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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1
Autoren: hoffman
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diese Weise dafür entschädigt worden, dass sie ihre Körper für ihre Herrinnen zur Verfügung stellten. Du hast mehr Glück als die meisten. Deine Tugend ist unberührt – mit Ausnahme eines geringfügigen Eindringens von Meerwasser.«
    Die Damen lachten pflichtschuldig, wie jedes Jahr. Giuliana errötete. Sie hatte den Verdacht, dass die Duchessa etwas Unanständiges gesagt hatte, aber das konnte doch nicht sein – bei einer so wichtigen Persönlichkeit! Sie sehnte sich nach Hause zu ihrer Familie, um ihnen das Geld zu zeigen. Und um ihrem Verlobten mitzuteilen, dass sie sich nun eine Hochzeit leisten könnten. Eine der Kammerzofen war inzwischen damit fertig, ihre Frisur zu lösen, und flocht das Haar nun rasch zu einem Kranz um den Kopf.
    Tommaso und Angelo ruderten hinter der Barcone her, die langsam über die Lagune auf Bellezza, die größte der Inseln, zusteuerte. An Deck stand die Duchessa in einem roten Samtkleid, über das sie einen schwarzen Umhang geworfen hatte, der die Umrisse ihrer Figur undeutlich erscheinen ließ. Die untergehende Sonne schimmerte auf ihrer silbernen Maske. So passte sie genau zu den Farben der Barcone und verschmolz mit dem Gefährt und der See. Der Wohlstand der Stadt war auf ein weiteres Jahr gewährleistet.
    Und nun wurde es Zeit für den Festschmaus. Die Piazza Maddalena vor dem gro
    ßen Dom war übersät mit Ständen, die Speisen verkauften. Die leckeren Düfte ließen Arianna das Wasser im Mund zusammenlaufen. Jede nur denkbare Form von Teigwaren war zu haben, zusammen mit würzigen Soßen aus scharfen Paprikaschoten und milden Zwiebeln. Gebratenes Fleisch und gegrilltes Gemüse wetteiferten mit Oliven, Käse, leuchtend roten Rettichen, dunkelgrünem, bitter schmeckendem Salat, schimmerndem Fisch, übergossen mit Öl und Zitrone, rosigen Langusten und Bergen von Saffranreis und saftigen wilden Pilzen. Suppen und Eintöpfe köchelten in riesigen Kesseln und Steingutschüsseln waren gefüllt mit Kartoffeln, die in Olivenöl gebacken und mit Meersalz und Rosmarin bestreut waren.
    »Rosmarino – Rose des Meeres!«, seufzte Angelo und leckte sich die Lippen.
    »Kommt, lasst uns was essen.« Er vertäute das Boot an einer Stelle, wo sie es nach dem Festschmaus leicht wieder finden würden, dann stellten sich die jungen Leute in einer der Schlangen auf der Piazza an. Aber bis jetzt wollte noch keiner essen. Die Augen aller waren auf den Altan oben am Dom gerichtet. Dort standen vier bronzene Widder und schon bald würde eine scharlachrote Gestalt heraustreten und zwischen den paarweise angeordneten Tieren stehen.
    »Da ist sie!«, ging ein Ausruf durch die Menge. Die Glocken von Santa Maddalenas Glockenturm fingen an zu läuten. Die Duchessa winkte ihren Untertanen von dem Balkon aus zu. Ihren lauten Jubel konnte sie allerdings nicht hören, denn ihre Ohren waren fest mit Wachs versiegelt. Diese Vorsichtsmaßnahme hatte sie nur bei ihrem allerersten Erscheinen auf dem Fest der Vermählung versäumt –
    aber danach nie mehr.
    Unten auf dem Platz begannen die Leute zu schmausen. Arianna saß mit angezogenen Beinen unter einer der Arkaden und hatte einen großen, voll gehäuften Teller auf dem Schoß. Ihre Blicke huschten überall herum. Tommaso und Angelo aßen sich unerbittlich durch Berge von Speisen und hielten die Blicke auf ihre Teller gerichtet. Arianna war es zufrieden, zunächst noch bei ihnen zu bleiben; der richtige Zeitpunkt zum Verschwinden würde erst kommen, wenn das Feuerwerk losging.
    Im Palazzo drinnen wurde ein sehr viel vornehmeres Festmahl veranstaltet. Die Duchessa hatte keine rechte Lust, mit der silbernen Maske vor dem Gesicht viel zu essen; sie würde sich später eine anständige Portion auf ihre Gemächer kommen lassen. Aber das Trinken machte ihr keine Mühe, und da die Farce dieses Tages nun beendet war, tat sie das auch reichlich. Zu ihrer Rechten saß der Botschafter von Remora und sie brauchte schon eine Menge schweren roten Bellezzaner Wein, um seine Gespräche zu ertragen. Dennoch, es war heute Abend ihre einzige, wichtigste Aufgabe, ihn bei Laune zu halten.
    Endlich wandte sich der Botschafter seiner anderen Nachbarin zu und die Duchessa hatte Zeit, nach links zu blicken. Rodolfo, elegant in schwarzen Samt gekleidet, lächelte ihr zu. Und hinter ihrer Maske lächelte die Duchessa zurück.
    Selbst nach all den Jahren gefiel ihr sein hageres Raubvogelgesicht immer noch.
    Und dieses Jahr hatte sie einen besonderen Grund zur Freude.
    Rodolfo, der
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