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Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition)

Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition)

Titel: Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition)
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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der Tische. Stella, völlig gebannt von dem nicht enden wollenden Schokoladenstrom, setzte sich auf einen Stuhl und betrachtete das wundersame Gebilde. Sie versuchte, dem Schokoladenstrom von einer Stufe zur nächsten zu folgen, von oben nach unten bis ins Becken, und stellte sich dann vor, wie die Schokolade wieder nach oben gesaugt wurde. Runter-runter-runter-runter,
wusch
, hoch-hoch-hoch-hoch. Immer und immer wieder … Stella lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Ihre Augen schlossen sich. Sie schlief ein.

    Zehn Minuten später, nicht weit entfernt an ihrem Tisch, beobachtete Stellas Mutter Isabel ihre schlafende Tochter. Sie wandte sich an ihren Mann. «Was meinst du?»
    «Ich glaube, der Kaffee, den ich ihr gegeben habe, hat nicht gewirkt.»
    Isabel boxte ihn liebevoll auf den Arm.
    «Au!», sagte Mikhail in gespieltem Schmerz und dachte, dass seine Frau definitiv in der richtigen Schlange gestanden hatte, als Gott Muskeln verteilte. «Ich glaube, wir sollten sie einfach schlafen lassen.»
    Isabel nickte. «Ja, das ist wahrscheinlich –»
    Sie wurden von einer Stimme unterbrochen: «Meine Damen und Herren, Jungen und Mädchen, Familie, Freunde und Nachbarn der Familie Zwickel, willkommen zu Benjamin Jeremiah Zwickels Winter-Wunderland-Bar-Mizwa-Feier!» Der Zeremonienmeister im blauen Frack sprach in ein Mikrofon.
    Stella blieb von dem Tumult unberührt.
    «Bitte nehmen Sie Platz», fuhr der Zeremonienmeister fort, «damit der Bar-Mizwa-Junge Einzug halten kann.»
    Die Lichter im Saal wurden gedämpft, nur die Schiebetrennwand blieb beleuchtet. Die Band spielte einen Tusch, und alle, mit Ausnahme von Stella, nahmen ihre Plätze ein. Ein leises, staunendes Gemurmel ging durch den Festsaal, als die Schiebewand sich öffnete und – zur großen Überraschung aller – eine kleine Eislaufbahn freilegte. «Ooh», raunten die Gäste.
    «Du liebe Güte!», rief Isabel.
    «Ist das echtes Eis?», dachte Mikhail laut und mit offenem Mund.
    «Es ist Kunsteis!», schallte eine Stimme neben ihnen. Sie gehörte April Landau, der Veranstaltungsplanerin. «Plastik, eine Polymermischung. Die Bahn besteht aus Paneelen und war ganz leicht zusammenzubauen. Wirklich! Und der Preis war wirklich sehr vernünftig. Wir mussten sie einfach haben! Wir haben sie zusammen mit fünfzig Paar Schlittschuhen gemietet.»
    Die Band setzte mit der Melodie zu «Star Wars» ein. Alle Augen waren jetzt auf die Bahn gerichtet.
    «Und hier kommt er, der Bar-Mizwa-Junge!», verkündete der Zeremonienmeister. «Bitte heißt Ben herzlich willkommen!»
    Sechs von Bens Freunden in Anzügen, aber mit Schlittschuhen, glitten auf die Bahn. In ihrer Mitte war Ben. Die Gäste klatschten begeistert, und die Jungen, angespornt durch die Reaktion, schoben mit ihren Schlägern einen Puck übers Eis. Sie spielten ihn sich im Rhythmus der Musik zu, vor und zurück, hierhin und dorthin,
zisch
,
zisch
, schossen auf imaginierte Tore. Die Gäste sahen zu, wie der Puck vorbeiwischte, völlig gebannt, wie bei einem olympischen Spiel.
Wusch
,
wusch
. Zwei Schläger knallten gegeneinander –
krach
! Ein Junge stoppte den Puck mit ausgeholtem Schläger, und bevor irgendjemand begriff, was da passierte, segelte der Puck im hohen Bogen durch die Luft und über den Zaun und knallte gegen den Schokoladenbrunnen.
Päng
! Das Gebilde wackelte, kippte dann mit lautem, metallischem Ächzen auf den Tisch und verspritzte überallhin Schokolade, vor allem aber über Stella, die auf einem Stuhl vor dem Tisch schlief. Sie wachte erschrocken auf, als die warme Schokolade sie traf und von Kopf bis Fuß einsprühte.
    Josephine, die am nächsten saß, war als Erste bei ihr und krümmte sich vor Lachen. «Bubele», sagte sie, «ich dachte, du wolltest dein Gesicht mit
Wasser
bespritzen!»
    Danach passierte alles im Zeitraffer.
    Die zweite Person bei Stella war April Landau, die Veranstaltungsplanerin. Sie rutschte auf der Schokolade aus, brach sich das Bein an drei Stellen und musste ins Krankenhaus.
    Stella wurde nach oben in ihr Hotelzimmer gebracht, geduscht und ins Bett gesteckt. Sie schlief fast augenblicklich ein, wachte aber zwei Stunden später wieder auf – gerade rechtzeitig für das gefrorene Blaubeersorbet. Es schmeckte köstlich. Und war sehr kalt. Brr.
     
    «Oh, dear!», sagte Josephine am nächsten Morgen, als sie das Satinkleid begutachtete. Der Rücken war schokoladenfrei, aber vorn war das Kleid eindeutig ruiniert. «Oh, dear. Das Erbstück meiner
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