Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
„Bevor sie noch eine Meldung absetzen."
    Seine Stimme klang so kalt, wie Alexander sich fühlte. Der Anblick des Gräberfeldes hatte in beiden jedes Mitleid für Dobrynin und seine Helfer ausgelöscht. Diese Gräber dort unten mit all den Toten, die wie räudige Hunde verscharrt wurden, die standen für ihre eigenen Familien, die so sinnlos gestorben waren. Manchmal bedurfte es eines bestimmtes Bildes oder Ereignisses, um einem Menschen etwas klarzumachen, was er schon lange wusste. Dieses Gräberfeld war für sie ein solches Schlüsselereignis.
    Sie schossen gleichzeitig, im Bruchteil derselben Sekunde ―und trafen beide Monolith-Stalker durchs Auge. David seinen durch das linke, Alexander seinen durchs rechte. Der Tod kam für die beiden so schnell, dass sie nicht einmal mehr den Abzugsfinger krümmen konnten.
    Lautlos sackten sie in sich zusammen.
    Der doppelte Schuss war noch nicht verhallt, als Gagarin los-sauste. Mit weiten Sprüngen flog er den Hang hinab, hetzte auf Mirsowsk zu und warf den Flüchtenden mit einem Sprung ins Genick zu Boden.
    David und Marinin folgten gemächlichen Schrittes.
    „Zwei Schutzanzüge", sagte Alexander, als sie Igel passierten. „Die sind für David und mich. Du brauchst ja nur deine Tätowierung vorzuzeigen."
    Igel murmelte etwas äußerst Unfreundliches und schloss sich ihnen an.
    Mirsowsk wälzte sich bereits vor Angst im Staub, weil Gagarin auf Höhe seiner Kehle stand und mit den Zähnen fletschte. Doch als sie sich vor ihm aufbauten und sein Blick auf David fiel, wurden seine Augen so groß, dass sie schier aus den Höhlen zu springen drohten.
    „Herr Rothe!", keuchte er voller Entsetzen. „Sie? Sie sind hier?"
    Hastig riss er die Arme vor das Gesicht, als warte er auf Schläge. Gagarin biss ihm deshalb in die Hand, doch die blutende Wunde drang überhaupt nicht in sein Bewusstsein. Mirsowsks ganze Aufmerksamkeit galt nur noch David, der es zwar gewohnt war, dass ihn alle Welt kannte, der aber noch niemals so sehr gefürchtet worden war.
    „ Hören Sie, das können Sie mir wirklich nicht anlasten", stammelte Mirsowsk weiter. „Ich meine, ich führe schließlich nur Befehle aus. Und diese Krankheit, die ihre Mutter befallen hat, für die kann ja auch keiner etwas."
    „Meine Mutter?", fragte David verblüfft. „Was ist mit der? Ist sie etwa noch am Leben?"
    Mirsowsk starrte ihn an wie ein Mann, der einen verhängnisvollen Fehler begangen hatte. Der nächste unterlief ihm, als er unbewusst zu dem Leichensack hinüberstarrte.
    David erbleichte, machte auf dem Absatz kehrt und rannte auf den Sack zu. Mit zitternden Händen zog er den Reißverschluss zur Hälfte auf und blickte ins Innere. Danach sackte er weinend zusammen.
    Alexander trat von hinten auf ihn zu und nahm den Jungen in den Arm, obwohl ihm der Anblick der von Geschwüren entstellten Frau beinahe den Magen umdrehte. Niemand hatte es verdient, seine eigenen Eltern so vorzufinden. In einem Plastiksack, an einem öden Ort, wo die Verstorbenen von verstörten, abgemagerten Gefangenen verscharrt wurden, die selbst mehr tot als lebendig waren.
    „Das muss alles ein Ende haben", flüsterte David leise.
    „ Das wird es", antwortete Alexander. „Das schwöre ich dir."
    Es waren nur ein paar einfache Worte, die sie dort wechselten, im Angesicht all der Opfer, die Dobrynins Wahnsinn gekostet hatte, und doch war es ein Pakt, den sie schlossen. Ein Pakt zwischen zwei Männern, denen zuviel genommen worden war und die man einfach zu weit getrieben hatte.
    Mit einem harten Ruck sprang David auf und ging auf Mirsowsk zu. Das Gewehr in seiner Hand wanderte in den Schulteranschlag. Er wollte schießen, ganz egal, ob der Kerl wehrlos war oder nicht. Doch Marinin holte ihn ein und drückte den Lauf nach unten.
    „Warte", sagte er gefährlich leise. „Der Kerl ist doch ganz scharf darauf, uns zu helfen." Und an Mirsowsk gewandt, fragte er: „Oder irre ich mich da etwa?"

9 .
    NACH DEM BEBEN ...
    ... IM KONTROLLRAUM
    Beide Hände auf das Schaltpult gestützt, blickte Professor Dobrynin durch die gesprungene Trennscheibe zur PSI-Anlage. Der Boden unter seinen Füßen hatte sich beruhigt, und die von draußen eingehenden Meldungen besagten, dass nicht nur die Stürme, sondern auch die Gravitationswellen abgeklungen waren.
    Das Kollektiv arbeitete wieder einwandfrei. Mehr noch, es produzierte Messwerte, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellten. Dank Kim Raika konnte er der Noosphäre mehr Energie entlocken als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher