geschlüpft. Den Namen hatte sich der Msssarrr eines Tages selbst gegeben. Glücklicherweise brauchte man ihnen das Sprechen nicht beizubringen, da bei den Msssarrr die Sprache genetisch codiert war und die Fähigkeit zum Sprechen sich irgendwann von selbst einstellte. Man brauchte dann nur noch den Translator einschalten, wenn man mit seinem Haus-Msssarrr kommunizieren wollte.
    Girrrarrrn war selbst jetzt, da Zyrolaan das Amt des Herrschers-auf-Zeit innehatte, der wichtigste Gesprächspartner, den er besaß. Manche sagten, dass die Beziehung zu einem Haus-Msssarrr enger und inniger sein konnte als diejenige, die ein Hestan normalerweise zu der sexuellen Fünfheit hatte, der er angehörte.
    Die Traditionalisten wiederum befürchteten, dass jemand, der sich zu sehr mit einem Msssarrr beschäftigte, später Schwierigkeiten hatte, überhaupt eine Fünfheit zu finden, die ihn als Partner aufnahm.
    Aber das hielt Zyrolaan für ein Vorurteil.
    Dass er selbst gegenwärtig nicht in einer Fünfer-Beziehung lebte, hatte mit der Aufgabe zu tun, die er übernommen hatte – nicht mit der Tatsache, dass er in seiner Jugend einen Msssarrr großgezogen hatte.
    »Du weißt, dass ich deinen Rat immer geschätzt habe«, sagte Zyrolaan.
    »Natürlich«, erwiderte der Msssarrr. »Nur, dass ich keinerlei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher