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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Autoren: Bernard Cornwell
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erste Mal erwähnte. «In jeder Geschichte sollte eine verruchte Frau vorkommen.»
    Den ersten Blick auf Mademoiselle Dominique Demarest hatte Starbuck in der Lyceum Hall in New Haven erhascht, wo Major Ferdinand Trabells Wandertheater die einzig werkgetreue und autorisierte Bühnenfassung von Onkel Toms Hütte komplett mit echten Bluthunden präsentierte. Trabells Produktion war das dritte Onkel Tom- Wandertheater gewesen, das in diesem Winter in New Haven Station machte, und jedes hatte behauptet, die einzig werkgetreue und autorisierte Bühnenfassung dieses großen literarischen Werks aufzuführen, aber Major Trabells Vorstellung war die erste, die Starbuck anzusehen wagte. Im Priesterseminar war leidenschaftlich über die Schicklichkeit eines Besuchs von thespischen Darbietungen gestritten worden, selbst wenn es sich um solche handelte, die der moralischen Erbauung und der Abschaffung der Sklaverei gewidmet waren, doch Starbuck hatte die auf dem Theaterzettel erwähnten Bluthunde sehen wollen. In Mrs. Beecher Stowes großartigem Werk waren keine Bluthunde vorgekommen, aber Starbuck vermutete, dass die Tiere der Geschichte mehr Spannung verleihen würden. Und so war er ins Lyceum gegangen und hatte dort starr vor Ehrfurcht zugesehen, wie ein leibhaftiger Engel in der Rolle der flüchtenden Sklavin Eliza leichtfüßig über die vorgegaukelten Eisschollen getänzelt war, verfolgt von einigen lethargischen, sabbernden Hunden, die Bluthunde gewesen sein mochten oder auch nicht.
    Nicht, dass sich Starbuck noch für den Stammbaum der Hunde interessiert hätte, er interessierte sich einzig und allein für den Engel, der ein schmales Gesicht, traurige Augen, vorspringende Wangenknochen, einen breiten Mund, nachtschwarzes Haar und eine sanfte Stimme besaß. Er hatte sich auf den ersten Blick leidenschaftlich verliebt und, soweit er es beurteilen konnte, für alle Ewigkeit. Am nächsten Abend war er wieder ins Lyceum gegangen und am übernächsten auch und am vierten, als die letzte Vorstellung des gewaltigen Dramas in New Haven gegeben wurde, und am darauffolgenden Tag hatte er Major Trabell angeboten, beim Abschlagen und Verpacken der Bühne zu helfen, und der Major, der erst unlängst von seinem einzigen Sohn verlassen worden war, brauchte einen Ersatz für die Besetzung der Rollen Augustine St. Clairs und Simon Legrees, und weil ihm Starbucks gutes Aussehen und seine eindrucksvolle Erscheinung nicht entgangen waren, bot er ihm vier Dollar die Woche und volle Verpflegung sowie Major Trabells persönliche Unterweisung in den thespischen Künsten. Doch nicht einmal all diese Verlockungen hätten Starbuck dazu bringen können, die Ausbildung am Priesterseminar aufzugeben, hätte nicht Mademoiselle Dominique Demarest in das Flehen ihres Arbeitgebers eingestimmt, und so, aus einer Laune heraus und weil er Dominique anbetete, war Starbuck zum Mitglied einer Wanderbühne geworden.
    «Du hast deine Zelte abgebrochen und bist mitgefahren? Einfach so?», fragte Washington Faulconer mit offensichtlicher Belustigung und sogar ein bisschen bewundernd.
    «Ja, Sir.» Allerdings hatte Starbuck nicht das ganze Ausmaß seiner beschämenden Selbsterniedrigung vor Dominique gebeichtet. Er hatte zugegeben, dass er Abend für Abend ins Theater gegangen war, aber nicht beschrieben, wie er sich auf den Straßen herumgetrieben hatte, um möglicherweise noch einen Blick auf seinen Engel zu erhaschen, oder wie er Dominiques Namen wieder und wieder in seine Notizbücher geschrieben hatte oder wie er versucht hatte, mit dem Zeichenstift die Zartheit ihrer schmalen, irreführend ätherischen Gesichtszüge einzufangen, und auch nicht, wie er sich danach verzehrt hatte, den Gemütsschaden zu heilen, den Dominique durch ihre haarsträubende Lebensgeschichte erlitten hatte.
    Diese Geschichte war in der Zeitung von New Haven veröffentlicht worden, die über die Onkel Tom- Vorstellung berichtete und dabei enthüllte, dass Mademoiselle Demarest, auch wenn sie so weiß schien wie jede respektable Lady, in Wahrheit eine neunzehnjährige Achtelnegerin sei, die ein gewissenloser Gentleman aus New Orleans als Sklavin gehalten habe, dessen Brutalität noch die von Simon Legree übersteige. Das Zartgefühl verbot es der Zeitung, irgendein Detail seines Verhaltens näher zu schildern, es hieß nur, Dominiques Besitzer habe die Unschuld seines liebreizenden Eigentums bedroht und Dominique so zu einer Flucht – die dem dramatischen Entkommen der Eliza aus dem
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