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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition)
Autoren: Beatrice Fabregas
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etwa ein ehemaliger Sklave. »Das Essen ist gleich so weit. Was meint ihr? Sollten wir den Damen zuvor noch etwas Gesellschaft leisten, oder gibt es noch etwas, das wir besprechen müssen?« Er lächelte dabei, blickte von Fela zu Hermann und zurück.
    Schließlich schüttelte Hermann den Kopf.
    »Gut, dann gehen wir zu den Damen.«
    Fela zögerte. »Ich würde lieber hierbleiben«, sagte er. »Ich bin nicht gemacht für die feine Kunst des Redens. Und ich möchte auch nicht bleiben. Ich bin gekommen, um nach Titine zu fragen. Sobald ich eine Antwort habe, verlasse ich das Haus und störe nicht länger.«
    Groth trat zu dem Schwarzen, legte ihm einen Arm um die Schulter. »Du störst nicht, mein Junge. Und ich will dir gern alle deine Fragen beantworten. Doch zuvor müssen wir den Damen unsere Aufwartung machen. Das gehört sich so, und wir werden das Weihnachtsfest gewiss nicht durch Unhöflichkeit trüben.«
    Fela seufzte und nickte. Dann ließ er Hermann den Vortritt und folgte Joachim Groth zum Salon der Damen. Vor der Tür atmete er einmal ganz tief ein und aus. Dann trat er als Letzter ein, blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen, konnte nicht sprechen, sich nicht bewegen. Aber in seinen Augen stand alles, was er nicht in Worte fassen konnte. Seine Blicke waren fest auf Titine gerichtet, und Titine schaute auf Fela, als wären ihre Blicke mit Fäden aneinandergeknüpft. Dann aber sprang sie aus dem Sessel, stürzte in Felas Arme und hielt ihn so fest, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Sie flüsterte seinen Namen, umfasste sein Gesicht mit ihren Händen.
    Hermann aber kniete unterdessen vor Mafalda, die es nicht wagte, aufzuschauen. Sie hielt die Hände im Schoß, biss sich auf die Unterlippe, um das Beben, das in ihrem Inneren wütete, unter Kontrolle zu bringen. Niemand bemerkte, dass Joachim Groth still und leise den Salon verlassen hatte.
    »Mafalda, verzeih mir. Ich weiß, dass ich dir in den letzten Jahren kein Ehemann gewesen war. Doch jetzt, das verspreche ich dir, wird alles anders.«
    Und Mafalda ließ es zu, dass er ihre Hand ergriff, und fragte ihrerseits: »Kannst du mir denn verzeihen?«
    Da nahm Hermann ihr Gesicht in beide Hände, bedeckte es mit Küssen und flüsterte dabei: »Ich hatte und habe keinen Grund, an deiner Tugend zu zweifeln. Was immer auch geschehen ist, es kann nicht deine Schuld gewesen sein.«

    An diesem Punkt schloss Joachim Groth leise die Tür. Hier wurde er nicht mehr gebraucht. Er begab sich in den Patio, in dem unter den geschmückten Palmen seine Familie und die anderen Gäste warteten: seine Frau Marianne, seine beiden Kinder, die mittlerweile erwachsen waren, Grazia und Rafaela.
    Marianne sah ihn fragend an, und Joachim Groth winkte beruhigend ab. »Es ist alles in Ordnung. Sie liegen sich in den Armen.«
    Rafaela, auf deren Schoß der kleine Aurelio saß, seufzte vernehmlich.
    »Was ist, meine Liebe?«, fragte Marianne Groth freundlich und fuhr sogleich fort: »Es ist wunderschön, sie beide so zusammen zu sehen. Ich bin beinahe versucht, eine Ähnlichkeit zwischen ihnen zu entdecken. Wenn ich es nicht besser wüsste, so würde ich glauben, sie wären Geschwister.«
    Rafaela seufzte noch einmal tief auf und erwiderte leise: »Es ist schön, zu sehen, wie eine Familie wieder zusammenfindet. Und ja, ich habe Aurelio vom ersten Augenblick an geliebt. Nur zu gern hätte ich auch Geschwister gehabt.«
    »Sie sind allein aufgewachsen?«, fragte Marianne.
    »Ja, das bin ich. Eine wunderbare Frau hat mich großgezogen. Doch meine richtigen Eltern habe ich nie kennengelernt. Die Frau, bei der ich wie eine eigene Tochter aufgewachsen bin, hat mir nie gesagt, dass sie nicht meine richtige Mutter ist, aber ich habe gehört, wie zwei Nachbarinnen sich darüber unterhalten haben.«
    Sie drückte Aurelio an sich, und Joachim Groth meinte, in ihren schönen, strahlend blauen Augen, die denen von Aurelio aufs Haar glichen, Tränen schimmern zu sehen. Da hielt er es nicht mehr aus. Er wandte sich an Grazia, die dieser Szene aufgewühlt, aber stumm beigewohnt hatte. »Ist es nicht an der Zeit?«, fragte er sie.
    Die alte Kreolin lächelte. »Es ist nicht unsere Aufgabe, Don Joachim. Schritt für Schritt und nichts übereilen, so kommt man am schnellsten vorwärts.«
    Aber Groth, ein Mann, der seine Empfindungen im Allgemeinen gut zügeln konnte, war zu gerührt über die Dinge, die an diesem Abend stattfanden. Er trat auf Rafaela zu. »Bitte, ich möchte Ihnen jemanden
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