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Sprich nicht darüber

Sprich nicht darüber

Titel: Sprich nicht darüber
Autoren: Graham Lynne
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das stimmte, hätten Antons Anwälte davon gewusst.”
    Fassungslos sah Rosie ihn an. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass er die Tatsache schlichtweg leugnen könnte. “Er hat keinem Menschen etwas davon gesagt.”
    “Und wie wollen Sie Ihre ungeheuerliche Behauptung beweisen?”
    “Immerhin war es Anton, der nach mir geforscht hat!”
    “Bemühen Sie Ihre blühende Phantasie bitte nicht weiter, das hat keinen Einfluss auf die Summe meines Schecks für Sie.” Constantin lag offenbar nichts an einer eingehenden Diskussion der Einzelheiten. “Und verschwenden Sie nicht meine Zeit mit albernen Märchen.”
    Rosie senkte den Kopf. Beweise? Es gab keine. Antons Name war nicht in ihrer Geburtsurkunde vermerkt. Und Constantin war so wütend über ihre vermeintlichen Lügen, dass er kein Wort mehr hören wollte. Antons Tod hatte ihre jede Chance genommen zu beweisen, dass er ihr Vater war. Obwohl sie diese Tatsache nie in irgendeiner Weise ausbeuten wollte, empfand sie es doch als harten Schlag.
    “Kommen wir jetzt zum Geschäftlichen”, bemerkte Constantin nüchtern.
    Rosie fühlte sich so gedemütigt, dass sie am liebsten aufgestanden und gegangen wäre. Aber Constantin würde ihr folgen. Und sie hatte ihren Stolz.
    “Falls Sie einverstanden sind, heiraten wir so bald wie möglich. Wenn die Sache erledigt ist, bekommen Sie Ihren Scheck”, erklärte Constantin und nannte eine Schwindel erregende Summe. “Dafür erwarte ich von Ihnen Diskretion und die Rückgabe des Verlobungsrings der Familie Estrada.”
    Rosie sah auf. Mit ausdruckslosem Gesicht sagte sie: “Nein, das nicht.”
    “Er ist ein Familienerbstück. Sie müssen ihn zurückgeben.”
    “Nein”, wiederholte sie.
    “Der Ring ist alt, aber hat keinen großen finanziellen Wert. Der Stein ist nicht rein.”
    Rosies überempfindlicher Magen rebellierte. “Es muss noch eine andere Möglichkeit geben, Antons letzten Willen zu erfüllen.”
    “Wenn es die gäbe, würde ich wahrhaftig nicht hier sitzen und Sie um eine heimliche Hochzeit bitten!”
    Sein barscher, höhnischer Ton brachte sie zur Besinnung. Ja, Constantin Voulos saß in der Klemme, er war auf ihr Einverständnis angewiesen.
    “Aber Thespina hat mich akzeptiert”, wandte Rosie zaghaft ein. “Sie denkt, wir wären verlobt. Warum also die Heimlichtuerei?”
    “Wenn sie wüsste, wer Sie wirklich sind, würde sie Sie kaum akzeptieren”, gab er zurück. “Was die Verlobung angeht, kann ich ihr sagen, es wäre eine Impulshandlung gewesen, die ich rückgängig gemacht habe. Von der Hochzeit braucht sie nichts zu erfahren. Ich möchte nicht, dass Sie noch einmal mit Thespina zusammentreffen.”
    Nachdenklich sah Rosie zu Boden. Zwar war sie nicht Antons Geliebte gewesen, aber als seine Tochter war sie seiner Frau wahrscheinlich ebenso wenig willkommen. Und wenn sie auf die Scheinhochzeit einging, würde Antons Unternehmen weiter bestehen, seine Mitarbeiter müssten nicht entlassen werden. Ja, nach einer Weile würde alles seinen normalen Gang gehen, als wäre nichts geschehen, als hätte Rosie nie existiert.
    Sie hob den Kopf, ihre grünen Augen waren ausdruckslos. “Sie behalten Ihr Geld, ich behalte den Ring.” Sie stand auf und zog ihre Jacke an. “Und jetzt möchte ich gehen.”
    “Das heißt also, Sie sind einverstanden?”
    “Nur aus Respekt vor Antons letztem Willen, das müssen Sie verstehen. Aber wie sollten Sie? Ihnen geht es ja nur um Geld.” Verächtlich drehte sie ihm den Rücken zu.
    “Mir geht es nur um das Wohl von Antons Frau”, stellte Constantin mit eisiger Stimme fest.
    Rosie wandte sich noch einmal um. “Das hört sich wirklich großartig an aus dem Mund eines Mannes, der bedenkenlos mit einer verheirateten Frau schläft.”
    Getroffen sprang Constantin auf. “Wie … Was …”
    Seine Fassungslosigkeit bereitete Rosie grimmiges Behagen. “Ich meine Ihre jahrelange Affäre mit der Schauspielerin Cinzia Borzone. Also tun Sie nicht so scheinheilig”, erklärte sie.
    Mit hoch erhobenem Kopf verließ sie das Hotel. Constantin schickte ihr einen griechischen Wortschwall hinterher, dessen Inhalt sie sich gut ausmalen konnte. Dass sie so eingehend über sein Privatleben Bescheid wusste, war ihm sichtlich unangenehm.
    Anton hatte oft genug über Constantins unliebsame Beziehung zu Cinzia geklagt. Seiner Überzeugung nach war der Junge im zarten Alter von fünfundzwanzig Jahren in die Klauen dieser berechnenden Frau geraten. Cinzias Mann drückte beide Augen zu und
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