Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Serie an einen der großen New Yorker Verlage verkaufen zu können. Erst am zweiten Tag der Foto-und-Interview-Sitzung hatte Thad begriffen, daß die Frau sondierte, ob er den Text dazu schreiben würde. Der Tod der Teddybären würde, so sagte sie, »der endgültige, vollkommene Kommentar zum Sterben in Amerika« sein, »finden Sie nicht, Thad?«
    Angesichts ihrer makabren Interessen war es wohl nicht verwunderlich, daß diese Frau Georges Grabstein bestellt und aus New York mitgebracht hatte. Er bestand aus Pappmaché.
    »Es macht ihnen doch nichts aus, sich vor diesem Grabstein die Hände zu schütteln«, hatte sie mit einem Lächeln gefragt, das schmeichlerisch und zuvorkommend zugleich gewesen war. »Das gibt eine wundervolle Aufnahme.«
    Liz hatte ihn angesehen, fragend und ein wenig entsetzt. Dann hatten sie den imitierten Grabstein, der aus New York City (wo die Zeitschrift People ganzjährig zu Hause war) nach Castle Rock in Maine (wo die Beaumonts im Sommer zu Hause waren) gereist war, beide mit einer Mischung aus Verwunderung und nachdenklichem Staunen betrachtet. Es war die Inschrift, die Thads Blick immer wieder auf sich lenkte.
     
    Kein angenehmer Zeitgenosse.
     
    Allen schmückenden Beiwerks beraubt, war die Geschichte, die People den hingerissenen Lesern von Prominentenklatsch erzählen wollte, ganz simpel. Thad Beaumont war ein angesehener Schriftsteller, dessen erster Roman, The Sudden Dancers , 1972 für den National Book Award nominiert worden war. Dergleichen hatte zwar bei den Literaturkritikern einiges Gewicht, aber für die hingerissenen Leser von Prominentenklatsch war das völlig belanglos. Der Mann, für den sie sich interessierten, war überhaupt kein wirklicher Mann. Thad hatte einen Bestseller, der ein Riesenerfolg gewesen
war, und drei weitere, gleichfalls überaus erfolgreiche Romane, unter einem anderen Namen geschrieben. Und dieser Name war George Stark gewesen.
    Jerry Harkavay, aus dem das gesamte Büro von Associated Press in Waterville bestand, hatte die George-Stark-Story als erster aufgegriffen, nachdem Rick Cowley, Thads Agent, mit Thads Erlaubnis Louise Booker von Publisher’s Weekly angerufen hatte. Allerdings hatten weder Harkavay noch Louise Booker die vollständige Story bekommen - schon deshalb nicht, weil es Thad widerstrebte, Frederick Clawson, diesen schleimigen kleinen Widerling, auch nur zu erwähnen -, aber sie war trotzdem gut genug gewesen, um eine weitere Verbreitung zu verdienen, als die Agenturdienste von AP oder das Fachblatt der Buchindustrie ihr bieten konnten. Clawson, hatte Thad Liz und Rick erklärt, war nicht die Story - er war lediglich das Arschloch, das ihn zwang, sie an die große Glocke zu hängen.
    Im Verlauf dieses ersten Interviews hatte Jerry ihn gefragt, was für ein Typ George Stark war. »George«, hatte Thad erwidert, »ist kein angenehmer Zeitgenosse.« Dieses Zitat hatte Jerry die Schlagzeile für seinen Bericht geliefert, und es hatte die Fotografin auf die Idee gebracht, einen Grabstein aus Pappmache zu bestellen, auf dem diese Worte standen. Die Welt war schon komisch. Wirklich komisch.
    Ganz plötzlich mußte er wieder lachen.

2
    Auf dem schwarzen Feld unter dem Foto, das Thad und Liz auf einem der Friedhöfe von Castle Rock zeigte, standen in weißer Schrift zwei Zeilen Text.
    DER TEURE VERBLICHENE STAND DIESEM MANN UND DIESER FRAU SEHR NAHE, lautete die erste.
    WARUM ALSO LACHEN DIESE BEIDEN? lautete die zweite.
    »Weil es in der Welt total verrückt zugeht«, sagte Thad und brach wieder in Gelächter aus. Liz Beaumont war nicht die einzige, die angesichts dieser seltsamen Art von Publicity
Unbehagen empfand. Auch er verspürte einen Anflug von Unbehagen. Dennoch fiel es ihm schwer, mit dem Lachen aufzuhören. Er schaffte es ein paar Sekunden lang, und dann brach ein frischer Schwall von Gelächter aus ihm heraus, als sein Blick wieder auf die Zeile Kein angenehmer Zeitgenosse fiel. Der Versuch, aufzuhören, glich dem, die Löcher in einem schlecht gebauten Damm zu verschließen; sobald man ein Leck zugestopft hatte, entdeckte man an einer anderen Stelle ein neues.
    Thad argwöhnte, daß bei einem solchen Lachanfall irgendetwas nicht in Ordnung war - er war eine Form von Hysterie. Er wußte, daß solchen Anfällen nur selten, wenn überhaupt jemals, etwas Komisches zugrunde lag. Man konnte sogar davon ausgehen, daß es sich dabei um das genaue Gegenteil von etwas Komischem handelte.
    Vielleicht um etwas, wovor man Angst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher