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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut
Autoren: Charlie Huston
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Theke mit dem Lappen ab, der immer in seinem Gürtel steckt.
    – Hat wohl auch dein blödes Hirn verschmort, wie? Was kann ich dir bringen?
    Blut.
    – Einen Bourbon. Was immer auf deinem Regal steht.
    – Ein Heaven Hill, kommt sofort.
    Er füllt ein Schnapsglas mit Whiskey. Ich schaue mich um. Das Niagara besteht aus dem Barraum und einem größeren Nebenzimmer, das erst geöffnet wird, wenn genügend Gäste und entsprechendes Personal da sind. Von Philip ist nichts zu sehen. Billy stellt das Glas vor mir ab.
    – Bitteschön, Mr. Marlowe. Ein billiger Bourbon. Geht aufs Haus.
    – Danke. Hast du Philip gesehen?
    – Nö. Aber der kommt bestimmt noch.
    – Wenn du ihn siehst, sag’ ihm nicht, dass ich ihn suche.
    Billy nickt.
    – Geht klar. Schuldet er dir Geld oder so was?
    – Oder so was, ja.
    – Also bei mir hat er auch Schulden. Zweihundertfünfzig und ein paar Zerquetschte. Guck mal, ob da auch was für mich drin ist, wenn du ihn in die Mangel nimmst. Ich mach dann auch deinen Deckel klar.
    – Ich hab überhaupt keinen Deckel hier. Ich bezahle für meine Drinks.
    – Stimmt. Aber besorg mir mein Geld, dann geht nächsten Monat alles aufs Haus. Sogar das, was auf dem obersten Regal steht, falls du mal Lust auf was Besonderes hast.
    – Mal sehen, was ich tun kann.
    Billy gibt mir die Hand, dann kümmert er sich um eine Kleine mit der unvermeidlichen Betty-Page-Frisur und Netzstrumpfhosen. Ich schaue genauer hin. Gar nicht schlecht. Ihr wohlgeformter Hintern ragt über den Barhocker hinaus. Sie trägt einen altmodischen Minirock. Der tiefe Ausschnitt lässt auf ihre blassen Brüste blicken, die aus einem roten Spitzen-BH rausgucken. Genau Billys Typ. Eigentlich sind alle Frauen Billys Typ. Er ist so einer. Ich selbst habe seit fünfundzwanzig Jahren keine Frau mehr gehabt. Ein bisschen rumgemacht, das schon. Aber das volle Programm? Seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Eine lange Geschichte. Ich werfe noch einen letzten Blick auf ihren Hintern. Weiter will ich mich nicht quälen. Ich kann ja Evie anrufen, wenn ich Lust auf Folter habe.
    Während sich der Club langsam füllt, sitze ich an der Theke, trinke meinen billigen Schnaps und rauche eine Lucky nach der anderen. Eigentlich sollte ich auf der Suche nach dem Überträger sein. Stattdessen bin ich in einer schmierigen Spelunke und beobachte die Möchtegerns, wie sie ihre neuesten Sailor-Jerry- Tattoosvergleichen und versuchen, bei einem der Mädchen in Pumps zu landen. Aber ich muss hier sein, weil Philip die einzige beschissene Spur ist, der ich nachgehen kann. Die kleine Kröte weiß etwas, und ich werde es aus ihr herausquetschen.
    Um kurz vor elf kommt die Bedienung mit einem frischen Drink zumir rüber. Ich betrachte das Glas in ihrer Hand und schüttle den Kopf.
    – Ich hab nichts bestellt.
    – Ich weiß.
    Sie drückt mir das Glas in die Hand.
    – Ist von Billy.
    Sie deutet mit dem Kinn auf die Serviette unter dem Glas.
    – Ich glaube, er mag dich.
    Ich schaue mir die Serviette an. Er ist hier, steht darauf. Die Bedienung wartet neben mir.
    – Was?
    – Du solltest wirklich was gegen deinen Sonnenbrand unternehmen.
    – Danke. Toller Tipp.
    Sie schnaubt verächtlich.
    – Danke auch fürs Trinkgeld.
    Sie will gerade weggehen, als ich eine Hand auf ihre Schulter lege. Sie schüttelt sie ab.
    – Jetzt mal halblang, Macker.
    – Warte mal.
    Ich fische ein paar Zwanziger aus meiner Tasche und lege einen davon auf ihr Tablett.
    – Hier ist dein Trinkgeld. Kennst du einen großen, dürren Typen namens Philip? Hängt hier öfter rum.
    – Klar.
    – Ist er gerade gekommen?
    – Ja, er steht an der Tür.
    Ich werfe einen weiteren Zwanziger auf das Tablett.
    – Bring ihm doch bitte einen Drink. Er steht auf teuren Scotch. Sag ihm, dass hinten ein Mädchen wartet, das ihm unbedingt mal Hallo sagen will.
    Sie starrt das Geld an.
    – Sag ihm, es wäre die eine mit der Betty-Page-Frisur.
    Sie geht zur Bar. Ich kann Philips pompöse Frisur inmitten der Menge erkennen. Er hat sein Haar gebleicht und zu einer riesigen Tolle aufgetürmt. Die Bedienung verlässt die Bar mit einem McSoundso auf ihrem Tablett und schlängelt sich zu Philip durch. Seine Tolle taucht ab, als er mit ihr redet. Sie deutet auf das Hinterzimmer und er macht sich auf den Weg. Jemand verlässt die Toilette. Ich schlüpfe hinein und stelle mich hinter die halb geöffnete Tür, als ein Typ ankommt.
    – Besetzt.
    Er sieht, wie ich einfach nur dastehe und keine Anstalten mache,
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