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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille
Autoren: Peter David
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es ausgerechnet mir so?« Wie immer war auch jetzt nicht einmal der Ansatz einer Antwort in Sicht.
    Die Monde stiegen am Himmel empor, und Riella legte sich mit dem Rücken auf die Felsen. Der Geruch des Mooses war angenehm und kitzelte ihr in der Nase. Sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte zu den Monden hinauf. Sie stellte sich vor, es wären zwei leuchtende Augen, die auf sie herabschauten, während der Rest des Gesichts schwarz wie die Nacht war, sodass es sich nicht vom übrigen Himmel unterschied.
    Was wäre, wenn sie mit diesem Gesicht reden könnte? Wenn sie ihm jede beliebige Frage stellen könnte – welche würde sie dann stellen? Vielleicht die Frage
Warum?
Kein bestimmtes Warum, sondern einfach nur
Warum?
Sie wäre glücklich über jede Antwort auf diese Frage.
    Sie spürte, wie ihre Augenlider schwer wurden und kämpfte mit aller Kraft dagegen an, obwohl es sinnlos war. Sie konnte nicht auf Dauer wach bleiben. Die Götter wussten, wie sehr sie es versucht hatte. In der vergangenen Nacht war sie aus ihrem Traum erwacht und hatte seitdem nicht mehr geschlafen. Wäre es nicht wunderbar, wenn sie nie wieder schlafen müsste? Vielleicht war ein Wunder geschehen, und sie würde nie mehr von diesen Träumen heimgesucht werden. Dazu musste sie nur vermeiden, jemals wieder einzuschlafen.
    Noch während ihr diese angenehme Vorstellung durch den Kopf ging, schlossen sich ihre Augen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, und ein schwarzer Nebel breitete sich in ihrem Geist aus.
    Dann vernahm sie wieder den Ruf

    … und sie hörte die Stimmen, die flüsternd zu ihr sprachen, die sie riefen, und sie sah formlose Gestalten, die sich anmutig bewegten. Zuerst schienen sie sie gar nicht zu bemerken. Doch dann wandten sie sich ihr zu und umringten sie. Sie schrien immer lauter, und je lauter sie schrien, desto leiser wurden sie. Wie war das möglich? Wie konnte man schreien und dabei keinen Laut von sich geben?
    Sie riss die Arme hoch und versuchte, sie abzuwehren, doch sie bestürmten sie und drangen durch sie hindurch. Sie wollte vor ihnen fliehen, aber es gab keinen Ausweg. Sie schrie um Hilfe, und die Gestalten schlüpften mühelos in ihren Mund. Sie waren überall, sie durchdrangen und erniedrigten sie …
    Und sie riefen: Riella! Riella! Komm zu uns, bleib bei uns, hilf uns, liebe uns, wie wir dich lieben! Da war Lachen und Weinen, alles gleichzeitig. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun oder wohin sie gehen sollte, es gab keinen Ausweg, und wieder riefen sie ihren Namen …
    Dann war da ein Mann. Ein Mann mit roter Haut, und er kam mit grimmigem und furchteinflößendem Gesicht auf sie zu. Sie hörte einen Namen, konnte ihn aber nicht genau verstehen. Zorn oder so ähnlich. Er machte ihr immer noch Angst und kam immer näher …
    »Riella!«
    Wieder hörte sie ihren Namen aus weiter Ferne, aber diesmal klang er irgendwie anders. Und sie spürte nun eine Wärme … bis sie erkannte, dass es die Wärme der Sonne war, die ihr ins Gesicht schien. Das wurde ihr klar, als sie die Augen aufschlug, geblendet von der Helligkeit blinzelte und dann ihr Gesicht mit der Hand abschirmte. Die Sonne trieb ihr Tränen in die Augen. In ihrer Verwirrung fragte sie sich, wieso auf einmal mitten in der Nacht die Sonne schien. »Riella, wo bist du?«, hörte sie wieder die beinahe verzweifelte Stimme. Nun erkannte sie, dass es die ihrer Mutter war. An diesem Punkt wurde Riella endlich bewusst, dass die Ordnung des Himmels keineswegs gestört war. Die Sonne befand sich genau dort, wo sie hingehörte, nämlich am Morgenhimmel. Es war Riella, die die Orientierung verloren hatte.
    Durch die zusammengekniffenen Augenlider entdeckte sie ihre Mutter auf einer Anhöhe, von wo sie sich mit sichtlicher Besorgnis umblickte. Riella versuchte, sich aufzusetzen. Ihr Rückgrat schmerzte, nachdem sie die ganze Nacht auf den moosbewachsenen Steinen verbracht hatte. Sie rief nach ihrer Mutter. Die Morgenluft stach in ihre Kehle und Lungen, und was aus ihrem Mund drang, war kaum mehr als ein Krächzen, aber es genügte, um ihre Mutter auf sie aufmerksam zu machen.
    »Riella!«, rief Malia und lief zu ihr. Sie schlang die Arme um ihre Tochter und drückte sie so fest an sich, dass Riella ein Knacken in ihrer Wirbelsäule hörte. Zuerst erschrak sie über das Geräusch, doch als sie sich bewegte, stellte sie fest, dass es ihrem Rücken erheblich besser ging. Ihre Mutter hatte unabsichtlich irgendeinen Knochen wieder eingerenkt.
    »Ich
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