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Sternenfaust - 014 - Die Falle der Kridan

Sternenfaust - 014 - Die Falle der Kridan

Titel: Sternenfaust - 014 - Die Falle der Kridan
Autoren: Luc Bahl
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wurden von einem Schnarren unterbrochen. Einem Schnarren allerdings, das nicht anders oder ungewohnter klang, als die anderen Laute. Es waren die beiden genau abgestimmten Pausen, die die kleine Gesprächsrunde in dem notdürftigen Versteck hoch oben in den Bäumen aufhorchen ließen.
    »Das war Olafsson!«, sagte Tong und senkte seine Stimme.
    »Hit ‘n Hide …«, wiederholte Stein. Diesmal war auch seine Stimme zu einem Flüstern herabgesunken.
    »Sie bleiben in jedem Fall hier«, sagte Dana an Bruder William gewandt, der es sich abseits von ihnen in einer breiten Astgabel gemütlich gemacht hatte.
    Der Christophorer nickte ergeben und setzte seine schweigende Meditation fort, in die er schon seit Stunden versunken war …
     
    *
     
    Seri-Fan in der Maske von Mertalku folgte dem Wächter, obwohl er den Weg längst kannte. Aber diese Begleitung war richtig und erfüllte den Priester mit geheimen Stolz.
    Das sind meine Leibwächter , dachte er.
    Oben war er von ihnen in Empfang genommen worden. Während ihn einer von ihnen nach unten in den geheimen Versammlungsraum begleitete, überwachten die übrigen, dass keine Unbefugten von dem geheimen Treffen Kenntnis erlangten, während ein Stockwerk höher eine von der Obrigkeit befürwortete Veranstaltung stattfand.
    Eine bessere Tarnung konnte er sich kaum vorstellen. Ein zufriedenes Lächeln glitt über das Gesicht des unscheinbaren Alten. Er betrat den Raum und begrüßte mit einem huldvollen Ausbreiten der Arme die Anwesenden.
    Eilfertig sprang ein junger Kridan herbei und half Mertalku, dem Verkünder, in den Umhang der Wahrheit.
    »Satren-Nor, der Friedensbringer – geheiligt sei sein Name –, hat das Imperium schon so lange verlassen, dass wir alle von tiefer Trauer erfüllt sind«, begann der Verkünder zu predigen.
    Jeder der Anwesenden staunte über die vielfältigen Wunder, die sich bereits wie Legenden um Mertalku rankten.
    Man flüsterte unter den Anhängern, dass er schon über 125 Jahre alt sei.
    Der einfache, ungebildete Landarbeiter hatte niemals Lesen und Schreiben gelernt, geschweige denn die verbotene Sprache der heiligen Schriften. Den größten Teil seines Lebens hatte er damit zugebracht, auf den Feldern zu arbeiten. Bis zu jenem Tag, an dem er der Erleuchtung teilhaftig wurde; der heiligen Botschaft, die ihn in die Arme der als Ketzer verunglimpften Anhänger des Friedensbringers getrieben hatte.
    Dieser Tag der Erleuchtung – so ging die raunend verbreitete Erzählung – habe Mertalku von einer Sekunde zur nächsten mit allem religiösen Wissen versehen, dass notwendig war, um zum Verkünder zu werden. Auf einen Schlag habe er die heiligen Schriften lesen und verstehen können – eine Fähigkeit, für die normale Priester viele Jahre studieren müssen.
    »Vielleicht kommt Satren-Nor eines Tages zu uns zurück … vielleicht auch nicht. Doch wir tragen seine Ideen weiter und machen seine Lehre stärker, als sie jemals zuvor war. Und selbst«, so rief der Alte nun mit erstaunlicher Kraft in der Stimme, »wenn der Friedensbringer zu Gott gegangen ist und wir ihn nie wiedersehen, so wäre dies zwar eine zutiefst traurig stimmende Botschaft. Aber diese Botschaft würde überstrahlt vom Licht seiner Lehre. Und sie würde überstrahlt von der frohen Kunde, die ich euch heute mitteilen will. Eine frohe Kunde, die ihr alle, die ihr hier seid, hinaustragen sollt zu euren Gemeinden. Jeder soll davon erfahren …«
    Der Verkünder machte eine bedeutsame Pause, in der alle den Atem anzuhalten schienen. Was hatte ihnen der Prophet des Wahren Glaubens, der Verkünder, den viele schon für den legitimen Nachfolger des Friedensbringers hielten, Wichtiges mitzuteilen?
    »Ich hatte einen Traum«, fuhr Mertalku fort, »den Traum von Frieden und Freiheit. Aber böse, dunkle Schatten verdeckten das Licht des Friedens und der Freiheit. Fast erlosch die helle Flamme angesichts dieser Schwarzen Macht.«
    Ein Seufzen ging durch die Versammlung.
    »Doch noch einmal schien es, als sammle das Licht von Frieden und Freiheit alle ihm zur Verfügung stehende Kraft, um heller zu strahlen und nicht zu verlöschen. Da erkannte ich, dass die Flamme die dunkle Wolke in einem anderen Licht beschien. Die Wolke war nicht nur ein böses, unförmiges Gebilde, sondern sie stellte etwas dar. Sie bildete ein Gesicht. Jetzt konnte ich es deutlich sehen – ein ganz bestimmtes Gesicht …«
    Wieder unterbrach der Verkünder seine Rede für einen Moment, um seinen Blick über die
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