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Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt
Autoren: Luc Bahl
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Prinz Brughils Ohren, der solcherart den besten Überblick über alle Vorgänge des Reiches gewann.
    Die meisten hochadeligen Flüsterer des Altväterlichen Bundes gehörten ebenso zu diesem System der Bespitzelung, Informationsbeschaffung, Meinungs-Lenkung und Kontrolle wie viele andere in Geheimgesellschaften organisierte Mitglieder des niederen ländlichen Adels. Damit verfügte Prinz Brughil über ein Machtinstrument, das vertikal und horizontal alle Schichten der Gesellschaft durchdrang.
    In jenem idyllischen Winkel des Schloss-Parks, in dem sich gerade die Spitzen des Hofstaats einfanden, um sich einem besonderen Vergnügen hinzugeben, schlenderten in diesem Augenblick nicht wenige herum, die fest davon überzeugt waren, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis Prinz Brughil den amtierenden Kazan absetzen und sich selbst auf den Thron des Herrschers schwingen würde. Ohnehin lag die eigentliche Macht in seinen Händen, erging doch kein einziger Befehl aus dem Herz der Welt, den er nicht vorbereitet und formuliert hätte.
    Jeder versuchte sich so gut es ging auf den Zeitpunkt dieses Machtwechsels vorzubereiten, viele sehnten ihn sogar ungeduldig herbei, wusste doch jeder um des Kazans Schwächen und seine Unfähigkeit. Doch niemand kannte Prinz Brughils wirkliche Absichten. So entstand hier und da gelegentlich auch eine, nur im vertrautesten Kreis verstohlen geäußerte Annahme, dass der Prinz überhaupt nicht daran dächte, sich selbst zum Kazan zu erheben. Angesichts seiner schier unbegrenzten Machtfülle erachte er diesen Schritt als völlig unnötig, zumal er älter sei als der amtierende, von kaum jemandem geachtete Kazan.
    »Jeder weiß, dass er der eigentliche Herrscher ist und wie jeder kluge Herrscher wird er niemals das, was er erreicht hat, leichtfertig aufs Spiel setzen, wenn er weiß, dass er damit kaum mehr erreichen kann, als er ohnehin schon hat …«, sagte Baron Chogren einmal im kleinen Kreis seiner Freunde.
    »Außer, dass er sich aufgrund neuer Berater zwangsläufig in größere Abhängigkeit begibt«, ergänzte Graf Molatt.
    »Der Kazan mag das Herz der Welt sein«, sagte der Baron, »aber der Prinz kontrolliert den Herzschlag.«
    »Und seine Organisation ist das Blut, das von diesem Herzen ins Reich gepumpt wird«, fügte der Graf hinzu.
    Immer wenn Prinz Brughil solche Äußerungen zugetragen wurden, wandte er sich bei passender Gelegenheit für einen Moment ab. Unbemerkt von den Anwesenden überzog sein Gesicht dann der Anflug eines Lächelns. Natürlich gehörten Graf Molatt und der Baron zu den Flüsterern des Altväterlichen Bundes und damit – ohne es von einander zu wissen, ahnen mochten sie es schon – zu den Informanten des Geheimdienstes des Prinzen. Während der Graf das meldete, was der Baron geäußert hatte, erfuhr der Prinz vom Baron das, was der Graf gesagt hatte.
    Ein perfektes System.
    Fast.
    Das Rad des Schicksals war im Park aufgebaut worden. Die Goldsäckel, die die Herren den Damen hinterhertrugen, waren prall gefüllt. Das blutige Spiel, an dem sich auch der Kazan selbst mit hohen Einsätzen beteiligen wollte, konnte beginnen …
     
    *
     
    Bergon Sin versuchte die Wogen zu glätten.
    »Bitte denken Sie immer an diese drei Tatsachen, meine Herren«, sagte er zu den beiden Professoren, »erstens, Sie erforschen die defekte Transmitterstation der Toten Götter nicht allein; zweitens, als wissenschaftliche Vertreter der Solaren Welten sind Sie, bis die STERNENFAUST oder ein anderes Schiff des Star Corps hier eintrifft, in der Minderheit; und drittens, Sie sind hier zu Gast. Die Hohlwelt befindet sich in unserem Einflussbereich, im Gebiet der J’ebeem …«
    Der Erste Offizier der STOLZ DER GÖTTER lächelte dünn und freudlos vom Bildschirm auf die beiden Wissenschaftler herab, der in ihrer provisorischen Kommunikationszentrale an einer der wuchtigen Mauern der Befestigungsanlage des Tempels hing. Professor Schmetzer und der hagere Yasuhiro von Schlichten saßen demonstrativ voneinander abgewandt auf unbequemen, dreibeinigen Schemeln und versuchten sich wechselseitig, so gut es ging, zu ignorieren.
    Schmetzer schien etwas sagen zu wollen, schluckte aber heftig und biss sich auf die fleischige Unterlippe. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich nur mit Mühe zurückhielt. Eine unangenehme Pause, mehr ein gespanntes Schweigen, breitete sich aus wie ein übler Geruch.
    »Von meiner Seite ist das kein Problem«, stieß von Schlichten schließlich aus.
    »Gut«,
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