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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen
Autoren: Dana Horáková
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Bubi«. An manchen Tagen schreibt Rosa an beide, an den Sohn und seine Mutter: »Niuniu, Liebling ... Ich küsse dich« und »Liebes Klärchen ... Ich küsse dich vielmals«.
    Empfindet Clara die Liebe der Freundin zu ihrem Kind nicht fast wie einen Inzest?
    1910, auf dem Höhepunkt der Affäre, marschieren die Frischverliebte und die Mutter ihres Liebhabers zum Parteitag in Magdeburg. Hat Clara in Berlin zu tun, wohnt sie bei Rosa. Nachdem sich das Paar trennt, lädt Clara Rosa ein, mit ihrer Familie Weihnachten zu feiern. Indem Clara diese »unordentliche« Liebe nicht nur toleriert, sondern sie so sogar verteidigt, überflügelt sie jene Genossen, die in ihrer Doppelmoral verhaftet geblieben sind. Und wird ein »weiblicher Vollmensch«.

NACHWORT
    Starke Frauen gab es schon immer, und zwar lange bevor das Wort »Emanzipation« von der Frauenbewegung beschlagnahmt wurde. Daher verstanden sie sich auch nicht als »Emanzen«, sondern waren vor allem damit beschäftigt, ihr Königreich, ihr Kloster, ihren Betrieb, ihre Familie usw. auf Vordermann zu bringen. Und verglichen mit der heutigen, eher überschaubaren Anzahl der Frauen in den Chefetagen (2,3 Prozent) war die »Quote« der Frauen in »Führungspositionen« früher vermutlich deutlich höher, führt man sich all die Regentinnen, Äbtissinnen, Heiligen, Hexen, Heilerinnen und vor allem die vielen Witwen, die »übernahmen«, nachdem ihre Männer in Kriegen, Kreuzzügen oder sonstigen Scharmützeln ums Leben kamen, vor Augen.
    Dabei ging es keiner dieser Top-Frauen darum, »die Erste« – Päpstin, Ärztin, Pilotin etc. – zu sein, denn auf einen Wettkampf mit den Männern hatten sie es nicht angelegt. Das Ziel war nicht, sich in einer Männerwelt durchzusetzen, sondern das selbst gesteckte Ziel zu verwirklichen. Sie wollten gar nicht wie ein Mann sein, dachten nicht im Traum daran, ihre weiblichen Eigenschaften abzulegen oder sich gar wie die männertötenden Amazonen zu verstümmeln, um gesellschaftliche Bereiche für sich zu erobern.
    Kurz: Sie verglichen sich nicht mit dem anderen Geschlecht, definierten sich nicht durch die Männer. Und vor allem – sie bekämpften sie nicht. Eine starke Frau kämpft also nicht gegen , sondern um die Männer, verwechselt ihre Wesensstärke nicht mit Dominanz und jagt ihren Partnern folglich keine Angst ein. Wenn Königin Luise sagt, »Ich lebe zum Vergnügen meines Mannes« (dem sie zeitlebens das Rückgrat stärkte), heißt dies nicht, sie hätte Preußen vergessen und sich auf die Pflege der königlichen Unterhosen beschränkt.
    Ist der Mann kein Klassenfeind, wird die Quote obsolet – die paradoxerweise von Feministinnen gefordert wird, obwohl sie diskriminierend ist, guten Frauen Rechtfertigungsbedarf aufbürdet und Männern Überlegenheitsgefühl beschert: Die hätte es ohne Quote nie geschafft, heißt es dann doch. Womit die Herren recht haben. Eine Frau, welche die Quote braucht, ist nicht stark. Nur wer sich fordert, wird gefördert, nur wer sich aussetzt, hat die Chance, mehr aus sich zu machen als durch das Schicksal vorgesehen: »Ich fühlte meine Untüchtigkeit, und dennoch musste ich alles in mir selber finden ... Da stand ich nun ganz nackend«, berichtet Herzogin Anna Amalia. Auch Romy Schneider bestätigt: »Ich habe mein Schicksal selbst geschmiedet, und ich bereue nichts.« Und Alma Mahler-Werfel, eine Femme fatale par excellence, weiß: »Jeder Mensch kann alles, aber er muss auch zu allem bereit sein.« Um ans Ziel zu kommen, braucht eine starke Frau Mut, Können, Willen und, wie Männer auch, den einen oder anderen Förderer.
    Ich glaube also, die starke Frau ist kein Männerschreck, aber auch kein anschmiegsames Kuschelweibchen. Was, wie aber ist sie?
    Anstelle einer Definition hier eine wahre Geschichte: Es geschah 1230 in Marburg. Ein Mönch befiehlt einer jungen Frau, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Und dann peitscht er sie eigenhändig »mit recht groben und langen Gerten bis aufs Blut« aus, wie Zeitzeugen berichten. Die Gezüchtigte war Elisabeth von Thüringen, von Geburt Königstochter, ihr Peiniger Konrad von Marburg, den sie Jahre zuvor zu ihrem Seelenführer erkor. Doch je rechthaberischer er wurde, umso entschlossener verfolgte die junge Witwe ihr Anliegen: Sie möchte ein Hospital bauen. »So will ich denn tun, woran Ihr mich nicht hindern könnt«, verkündet sie und erklärt ihrer Magd mit beeindruckender Gelassenheit, warum sie Konrad gewähren ließ: »Es ist mit uns
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