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S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
Autoren: Bernd Frenz
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anzuziehen. Kein einziger Tropfen ging daneben. Statt in die Tiefe zu laufen, breitete sie sich rasend schnell nach allen Seiten hin aus, bis sie ihn völlig umschloss und es so aussah, als würde er einen Handschuh tragen.
    Einen Handschuh mit in die Länge gezogenen Fingern, deren Spitzen am Grund der Schale festklebten.
    Obwohl er diese Schnittstelle mehrmals täglich aktivierte, durchfuhr es Dobrynin immer wieder bis ins Mark, wenn sich der Symbiont in seinen Poren festsaugte. Sekundenlang brodelte das Blut wie Säure in seinen Adern, dann strömten die ersten Stimmen und Eindrücke auf ihn ein.
    Die Zahl der weitergeleiteten Informationen wurde bereits gefiltert und auf ein Minimum beschränkt, dennoch dauerte es einige Zeit, bis er sich ein Bild von der Lage machen konnte.
    Der allumfassende Überblick, den er auf diese Weise erhielt, war überwältigend, doch er zehrte auch an seinen Kräften, mehr als all das Koks, der Wodka oder die Zigaretten es jemals vermochten. Professor Dobrynin wusste, dass die Sucht nach der Noosphäre die schlimmste und schädlichste all seiner Begierden war, doch er konnte nicht anders. Er musste die Verbindung aufrechterhalten, um zu erfahren, was jenseits des Roten Waldes geschah …

1.
    IN DER ZONE
    Es war kein innerer Ruf, der David aus dem Schlaf riss, sondern ein Licht, so gleißend hell, dass es selbst durch die geschlossenen Augenlider drang. Dass sein feines PSI-Gespür nicht die geringste Gefahr signalisierte, während am Fuße des Hügels, auf dem sie campierten, das allgegenwärtige Grau von einem grellen Blitz gespalten wurde, erschreckte ihn am meisten. Mehr noch als die Tatsache, dass die Leuchtfalle ausgelöst worden war.
    Denn anstatt vom Himmel herabzufahren, stieg der Blitz vom Boden auf, beschrieb in gut zwanzig Metern Höhe einen leichten Bogen und schwebte dann als glühender Ball zurück in die Tiefe. Das nervös flackernde Licht, das wie in Zeitlupe an einem Schirm herabsank, umgab die beiden Gestalten in den schweren Schutzanzügen, die den Stolperdraht berührt hatten, mit einem verräterischen Schein.
    Ein zufällig umherstreifendes Tier schied damit endgültig aus.
    David wühlte sich aus seinem Schlafsack und griff mit der Rechten nach dem Sturmgewehr an seiner Seite. Die Linke wanderte jedoch automatisch zu dem Feuerkäfer, den er in einer kleinen Gürteltasche an der Hüfte trug. Obwohl die Zeit drängte, öffnete er den Verschluss der Lasche und holte den rötlich schimmernden Stein hervor, der äußerlich dem Chitinpanzer eines Insekts glich. Seine Befürchtung, die Energie dieses Artefakts könnte vollständig erloschen sein, bestätigte sich zum Glück nicht. Ein schwaches, inneres Glühen bewies, dass der Feuerkäfer aktiviert war. In diesem Zustand verstärkte er normalerweise telepathische Fähigkeiten, doch im Augenblick fühlte sich David auf PSI-Ebene vollkommen blind und taub.
    Erstaunt sah er zu Kim hinüber, die nicht minder verwirrt wirkte. Beide Augen weit aufgerissen, presste sie Zeige- und Mittelfinger ihrer Linken gegen eine Stelle oberhalb ihrer Schutzmaske. Genau an den Punkt, an dem sie ihren eigenen Feuerkäfer in einem ledernen Stirnband trug, um ihre Instinkte optimal zu unterstützen. Doch so sehr sie auch an der flexiblen Kappe herumdrückte, der Zustand ihres Artefakts blieb unter dem Kunststoff verborgen.
    „Kannst du ebenfalls nichts wahrnehmen?" Seine Frage war von lautem Knistern unterlegt, denn sie hatten die Sendeleistung der eingebauten Sprechfunkgeräte auf ein Minimum reduziert. Auf diese Weise konnten sie miteinander reden, ohne fürchten zu müssen, von Dritten abgehört zu werden.
    „Nein!" Kim unterstützte ihre Antwort durch ein heftiges Kopfschütteln. „Nicht das Geringste!" Ihr Schock saß tiefer als der seine, denn ihr telepathisches Talent war weitaus größer. Entsprechend hatte sie einen stärkeren Verlust zu verkraften.
    „Was ist nur mit den Feuerkäfern los?", brachte sie mühsam hervor.
    David hielt ihr sein eigenes, matt glänzendes Exemplar entgegen. Sie starrte darauf, doch die Verwirrung in ihrem Gesicht blieb bestehen. Alles schien vollkommen normal zu sein ― abgesehen von den Männern, die unter ihnen zum Angriff ansetzten.
    Die Kerle trugen die gleichen Anzüge, die auch Kim und David vor der lebensfeindlichen Umwelt schützten. Es handelte sich also um Monolith-Stalker, diese geheimnisvollen Fanatiker, die tief im Inneren der Zone einem nicht näher bekannten Kult anhingen.
    Benommen
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