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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Autoren: Cindy Spencer Pape
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schuldet«, erklärte Caroline leise und bestimmt. »Das Gehalt für dieses Quartal hätte ich gerne in bar, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich möchte, dass man eine Droschke ruft, die mich in ein anständiges Hotel bringt, sobald meine Taschen gepackt sind. Ich erwarte keine Empfehlung, aber ich bestehe darauf, dass nichts von diesem Zwischenfall an die Öffentlichkeit dringt. Sollte jemand fragen, warum ich nicht mehr in Ihren Diensten stehe, werden wir beide dasselbe antworten: Wir waren einander einfach nicht mehr genehm.«
    Sie blickte streng in Richtung Haushälterin und Butler. »Das gilt auch für die Hausangestellten, wenn es recht ist.«
    Levenger nickte höflich. Der Butler war ein vernünftiger Kerl, selbst wenn seine Loyalität mehr seinem Arbeitgeber als Caroline als geschädigter Partei galt. »Selbstverständlich. Mrs. Dennis, würden Sie ein Zimmermädchen und einen Diener in Miss Bristols Zimmer schicken?«
    Mrs. Dennis, die sehr an Mrs. Wemberly hing und deshalb immer gegen eine junge und leidlich attraktive Gouvernante im Haus gewesen war, nickte widerwillig. Im Gehen warf sie Caroline noch einmal einen drohenden Blick über die Schulter zu. »Achten Sie darauf, nichts einzupacken, das Ihnen nicht gehört. Beckett wird aufpassen.« Der Diener Beckett war ihr Neffe und hatte seinerseits Probleme damit, die Pfoten von Carolines Hintern zu lassen.
    »Selbstverständlich.« Caroline schob ihre Brille zurecht, die ihr bei dem Handgemenge von der Nase gerutscht war. Dann steckte sie eine widerspenstige blonde Strähne hinter das Ohr und wandte sich der Treppe zu. »Ich werde den Kindern sagen, dass ich gehe, um mich um eine alte Tante zu kümmern.« Die zwei Buben der Wemberlys waren natürlich verwöhnte Bälger, aber schließlich waren sie nur Kinder und verdienten deshalb etwas Nachsicht, im Gegensatz zu ihren beklagenswerten Eltern.
    In kerzengerader Haltung stieg sie den Dienstbotenaufgang zu ihrem Zimmer neben der Kinderstube hinauf, wo sie methodisch ihre wenigen Habseligkeiten zusammenpackte, unter dem grimmigen Blick von Beckett und mit der freundlicheren Unterstützung von Sally, dem Dienstmädchen der Kinderstube. Dann schickte sie Sally fort, um die Buben zu wecken, während Beckett ihre Truhe zur wartenden Droschke schleppte.
    Nachdem sie sich von ihren Zöglingen verabschiedet hatte, legte sie Mantel und Hut an und ließ sich von Levenger zur Droschke führen. Die ganze Fahrt über durch den kalten Abendnebel zu dem gleichen unscheinbaren Hotel, das sie in der Vergangenheit schon wiederholt genutzt hatte, hielt sie den Blick nach vorne gerichtet. Zurückzuschauen war immer eine Zeit- und Kraftverschwendung. Genauso wie weinen. Caroline blinzelte ein paarmal, um die Tränen zu unterdrücken.
    Sie hatte genug Geld gespart, um eine kurze Zeit in würdevoller Armut zu leben, dem Zustand, den sie seit dem Tod ihres Großvaters kurz vor ihrem sechzehnten Geburtstag kannte. In den letzten elf Jahren war Caroline auf Gedeih und Verderb von anderen abhängig gewesen und war es mehr als leid. Bedauerlicherweise hatte sie diesbezüglich keine Wahl. Der Hungertod war eine noch unerfreulichere Alternative. In diesem Bewusstsein würde sie sich sofort auf die Suche nach einer neuen Anstellung machen. Vielleicht dieses Mal als Gesellschafterin für eine ältere Dame – vorzugsweise ohne männliche Verwandte, die zu Besuch kommen könnten.
    Wapping war zu Tageszeit genauso unerfreulich wie bei Nacht.
    Merrick wich aus, um der Leerung eines Putzeimers aus einem Fenster im ersten Stock auszuweichen, und wäre dabei fast in einen Haufen Pferdeäpfel auf der Straße getreten. Das Klanggewirr aus Stimmen von Prostituierten, die ihre Dienste anpriesen, und Straßenverkäufern, die Fleischpasteten feilboten, wurde durch das Hämmern eines Schmieds, der irgendwo in der Nähe auf einen Amboss einschlug, und durch die Rufe der Hafenarbeiter, die eine Straße weiter ein Schiff entluden, rhythmisch unterlegt.
    Merrick hatte von Donnerstagnacht bis Freitagmittag Jack Dugan und seinem jungen Werwolf-Constable dabei geholfen, die Sache mit den Ladenmädchen zu klären. Die bezahlten Handlanger hatten bald gesungen. Sie hatten Haverston belastet und gestanden, dass die jungen Frauen an mehrere Bordelle in Whitechapel versteigert und nicht nach Übersee verschifft werden sollten. In Sachen Menschenhandel betrieb man in England hauptsächlich Inlandsgeschäfte und keinen Export, entgegen allem, was Skandalmeldungen aus
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