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Steinbock-Spiele

Steinbock-Spiele

Titel: Steinbock-Spiele
Autoren: Robert Silverberg
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der vorgeschriebenen Zeit an einen Monitor gewandt habe, werde ich ausgewiesen.
    »Nun gut«, sage ich. »Bring mich zur Grenze von Hawk Nest.« »Sie werden sofort nach Ganfield zurückkehren.«
    »Ich habe in Hawk Nest zu tun.«
    »Illegal Einreisende werden zu ihrem Ursprungsort zurückgebracht.«
    »Was spielt es für eine Rolle, wohin ich gehe, solange ich Conning Town verlasse?«
    »Illegal Einreisende werden zu ihrem Ursprungsort zurückgebracht«, sagt die Maschine unerbittlich.
    Ich wage nicht zurückzukehren, nachdem ich so wenig erreicht habe. Während ich noch mit dem Monitor streite, werde ich vom Platz geführt, durch dunkle, schluchtartige Straßen zum Eingang der Untergrundbahn. In der Station werde ich einem zweiten Monitor übergeben.
    »In drei Stunden trifft der nach Ganfield fahrende Zug ein«, teilt mir der erste Monitor mit. Er rollt davon.
    Zu spät wird mir klar, daß die Maschine versäumt hat, mir meinen Paß zurückzugeben.
8
    Monitor Zwei zeigt geringes Interesse an mir. Er patrouilliert durch die Station, zieht einen weiten Bogen um mich, eine Kamera beiläufig auf mich gerichtet, aber unbekümmert um das, was ich tue. Wenn ich zu fliehen versuche, wird er mich natürlich töten. Nervös studiere ich meine Karte. Hawk Nest liegt nordöstlich von Conning Town; wenn das die Station ist, die ich meine, kann die Grenze nicht weit sein. Fünf Minuten zu Fuß, vielleicht. Ohne Paß kann ich nirgends hin, außer nach Ganfield; mein Pendler-Status ist aufgehoben. Aber in Hawk Nest galten rechtmäßige Dinge wenig.
    Wie entkommen?
    Ich entwerfe einen Plan. Seine Schlichtheit läßt ihn absurd erscheinen, aber Absurdität ist beim Umgang mit Maschinen oft nützlich. Der Monitor ist beauftragt, mich in den Zug nach Ganfield zu setzen, ja. Aber nicht unbedingt, mich dort festzuhalten.
    Ich warte die mühsam verrinnenden Stunden bis zum Tagesanbruch. Ich höre das Heulen der komprimierten Luft tief im Tunnel. Stumpfnasig, seidenweich, gleitet der Zug in die Station. Der Monitor weist mich hinein. Ich betrete den Wagen, durchquere ihn schnell und steige durch die offene Tür an der anderen Seite aus. Selbst wenn der Monitor das Manöver beobachtet hat, kann er nicht gut in einen vollen Zug schießen. Als ich den Wagen verlasse, beginne ich zu laufen, hetze vorbei an verblüfften Reisenden und renne die Treppe hinauf in den nebligen Morgen. Auf der Straße zu laufen, ist unklug. Ich gehe mit schnellen Schritten weiter und schlüpfe in die Menge der Früharbeiter. Die Straße ist der Crystal Boulevard. Gut. Ich habe mir einen Weg eingeprägt: Auf dem Crystal Boulevard zum Falgstone-Platz, dann über die Mechanic Street zur Grenze.
    Vermutlich sind alle Monitoren, verbunden mit dem Zentralnervensystem, das die Maschinen im Distrikt Conning Town benutzen, augenblicklich von meinem Verschwinden informiert worden. Aber das ist nicht dasselbe, wie zu wissen, wo ich zu finden bin. Ich gehe auf dem Crystal Boulevard nach Norden – der Name ist von dunkler Ironie, oder es liegt an den großen Wandlungen, die von der Zeit bewirkt werden – und erreiche, mitgetrieben vom Gedränge der Fußgänger, den Falgstone-Platz, eine düstere, schiefe Fläche, von der links die Mechanic Street abzweigt. Ich gehe unangefochten durch diese Straße mit kleinen Läden. Der Ort, wo mit Schwierigkeiten zu rechnen sein wird, ist die Grenze.
    Ich erreiche sie nach wenigen Minuten. Es ist eine breite, staubige Straße, leer und lautlos, auf der Seite von Conning Town eine Reihe kantiger Lagerhäuser aus Ziegelsteinen, auf der Seite von Hawk Nest niedrige, schiefe Häuser, manche in Ruinen, selbst die besten halb verfallen. Es gibt keine Sperre. Eine Distriktsgrenze abzusperren, ist ungesetzlich, außer im Krieg, und ich habe von keinem Krieg zwischen Conning Town und Hawk Nest gehört.
    Soll ich es wagen, hinüberzugehen? Polizeimaschinen von zwei Gattungen überwachen die Straße: solche mit flachen Kuppeln aus Conning Town, und schwarze, mit sechseckigen Köpfen, aus Hawk Nest. Die eine oder die andere wird mich sicherlich im Niemandsland zwischen den Distrikten niederschießen. Aber ich habe keine Wahl. Ich muß weitergehen.
    Ich laufe in dem Augenblick auf die Straße, als die beiden Polizeimaschinen, die auf gegenläufigen Wegen aneinander vorbeikommen, eine unüberwachte Strecke von vielleicht einer Blocklänge lassen. Mitten auf meinem Weg entdeckt mich der Monitor aus Conning Town und plärrt einen Befehl. Die Worte sind
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