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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition)
Autoren: David Mark
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entwirren, der sein Hirn verstopft. »Zufall hat damit nichts zu tun. Dessen bin ich mir sicher. Das ist kein Verbrechen aus Liebe oder wegen Geld oder aus Rache. Diese Morde ergeben nur im Verstand einer einzigen Person einen Sinn. Jemand versucht, die Waagschalen der Gerechtigkeit auszubalancieren. Er nimmt anderen die Chance auf ein zweites Leben. Menschen, die gegen jede Wahrscheinlichkeit überlebt haben, wo andere starben. Sie werden auf dieselbe Art ausgelöscht, auf die sie nach Meinung desjenigen, der diese Verbrechen begeht, eigentlich hätten sterben sollen. Das sollte uns etwas sagen. Es ist eine Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands. Der Täter versucht, Wunder aus der Gleichung zu eliminieren. Chandlers einziges Motiv wäre, den Stoff für ein Buch zu bekommen, aber ich kenne den Mann, und in seinen Augen liegen vielleicht Zorn und Selbstverachtung, aber nicht …«
    »Nicht das Böse? McAvoy, es geht nicht immer um …«
    »Ich weiß, ich weiß. Die meisten Verbrechen haben damit zu tun, dass jemand die Beherrschung verliert oder zu viel getrunken hat oder einfach härter zugeschlagen hat, als das Opfer vertragen konnte. Aber ich habe in böse Augen geblickt, und die Augen des Mannes, der diese Verbrechen begeht, sind anders. In ihnen liegen Traurigkeit und Verzweiflung, und er tut etwas, das er gar nicht tun will. Es geht darum, dass der Preis bezahlt werden muss. Es …«
    Pharaoh legt ihre Hand auf seine. Sie nickt ihm zu.
    »Wer, glauben Sie, bringt dann diese Menschen um, Hector?«
    »Jemand wie ich«, antwortet er.
    »Sie wären nie zu etwas Derartigem fähig«, sagt sie. »Sie tun keinem Menschen weh.«
    »Ich würde es tun«, sagt er mit gesenktem Kopf. »Für meine Familie. Für die Liebe. Ich würde dem Teufel meine Seele verkaufen für die Menschen, die ich liebe. Ich würde weinen, während ich es tue, aber ich würde es tun. Sie nicht?«
    Pharaoh wendet den Blick ab. »Nicht jeder Mensch liebt so wie Sie.«
    »Dann müssen wir einen Mann finden, der es tut. Jemanden, der stark genug ist, um mich zu überwältigen. Jemanden, der fähig ist, sich mit einem Schneidbrenner aus einem Container zu befreien und einen alten Mann zu töten. Jemanden, der Chandler nahe genug steht, um seine Verbindungen auszunutzen. Nahe genug, dass er bei Algirdas anrief. Wir suchen nach einem Mann, der so liebt wie ich.«
    Sein Gesicht ist zornig, seine Gesten wirken getrieben. Pharaoh weicht unwillkürlich ein Stück vor ihm zurück, und McAvoy begreift sofort, wie einschüchternd er in diesem Moment wirken muss.
    »Tut mir leid, Chefin, es ist nur …«
    Pharaoh schüttelt langsam den Kopf, aber es dauert eine Weile, bis die Spannung sich löst und sie ein schiefes Lächeln zustande bringt. Sie lässt einen Knuff gegen seine Schulter folgen.
    »Bei Ihnen sollte eine verdammte Gebrauchsanweisung beiliegen«, sagt sie. »Ihre Roisin muss ein wahrer Engel sein.«
    McAvoy lacht fast unhörbar.
    »Sie ist besser als wir alle«, sagt er, und mit einer weiten Geste umschließt er die Straße, ihre taumelnden Betrunkenen, die verbretterten Läden und vermüllten Eingänge. »Besser als all das.«
    Pharaoh sieht ihn an und hält seinen Blick fest. Schließlich nickt sie. Sie hat sich entschieden. »Behandeln Sie sie gut, Hector. Hoffen wir, dass etwas auf Sie abfärbt.«

Kapitel 25
    McAvoy lehnt an der roten Backsteinsäule eines eleganten Portikus, der ein paar gläserne Schiebetüren einrahmt.
    »Detective Sergeant McAvoy?«
    Er wendet sich um und sieht eine hochgewachsene, schlanke, kurzhaarige Frau vor sich. Sie trägt eine Daunenjacke über einem weißen Mantel und einem Hosenanzug. Sie streckt ihm eine blasse, unberingte Hand entgegen, die vollständig in McAvoys Faust verschwindet, während er sich Mühe gibt, sie nicht zu zerquetschen.
    »Megan Straub«, stellt sie sich vor.
    McAvoy freut sich, als sein Lächeln erwidert wird.
    »Ich bin Annes Ärztin«, sagt sie und bedeutet ihm, ihr in die warme Umarmung des modernen Krankenhauses zu folgen. »Ich glaube, ein paar unserer Manager und Sesselpupser sind ein bisschen nervös wegen der Sache«, fügt sie fröhlich hinzu, während die Doppeltür aufgleitet und sie einen langen Korridor mit auf Hochglanz poliertem Holzfußboden entlanggehen.
    »Nun, wie schon gesagt, es handelt sich um eine Morduntersuchung …«
    »Ja, Sie erwähnten etwas in der Richtung«, meint Dr. Straub leichthin, dann lacht sie und fügt hinzu: »Ich kann mir Anne nur nicht als
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