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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2
Autoren: hoffman
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Mittagbrot mit in den Stall und löste Paolo bei der Wache ab.
    Er streichelte Merlas Nase und redete beruhigend auf ihre Mutter ein. »Keine Angst«, sagte er. »Bald haben wir euch in Sicherheit. Keiner nimmt dir dein Fohlen weg.«
    Cesare setzte sich am Stallpfosten auf den Boden und streckte die Beine im Stroh aus. Die graue Katze tauchte aus dem Nichts auf, drängte sich schnurrend auf seinen Schoß und stieß ihr keilförmiges Köpfchen in seine Hand mit dem Käsebrot.
    Georgia lag im Dunkeln auf ihrem Bett. Tränen sickerten ihr aus den Augenwinkeln und rannen ihr in die Ohren. Sie hielt das geflügelte Pferd umklammert. So unglücklich war sie noch nie gewesen. Selbst als ihr kleiner Bruder gestorben und ihr Vater weggelaufen war und ihre Mutter andauernd nur weinte, hatte sie sich nicht so elend gefühlt. Damals war sie noch ein Kind gewesen und es war ihr wichtiger, ob es nachmittags Kuchen gab und wie sie die neue Puppe nennen sollte, die sie zu Bens Geburt von Mum geschenkt bekommen hatte.
    Jetzt aber war ihr Leben ein einziger Alptraum. In der Schule hatte sie kaum Freunde; die meisten der Mädchen, die sie in der Grundschule gekannt hatte, schienen sich anderweitig orientiert zu haben. Es gab nur eine neue Mitschülerin, Alice, die vielleicht zu einer richtigen Freundin werden könnte. Russell hatte irgendwie schon Recht: Georgia war in Bezug auf Kontakte zurückgeblieben. Sie

    wurde nicht auf Partys eingeladen und sie wusste, dass die angesagten Cliquen in ihrer Klasse einen Bogen um sie machten. Nie und nimmer hätte man sie mit in Kneipen und Discos genommen – nicht mal mit Make-up, Minirock, hohen Absätzen und einem nabelfreien Top. In der Dunkelheit brachte Georgia bei dem Gedanken ein schwaches Lächeln zu Stande.
    Und ihr Leben daheim war völlig überschattet von Russell. Inzwischen reichte es nicht mehr, ihm einfach aus dem Weg zu gehen. Er stellte ihr bewusst nach und gab auch nicht auf, wenn sie ihm auswich. So konnte sie einfach nicht weitermachen. Wenn Mum ihr nicht helfen würde, musste sie davonlaufen.
    Mit der Figur des geflügelten Pferdes in der Hand schlief Georgia ein. Sie wünschte sich einen Ort zu finden, wo Pferde Flügel hatten und sie ihren Sorgen für immer entkommen konnte.
    Cesare war eingedöst. Die Katze weckte ihn. Plötzlich setzte sie sich fauchend in seinem Schoß auf und das Fell stand ihr zu Berge.
    Mit einem Blick sah er, was sie beunruhigt hatte: ein Junge, der in einer Ecke kauerte und mit aufgerissenen, verschreckten Augen herüberstarrte. Cesare sprang auf. Im Grunde hatte er nicht wirklich geglaubt, dass einer der Feinde des Widders auf die Idee kommen würde, Merla zu entführen – und schon gar nicht so ein mickriger Junge! Aber vielleicht war er ja nur ein Spion?
    Cesare trat auf den Jungen zu und hob die Faust.
    »Was willst du?«, fragte er barsch. »Du hast hier nichts zu suchen – verschwinde!«
    Georgia begriff gar nichts, sie sah nur, dass sie sich in einem Stall befand. Einzig die Wärme und der vertraute, beruhigende Geruch nach Pferden hielt sie davon ab, loszuschreien. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierher gekommen oder wer der aufgebrachte braunhaarige Junge war. Er schien ihr mit Absicht den Blick auf jemanden hinter seinem Rücken zu versperren. Etwas an seiner Haltung erinnerte sie an ihren Versuch, die kleine Figur vor Russell zu verbergen. Langsam öffnete sie die Faust, die sich um das geflügelte Pferd geschlossen hatte.
    Der Junge zog scharf die Luft ein. Und indem er vortrat, um besser sehen zu können, entdeckte sie hinter ihm ein Geschöpf, das als Modell für das Pferdchen in ihrer Hand gedient haben könnte. Ein bildschönes pechschwarzes Fohlen mit zwei kleinen, federartigen Schwingen, die sich über den Schultern langsam hin und her bewegten.

    Kapitel 2
    Eine neue Stravagante
    Die beiden Menschen in dem Stall verharrten reglos, als sei die Zeit stehen geblieben. Cesare beruhigte sich etwas. Dieser fremdartige Junge, der keine gro
    ße Gefahr zu bedeuten schien, war offensichtlich völlig überrascht vom Anblick des schwarzen Fohlens. Doch warum hielt er ein Modell von ihm in den Händen?
    »Wo hast du das her?«, fragte er.
    »Wo bin ich?«, fragte Georgia zurück.
    Das war eine so seltsame Frage, dass Cesare darüber seine vergaß. Er sah den Jungen genauer an. Er war wirklich sonderbar. Zum einen seine Kleider: Sie waren aus einem feinen Stoff gemacht, der in Remora nur von reichen Kaufleuten getragen wurde, doch sie
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