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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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ausblieb, würde Leffinge fallen. Steel schlug erneut zu und versetzte dem nächsten Franzosen einen tödlichen Hieb am Kopf.
    Slaughter zwängte sich neben Steel. Da Steel im Augenblick keinen direkten Gegner mehr hatte, wandte er sich kurz seinem Sergeant zu. »Jacob? Alles in Ordnung?«
    Slaughter stieß einen Franzosen zurück und suchte dann zögerlich Steels Blick. Steel kannte seinen Sergeant seit Jahren, daher konnte er diesen Blick deuten: Eine Mischung aus Furcht und Trauer.
    »Es tut mir leid, Sir, unendlich leid«, sagte Slaughter.
    »Ist was mit meiner Frau?«, rief Steel.
    »Sie ist tot, Sir, und Simpson auch. Es tut mir leid.«
    Steel taumelte rückwärts von den Barrikaden und brauchte einen Augenblick, um sich zurechtzufinden. »Wie ist das passiert?«
    »Sie wurde erschossen, Sir, Macdonald gleich mit. Sie muss sofort tot gewesen sein. Wird’s nicht mal gespürt haben. Mr. Simpson wurde übel zugerichtet. Kaltblütig erledigt, nach meinem Dafürhalten. Ein qualvolles Ende, fürchte ich.«
    Steel wusste sofort, wer dahintersteckte. Malbec war hier in Leffinge.
    Instinktiv wandte er sich wieder den herandrängenden Franzosen zu. Der Feind überwand die Barrikaden, und die arg dezimierten Reihen aus rot, grau und blau uniformierten Grenadieren wichen zurück in Richtung Stadt. Es war nicht zu übersehen: Die Alliierten würden unterliegen. Aber die Furcht, die Steel verspürte, wich einem anderen Gefühl. Rote Schlieren trübten seine Sicht, als Hass in ihm hochkochte. Trauer und Mitleid verblassten vor dem alles verzehrenden Hass.
    Mit grimmiger Miene sagte er zu Slaughter: »Zehn Guineen für den, der mich zu dem französischen Major führt.«
    »Sir?«
    »Malbec. Er befehligt die Grenadiers Rouges. Zeigt mir, wo seine Männer kämpfen, und wir finden ihn. Zehn Guineen.«
    Besorgnis schlich sich in Slaughters Blick. Nie hatte er Steel so aufgebracht gesehen, so überwältigt von Zorn. Die Unvernunft raubte ihm das klare Denken. Dies war nicht mehr der umsichtige Offizier, den Slaughter seit nunmehr sechs Jahren kannte.
    »Ich sag’s den Jungs, Sir. Aber müssten wir uns nicht um die Franzmänner hier kümmern? Sind ’ne Menge von da. Mehr als nur ein Major.«
    »Was hat es Euch zu interessieren, wen ich zu töten gedenke, Mann?«, fuhr Steel ihn an. »Ich knöpfe mir vor, wen ich will. Malbec, seine Hure, ihren verdammten König und all seine Generäle, und wenn es sein muss auch den Thronprätendenten. Es ist doch ohnehin alles Irrsinn, Jacob. Der Krieg, die Liebe, die Treue. Übrig bleibt nur der Tod. Es gibt keine Tugend mehr. Keine Gerechtigkeit. Nur noch den Tod und Blut.«
    Steel wirkte beinahe abwesend, als er sich hinter seine Männer begab und sich offenbar nicht entscheiden konnte, wo er sich einreihen sollte. Slaughter starrte ihn an. Der Sergeant fragte sich einen Moment lang, ob sein Captain überhaupt in der Lage war, das Kommando zu führen. Er war im Begriff, sich an Hansam zu wenden.
    Aber da hatte der Lieutenant bereits erkannt, wie es um seinen Freund stand. Vorsichtig legte er ihm eine Hand auf die Schulter. »Jack, hör zu. Du hast das Kommando. Wir müssen uns in die Stadt zurückziehen, zum zweiten Verteidigungsring. Maclean ist getroffen, Major Kidd ist tot. Wir brauchen jetzt deine Hilfe, Jack. Die Jungs brauchen dich. Dein Bataillon braucht dich. Um Himmels willen, hörst du mir überhaupt zu, Jack? Dein Bataillon!«
    Steel wirbelte auf dem Absatz herum. Als Hansam den Hass in den Augen seines Freundes sah, zog er schnell die Hand zurück und ging auf Abstand.
    Einen Augenblick lang fragten sich Hansam und Slaughter, wie es weitergehen mochte, doch plötzlich änderte sich Steels Stimmung – der Hass fiel fast so schnell wieder von ihm ab, wie er über ihn gekommen war. Er schien sich zumindest wieder im Griff zu haben, als er seinen Freund und den Sergeant abwechselnd anschaute.
    »Worauf warten wir noch? Schickt die Männer zurück zur zweiten Linie. Wo ist Maclean?«
    »In einem der Häuser. Zweite Straße rechts. Ihn hat’s schwer erwischt, Jack. Wird es wohl kaum schaffen.«
    Steel nickte nüchtern. »Jacob, ich möchte einen geordneten Rückzug, in zwei Reihen, mit aufgepflanzten Bajonetten. Zug um Zug sollen die Männer sich zurückziehen. Ein Zug gibt dem anderen Feuerschutz. Verstanden?«
    Der Sergeant nickte. »Vollkommen, Sir.«
    Als Slaughter sich zum Gehen wandte, fügte Steel noch hinzu: »Und denkt an die zehn Guineen, Jacob. Ich meine es ernst. Henry,
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