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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half)
Autoren: Stephen King
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es nicht ausdrücken, Mr. Beaumont, aber eine Untersuchungsoperation ist erforderlich.«
    Und er dachte: Wenn es wirklich einen Gott gibt, und wenn er uns wirklich nach Seinem Bilde geschaffen hat, dann möchte ich wissen, warum es so verdammt viele Männer gibt wie diesen hier, die herumlaufen und das Schicksal so vieler anderer in ihren Händen halten.
    Glen schwieg eine ganze Weile mit gesenktem Kopf und gerunzelter Stirn. Endlich hob er den Kopf und stellte die Frage, die ihm am meisten zu schaffen machte.
    »Sagen Sie mir die Wahrheit - was wird das alles kosten?«
    Die Schwester, die bei der Operation assistierte, sah es zuerst.
    Ihr Aufschrei war schrill und zerriss die Stille des Operationssaals, in dem in den letzten fünfzehn Minuten die einzigen Laute die gemurmelten Anweisungen Dr. Pritchards gewesen waren, das Zischen der Kontrollapparaturen und das kurze, hohe Heulen der Neglisäge.
    Sie taumelte zurück, prallte gegen einen Wagen, auf dem fast zwei Dutzend Instrumente säuberlich bereitgelegt worden waren, und kippte ihn um. Er landete mit nachhallendem Scheppern auf dem gekachelten Boden; dem Scheppern folgte eine Reihe leiserer, klirrender Geräusche.
    »Hilary!« schrie die Oberschwester. Ihre Stimme verriet Entsetzen und Überraschung. Sie vergaß sich so sehr, dass sie tatsächlich einen halben Schritt in Richtung der Schwester tat, die mit wehendem grünem Kittel die Flucht ergriffen hatte.
    Dr. Albertson, der bei der Operation assistierte, versetzte ihr einen Tritt gegen das Schienbein. »Vergessen Sie nicht, wo Sie sich befinden.«
    »Ja, Doktor.« Sie drehte sich sofort wieder um und warf nicht einmal einen Blick auf die Tür, durch die Hilary, noch immer kreischend, von der Bühne abging.

    »Stecken Sie das Zeug in den Sterilisator«, sagte Albertson. »Und zwar sofort. Dalli, dalli.«
    »Ja, Doktor.«
    Sie machte sich daran, die Instrumente aufzusammeln, schwer atmend, offensichtlich nervös, aber trotzdem beherrscht.
    Dr. Pritchard schien das alles nicht zur Kenntnis genommen zu haben. Er blickte hingerissen in das Fenster, das er in Thad Beaumonts Schädel geöffnet hatte.
    »Unglaublich«, murmelte er. »Einfach unglaublich. Das ist ein Fall für die Literatur. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sähe.. .« ; Das Zischen des Sterilisators schien ihn aufzuwecken, und er wendete sich an Dr. Albertson.
    »Wir müssen absaugen«, sagte er scharf. Er warf einen Blick auf die Oberschwester. »Und was zum Teufel machen Sie da? Lösen Sie Kreuzworträtsel ? Setzen Sie Ihren müden Arsch in Bewegung!«
    Sie kam und brachte die Instrumente in einer frischen Schale mit.
    »Ich brauche die Pumpe, Lester«, sagte Pritchard zu Albertson. »Wir müssen absaugen. Und dann werde ich Ihnen etwas zeigen, was Sie - außer vielleicht in einem Raritätenkabinett - noch nie gesehen haben.«
    Albertson rollte die Saugpumpe heran, ohne Rücksicht auf die Oberschwester, die beiseite sprang, die Schale mit den Instrumenten aber trotzdem nicht fallen ließ.
    Pritchard wendete sich an den Anästhesisten: »Wie ist der Blutdruck? Ein guter Blutdruck ist alles, was ich verlange.«
    »Eins-null-fünf über achtundsechzig, Doktor. Stabil wie ein Felsen.«
    »Seine Mutter hat gesagt, wir hätten den nächsten William Shakespeare hier auf dem Tisch, also sorgen Sie dafür, dass es so bleibt. Saugen Sie, Al - Sie sollen ihn mit dem verdammten Ding nicht nur kitzeln.«
    Albertson saugte, beseitigte das Blut. Im Hintergrund piepte stetig, monoton, beruhigend die Überwachungsmaschinerie. Dann hielt er plötzlich den Atem an. Ihm war, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt.
    »Großer Gott. Großer Gott.« Er fuhr kurz zurück - dann beugte er sich vor. Seine Augen über der Maske und hinter den horngefaßten Brillengläsern waren vor Neugier und Faszination geweitet.
    »Was ist das?«
    »Ich nehme an, Sie sehen, was es ist«, sagte Pritchard. »Man braucht ein paar Sekunden, um sich daran zu gewöhnen. Ich habe darüber gelesen, aber nie erwartet, dergleichen je zu Gesicht zu bekommen.«
    Thad Beaumonts Gehirn hatte die gleiche Farbe wie der äußere Rand einer Schneckenmuschel - mittelgrau mit einem ganz leichten Anflug von Rosa.
    Aus der glatten Oberfläche der Dura ragte ein einzelnes, blindes und missgebildetes Auge heraus. Das Gehirn pulsierte leicht. Das Auge pulsierte mit ihm. Es sah aus, als versuchte es, ihnen zuzublinzeln. Dieses Blinzeln war es gewesen, das die assistierende Schwester zu
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