Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

ST - TOS 103: Feuertaufe: Kirk - Der Leitstern des Verirrten

Titel: ST - TOS 103: Feuertaufe: Kirk - Der Leitstern des Verirrten
Autoren: David R. George III
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer zur Vordertür und öffnete sie, da er sich nun um die Pferde kümmern musste. Der Frühling war bisher sehr mild gewesen, doch der trübe Himmel – eher graublau als blau – ließ vermuten, dass heute ein kühler Tag bevorstand. Kirk griff nach seiner hellblauen Jacke, die neben der Tür hing, und schlüpfte hinein. Als er nach draußen trat, hoffte er, dass der Himmel bald aufklaren und die Temperaturen am Nachmittag ansteigen würden.
    Große Erwartungen
, dachte er, doch die Aussage traf weniger auf die Wetteraussichten als auf sein eigenes Leben zu. Auf seinem Weg zum Stall, ging er die Handlung des Romans, den er bereits mehrfach gelesen hatte, noch einmal durch und erlebte plötzlich einen Augenblick der Selbsterkenntnis.
Bin ich zu Miss Havisham geworden?
, fragte er sich. Nachdem sie mit gebrochenem Herzen am Altar zurückgelassen worden war, hatte sich die Figur aus Dickens’ Roman selbst eingesperrt, um den Rest ihres Lebens in ihrem Anwesen, Satis House, zu verbringen, das um sie herum immer mehr zerfiel.
    Und ich?
, dachte er.
Habe auch ich mich selbst eingesperrt?
Kirk war zwar nicht an seinem Hochzeitstag verlassen worden, doch fünfzehn Jahre zuvor hatte er mit ansehen müssen, wie Edith Keeler getötet wurde. Der Tod der Frau, die er als seine einzig wahre Liebe ansah, war für ihn sehr schmerzhaft gewesen, und obwohl er sich nicht körperlich zurückgezogen hatte wie Miss Havisham – jedenfalls damals noch nicht –, hatte er sich doch auf andere Weise isoliert. Nach Edith’ Verlust war er auch mit anderen Frauen liiert gewesen, und für einige von ihnen – Miramanee, Lori Ciana – hatte er starke Gefühle entwickelt. Doch vor der Romanze mit Miramanee hatte er sein Gedächtnis verloren, und schließlich war ihm klar geworden, dass seine Beziehung mit Lori alles andere als gut für ihn und auch irgendwie nicht ganz real gewesen war. Ja, nach Edith’ Tod hatte er romantische Gefühle für andere Frauen entwickelt, und vielleicht war er auch in eine oder zwei von ihnen verliebt gewesen, aber in Wahrheit hatte er sein Herz stets teilweise verschlossen gehalten.
    Und nun
, dachte er,
lasse ich die Farm meines Onkels genauso um mich herum verfallen, wie Miss Havisham es mit Satis House tat
. Er wusste, dass es etwas übertrieben war, obwohl die Stalltür verdächtig quietschte, als er sie aufzog, so als wollte sie seinen Gedankengang bestätigen. Doch auch wenn er diese Gebäude nicht vollständig verfallen ließ, hatte er bisher auch nicht wirklich hier gelebt. Er war zwar
am Leben
, aber er
lebte
nicht.
    Das muss ich ändern
, dachte er. Er verspürte kein Verlangen danach, zur Sternenflotte zurückzukehren, aber er wollte sein Gleichgewicht wiederfinden und wieder zu dem Mann werden, in den sich Edith verliebt hatte – und dann darüber hinwegkommen. Mit neuer Entschlusskraft nahm er sich vor, ein paar der Kisten aus dem Keller zu holen und die Räume mit einigen seiner persönlichen Gegenstände zu dekorieren, wenn er später am Tag ins Haus zurückkehren würde. Darüber hinaus plante er, sich vor die Kommunikationskonsole zu setzen und Kontakt mit Pille und Spock aufzunehmen.
    Kirk fühlte sich zum ersten Mal seit Langem wieder gut. Er brachte einige Heuballen aus dem halb verfallenen alten Stall nach draußen in den Auslauf und verteilte das Heu dort. Nachdem er die Wassertröge gesäubert und aufgefüllt hatte, ging er zurück in den Stall und widmete sich seinen beiden Pferden, Tom Telegraph und Fellow Jacob. Er untersuchte sie auf Anzeichen von Krankheit oder Verletzungen, und da alles in Ordnung war, kratzte er ihre Hufe aus und führte sie dann nach draußen. Während die Pferde im Auslauf fraßen und tranken, mistete Kirk den Stall aus.
    Später führte er Fellow Jacob eine Zeit lang über das Gelände und brachte ihn anschließend auf die Weide. Dann sattelte er Tom Telegraph und ritt mit ihm in die hügelige Landschaft hinaus. Dort angekommen trieb er das Pferd zu einem Galopp an. Die Kühle des anbrechenden Tages hatte nachgelassen, die Temperatur stieg langsam an und die Strahlen der Vormittagssonne wärmten Kirks Gesicht. Das gleichmäßige Geräusch von Tom Telegraphs Hufen vermischte sich mit dem Flüstern des Präriegrases, das sie durchquerten. Wie immer fühlte es sich gut an, zu reiten.
    Tom Telegraph bewegte sich gut und schien sich heute stark zu fühlen, deshalb beschloss Kirk, mit ihm zur Schlucht zu reiten. Kirk führte Tom Telegraph in ein mäßig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher