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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
Autoren: Stephen King
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größte Teil des Kummers ihr gehörte und nicht geteilt, geschweige denn zerredet werden durfte. Mary Lou hatte immer am besten getanzt, wenn sie allein tanzte.
    Schließlich gingen sie über das Feld und blickten noch einmal auf das Spielhaus, in dem Evelyn vor drei Jahren gestorben war. Es war kein großartiger Abschied, aber es war der beste, den sie zustandebrachten. Henry kam er gut genug vor.
    Er setzte Evelyns kleine Papier-Ballerinas in das hohe Gras neben der eingestürzten Vortreppe, wohl wissend, daß der Wind sie bald genug davontragen würde. Dann verließen er und Mary Lou zum letzten Mal gemeinsam das alte Haus. Es war nicht viel, aber es war in Ordnung. Es genügte. Er war kein Mann, der glaubte, daß alles glücklich enden müßte. Und von daher kam das bißchen Gelassenheit, über das er verfügte.
    The Sudden Dancers
VON THADDEUS BEAUMONT

    Die Träume der Menschen - ihre wirklichen Träume, im Gegensatz zu den Halluzinationen des Schlafs, die kommen oder ausbleiben, wie sie gerade wollen - enden zu unterschiedlichen Zeiten. Thad Beaumonts Traum von George Stark endete um Viertel nach neun an dem Abend, an dem die Psychopompen seine dunkle Hälfte zu jenem Ort trugen, den sie ihm zugedacht hatten. Er endete mit dem schwarzen Toronado, in dem George in seinem Alptraum immer wieder vor seinem Haus vorgefahren war.
    Liz und die Kinder waren bereits am oberen Ende der Zufahrt, dort, wo sie auf die Lake Lane mündete. Thad und Alan standen neben George Starks schwarzem Wagen, der jetzt nicht mehr schwarz war. Jetzt war er grau von Vogelkot.
    Alan wollte das Haus nicht sehen, aber er war nicht imstande, den Blick abzuwenden. Es war eine Ruine. Die Hauptwucht der Bestrafung hatte die Ostseite abbekommen - die Seite, an der das Arbeitszimmer lag -, aber die anderen Teile sahen nicht viel besser aus. Überall klafften riesige Löcher. Von der Veranda auf der Seeseite hing das Geländer herunter wie eine vielfach geknickte Leiter. Rings um das Haus herum lagen Massen von toten Vögeln. Sie füllten die Kehlen des Daches, verstopften die Regenrinnen. Der Mond war aufgegangen und ließ die herumliegenden Glasscherben silbrig funkeln. Funken des gleichen unwirklichen Lichts spiegelten sich in den Augen der toten Sperlinge.
    »Sie sind sicher, daß Sie keine Einwände haben?« fragte Thad.
    Alan nickte.
    »Ich frage, weil wir damit Beweismaterial vernichten.«
    Alan lachte heiser. »Wer würde schon glauben, was damit bewiesen werden soll?«
    »Vermutlich niemand.« Er hielt einen Moment inne, dann sagte er: »Wissen Sie, es gab eine Zeit, da hatte ich den Eindruck,
daß Sie mich irgendwie mochten. Jetzt habe ich diesen Eindruck nicht mehr. Überhaupt nicht. Das verstehe ich nicht. Wollen Sie etwa mir die Schuld an - an alledem geben?«
    »Mir ist das alles scheißegal«, sagte Alan. »Es ist vorbei. Und das ist das einzige, was mir nicht scheißegal ist, Mr. Beaumont. Das einzige auf der ganzen Welt, was zählt.«
    Er bemerkte den verletzten, gequälten Ausdruck auf Thads Gesicht und unternahm eine gewaltige Anstrengung.
    »Sehen Sie, Thad, es war einfach zuviel. Zuviel auf einmal. Ich mußte gerade mit ansehen, wie ein Mann von einem Vogelschwarm durch die Luft davongetragen wurde. Lassen Sie mir ein bißchen Zeit, okay?«
    Thad nickte. »Ich verstehe.«
    Nein, du verstehst nicht, dachte Alan. Du verstehst nicht, wer du bist, und ich bezweifle, ob du es jemals verstehen wirst. Deine Frau vielleicht - aber ich frage mich, ob es hiernach zwischen euch je wieder so sein kann wie früher, ob sie jemals versuchen wird, dich zu verstehen, ob sie es wagen kann, dich von neuem zu lieben. Deine Kinder vielleicht - eines Tages, aber nicht dich, Thad. Neben dir zu stehen ist genauso, als stünde man neben einer Höhle, aus der ein grauenhaftes Ungeheuer herausgekrochen ist. Das Ungeheuer ist zwar nicht mehr da, aber trotzdem möchte man dem Ort, aus dem es herausgekrochen ist, nicht zu nahe kommen. Denn dort könnte noch eines lauern. Es ist unwahrscheinlich; dein Verstand weiß es, aber deine Emotionen - sie spielen eine andere Melodie, nicht wahr?
    Und selbst wenn die Höhle ein für allemal leer sein sollte, sind da die Träume. Und die Erinnerungen. Da ist zum Beispiel Homer Gamache, mit seiner eigenen Armprothese zu Tode geknüppelt. Deinetwegen. Nur deinetwegen.
    Das war nicht fair, und ein Teil von Alan wußte es. Thad hatte nicht danach verlangt, ein Zwilling zu sein; er hatte seinen Zwillingsbruder im Schoß
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