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Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
Autoren: Luc Bahl
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schwer getan, diesen Kasten mal eben ganz unauffällig in die Nähe der Königin zu bringen …«
     
    *
     
    Pt’kx war verzweifelt. So etwas hatte er in den langen Jahren seiner Dienerschaft noch nicht erlebt. Er kannte ihre königliche Hoheit von dem Moment an, als sie aus dem Ei geschlüpft war. Er konnte sich an den freudigen Tag noch so genau erinnern, als hätte das Ereignis erst gestern stattgefunden.
    Sicherlich half seinem alten, allmählich nachlassenden Gedächtnis hierbei auch die Tatsache, dass der Tag, als Prinzessin Ggu’kha das Licht der Welt erblickte, gründlich dokumentiert worden war, so wie es bei den Nachkommen hochstehender Familien üblich war. Bestimmt hundert Mal hatte er sich in den vergangenen Jahren die Kinderbilder angesehen, oft zusammen mit der Königin, die dann immer ganz sentimental wurde.
    Die unwiederbringlich vergangene Zeit einer unbeschwerten Jugend hatte sie gemeinsam in Erinnerungen schwelgen lassen. Und zu keiner anderen Gelegenheit war ein größeres Gefühl der Vertrautheit und Nähe entstanden. Ja, wer konnte damals schon ahnen, dass aus der kleinen, lebhaften Prinzessin einst eine Königin werden würde, die mächtige Herrscherin über das mantidische Imperium mit seinen hundertacht Provinzen, verteilt auf siebenunddreißig Planeten in dreiundzwanzig Sonnensystemen. Wer hatte schon ahnen können, dass der eigentliche Thronanwärter Prinz Bap’ka’tha während seiner Offiziersausbildung mit seinem Raumkreuzer über einer namenlosen Welt im Grenzgebiet der Starr abstürzen würde? Man hatte nur noch verkohlte Trümmer gefunden, die gesamte Besatzung war ums Leben gekommen und mit ihr auch der junge, lebenslustige Kommandant, der Thronanwärter, auf den sich alle Hoffnungen konzentriert hatten.
    Und wer hätte ahnen können, dass sich die beiden in der Hierarchie nachrückenden Zwillingsbrüder derart bekämpfen würden, dass die eigentlich vorgesehene Doppel-Regentschaft fast in einen Bürgerkrieg gemündet hätte.
    Damals hatte Prinzessin Ggu’kha erstmals einen überraschenden Weitblick und einen bis dato bei ihr nicht vermuteten Willen zur Macht entwickelt. Mit geschickten Allianzen brachte sie sich während der sich täglich zuspitzenden Krise ins Spiel und tatsächlich gelang es ihr nach kurzer Zeit, nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen, sondern auch die wichtigsten Verbündeten der verfeindeten Brüder für sich einzunehmen.
    Selbst Adelskreise, die ihr gegenüber skeptisch eingestellt waren, befürworteten sie schließlich als eine Ausweichkandidatin, da niemand – außer den Brüdern – wirklich einen Krieg wollte. Sie nahmen an, dass Ggu’khas Herrschaft nur von kurzer Dauer sein würde. Aber lange genug währen würde, um jeder Partei genug Zeit zu geben, eine neue Thronanwärter-Familie aufzubauen.
    Der Bruderzwist wurde auf die typische Art alt-mantidischen Adels gelöst, mit einem Duell, bei dem sich die beiden Kontrahenten gegenseitig zu Tode beförderten.
    Kaum nahm Ggu’kha’tha den königlichen Namenszusatz an und bestieg den Thron, bestand eine ihrer ersten Amtshandlungen darin, Duelle zu verbieten. Es gelang ihr nicht, diese unpopuläre Maßnahme wirklich und wirksam durchzusetzen, aber sie verschaffte sich damit bei der größten Bevölkerungsgruppe der mantidischen Gesellschaft nachhaltig Respekt, beim einfachen Volk. Das begriffen nach und nach auch die klügeren Teile des Adels, die daraufhin eng mit ihr zusammenarbeiteten, selbst wenn sie das Duellverbot geschickt zu umgehen verstanden.
    Auch Pt’kx gewann an Einfluss und Macht hinzu. Als ältester Diener und Vertrauter der jungen Prinzessin wollte die frisch gekrönte Herrscherin nicht auf ihn verzichten. Sie schätzte seine unverbildeten Ratschläge. Hinzu kam, dass er ihr durch alle schwierigen physischen wie psychisch-geistigen Häutungen treu zur Seite gestanden hatte. Keiner kannte mehr private Geheimnisse der Königin als er. Noch nicht einmal ihren besten Freundinnen vertraute sie so viele ihrer innersten Gedanken, Wünsche und Hoffnungen an wie ihm.
    Und all das sollte auf einmal vorbei sein.
    Gut, er wusste selbst, dass er mittlerweile ein Alter erreicht hatte, das ihn steif und unbeweglich machte. Längst konnte er beim forschen Schritt der Jüngeren nicht mehr mithalten, aber bisher hatte ihre Majestät auf seine Gebrechlichkeit mit einer rührenden Besorgtheit Rücksicht genommen. Schon seit vielen Jahren war er von seinen ursprünglichen Aufgaben
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