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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung
Autoren: Kat Martin
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Alter. Es ist
eine Schande, daß du nicht behüteter aufgewachsen bist.«
    »Es hätte
noch schlimmer sein können, Vi. Wenn du nicht gewesen wärst, dann möchte ich
mir nicht vorstellen, was nach Mamas Tod aus mir geworden wäre.« Ein Schauer
lief durch ihren Körper, als sie an den betrunkenen Mann dachte, der sie im
Schankraum angesprochen hatte. Als sie die Münze verweigerte, die er ihr in
die Hand gedrückt hatte, hatte er sie geschlagen und begonnen, sie zur Treppe
zu zerren. Vi hatte sie gerettet. Vi und die Dirnen, die Freundinnen ihrer
Mutter gewesen waren. Frauen, die wollten, daß Jessie nicht ihr Schicksal
teilte.
    Wieder
dachte sie an das Baby, und ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Wenigstens
konnte ich helfen. Wenn mein Leben anders verlaufen wäre, hätte ich mich
vielleicht davor gefürchtet.«
    »Du hast
ein gutes Herz, mein Lämmchen.« Vi fragte sich, ob der große, gutaussehende Graf
bereit war, Jessies Vergangenheit soweit beiseite zu schieben, um das zu
bemerken.

3
    Du
lieber Gott,
ich komme zu spät. Jessie
hörte die große Standuhr in dem mit Wandteppichen ausgeschmückten Raum die
Viertelstunde schlagen, gerade als sie vor der mächtigen Mahagonitür stand.
    Samuel
Osgood, der Butler, trat neben sie. »Guten Abend, Miss Jessica.«
    Sie hielt
einen Augenblick inne und nahm sich Zeit, sich zu fangen. »Guten Abend, Ozzie.«
Ihre Hände zitterten ein wenig. Sie strich damit über die blaue Seide ihres
Kleides und hoffte, der Mut würde sie nicht verlassen.
    »Wenn ich
das sagen darf, Miss, Ihr seht bezaubernd aus in dem Kleid.«
    Der liebe
gute Ozzie. Sie lächelte ihn dankbar an. »Danke, Ozzie.« Sie straffte sich,
holte noch einmal tief Luft und bedeutete dann dem stattlichen Butler, die Tür
zum Salon zu öffnen.
    Ohne ein
Geräusch schwang die schwere Tür auf, und Jessie ließ die Schönheit des Raumes
auf sich wirken. Das Licht der Kerzen in den großen Leuchtern flackerte über
dem mit dicken Teppichen belegten Fußboden. Mit den bemalten Decken und den mit
Intarsienarbeiten verzierten Ebenholzmöbeln wirkte der Raum beruhigend auf sie.
Sie war dankbar für dieses Gefühl.
    Jessie
zwang sich zu einem Lächeln, als sie das Zimmer betrat und zu dem Kamin aus
dunkelbraunem Marmor ging, der sich an der gegenüberliegenden Seite des Raumes
befand. Ein kleines Feuer brannte darin, und Jessie sah, daß der Marquis schon
auf sie wartete.
    Sie
entdeckte aus den Augenwinkeln den Kapitän, Graf Strickland, wagte es jedoch
nicht, ihn anzusehen. Statt dessen lief sie direkt auf seinen Vater zu, der sie
liebevoll anlächelte, ihre Hände in die seinen nahm, sich vorbeugte und ihr
einen Kuß auf die Wange gab.
    »Guten
Abend, meine Liebe.«
    »Guten Abend,
Papa Reggie. Es tut mir leid, daß ich zu spät komme.«
    Die blonden
Augenbrauen des Kapitäns zuckten hoch, als er hörte, wie sie seinen Vater
anredete. Offensichtlich gefiel ihm das ganz und gar nicht.
    »Matthew,
ich möchte dir mein Mündel vorstellen, Jessica Fox. Jessica, das ist mein Sohn
Matthew«
    Seine
Blicke brannten auf ihrer Haut, als er in ihr Gesicht sah und dann seine Augen
über ihren Körper wandern ließ.
    »Mistress
Fox.« Sein Mund war spöttisch verzogen. Er nahm ihre behandschuhte Hand in seine
und beugte sich förmlich darüber, als sie sich von ihrer anmutigen Verbeugung
erhob. Er trug seine dunkelblaue Uniform, die goldenen Knöpfe glänzten, die
Epauletten auf seinen Schultern ließen diese noch breiter aussehen. Die enge
weiße Hose schmiegte sich an seine langen, muskulösen Schenkel. Im Licht der
Kerzen schimmerte sein Haar so golden wie die Flammen.
    Jetzt sah
er wieder in ihr Gesicht. »Ihr seht sehr hübsch aus heute abend. Ich bin froh,
festzustellen, daß Ihr keine ... gesundheitlichen Schäden ... wegen Eures
heutigen Unglücks erlitten habt.«
    Sie
weigerte sich, den Köder anzunehmen. Nur eine zarte verlegene Röte überhauchte
ihr Gesicht. »Ich habe mich recht gut erholt, vielen Dank.« Sie entzog ihm ihre
Hand, entschlossen, sich von ihm nicht provozieren zu lassen. »Ich fürchte, ich
bin keine sehr gute Reiterin. Ich hätte vorsichtiger sein sollen, doch ich
hatte Papa Reggie versprochen, pünktlich zu sein.«
    Der Marquis
runzelte die Stirn. »Was für ein Unglück ist dir denn zugestoßen?« Er sah
seinen Sohn an. »Ich hatte keine Ahnung, daß ihr beiden einander schon
begegnet seid.«
    »Es war
nicht der Rede wert, Papa Reggie. Ein kleiner Reitunfall. Glücklicherweise war
Seine Lordschaft dort
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