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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2
Autoren: hoffman
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fielen ihm auf die Schultern. Er war ein hübscher Junge und die Mädchen von Remora begannen zu rufen: »Bellerofonte!
    Bellerofonte!«, und benannten den hübschen Reiter damit nach einem fliegenden Reitersmann der Legenden.
    Merla und ihr Reiter durchflogen die erste Runde vor den anderen zwölf Pferden und nun keimten die ersten Gerüchte auf der Tribüne der Zwillinge und eilten schneller über den Platz als jedes Rennpferd. Aus dem Ruf der Mädchen wurde plötzlich ein allgemeines »Falco! Falco!« und schon bald fielen die Zuschauer auf der Mitte des Platzes auf ihre Knie und bekreuzigten sich.
    »Ein Gespenst!«, raunte man sich zu. »Prinz Falco ist zu seinem eigenen Gedenkrennen gekommen!« Gaetano saß da wie versteinert, er konnte kaum atmen und umklammerte Francescas Hand. Keiner hörte, wie er flüsterte: »Es ist gelungen!«
    Der Herzog war als Einziger aufgesprungen. Sein Gesicht war aschfahl vor Schreck – oder vielleicht vor Empörung.
    Alle übrigen Reiter fielen weit zurück. Falco flog zwar nicht mit Merla, aber sie war dennoch schneller als jedes normale Pferd. Er raste auf die Ziellinie zu und schlug Widder und Jungfrau um einige Meter.
    Kaum hatte er das Ziel erreicht, flüsterte er Merla etwas ins Ohr und trieb sie an aufzusteigen. Als sich das geflügelte Pferd in die untergehende Sonne erhob, fiel sein mächtiger Schatten auf die nach oben gewandten Gesichter der Menge auf dem Platz. Ein einziger Schreckenslaut war zu hören, gefolgt von dem Ruf
    »Dia!«. Der Schatten des Pferdes hatte keinen Schattenreiter.
    Als Merla über die Tribüne der Jungfrau flog, segelte ein violett-grünes Tuch herunter und wurde von der Hand des Herzogs aufgefangen.
    Die Menschen brauchten ein oder zwei Minuten, bis sie merkten, dass das Rennen vorüber war. Cesare hatte Arcangelo im letzten Moment gezügelt und der Reiter der Jungfrau hatte seine Chance genutzt. Cherubino hatte Zarina über die Ziellinie geritten und schwang seine Peitsche siegreich durch die Luft. Die Anhänger der Jungfrau stürmten die Rennbahn, um ihren Reiter zu umarmen und das Pferd zu tätscheln. Georgia stieg von der Widder-Tribüne und drängte sich zu Cesare durch, gegen den Sturm der Jungfrau-Anhänger, die das Banner der Stellata von der Tribüne der Preisrichter holen wollten.
    »Warum hast du das gemacht?«, flüsterte sie Cesare zu, der schwitzend neben Arcangelo stand.
    »Sieh dir doch den Herzog an«, sagte Cesare. »Man darf die Jungfrau nicht jedes Mal herausfordern.«
    »Aber Falco hätte doch nicht gezählt und du hättest mit Leichtigkeit für den Widder gewonnen«, hielt ihm Georgia vor. »Denk doch nur, zwei Stellata-Banner in einem Jahr! Arianna wäre überglücklich gewesen.«
    »Regeln hin oder her, Falco war der eigentliche Sieger.« Sie blickten zum Herzog hinüber, der von der Tribüne geleitet wurde, um Cherubino zu gratulieren. Mit starrem Blick umklammerte er das grün-violette Tuch, das noch warm war vom Körper seines Sohnes. Trotz des Geschreis der Zuschauer glaubte er nicht, dass er einen Geist gesehen hatte. Als er auf den Campo trat, fing sein Blick das feuerrote Mädchen und den braunen Wallach ein und er musste an den geheimnisvollen Reiter aus dem Widder denken, der seine Familie einen Monat zuvor um den Sieg gebracht hatte.
    Herzog Niccolò wusste genau, was er gesehen hatte, auch wenn er es nicht begriff: Sein Sohn, verwandelt und wieder gesund und munter, war zurückgekehrt, um ihm und seiner Familie zu zeigen, dass er noch lebte. Und die Stravaganti wussten, was für ein Geheimnis dies alles bewirkt hatte. Von nun an würde er Himmel und Erde in Bewegung setzen, um es gleichfalls herauszufinden.

    Bemerkungen zur Stellata und zum Palio
    Wie Georgia feststellt, gleicht das jährliche Pferderennen in Remora dem in Siena nicht ganz. Die Unterschiede, die es gibt, beruhen auf den Unterschieden zwischen dem heutigen Siena und der erfundenen Stadt. Remora ist in zwölf Bezirke aufgeteilt, während Siena aus siebzehn contrade besteht, wie die Stadtteile im Italienischen heißen.
    Die zwölf remanischen Bezirke sind nach den Sternzeichen des talianischen Tierkreises benannt, während die contrade nach verschiedenen Tieren heißen, auch nach langsamen wie Bruco (Raupe) und Chiocciola (Schnecke), und nach einigen anderen Dingen – Niccoio (Muschel), Torre (Turm), Onda (Welle) und Selva (Wald).
    Es gibt nur einen Bezirk, der in beiden Städten gleich ist: den Widder in Remora und Valdimontone in Siena. Die
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