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Spione auf Burg Schreckenstein

Spione auf Burg Schreckenstein

Titel: Spione auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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der Schulkapitän ihm zu, flitzte um die Ecke und weiter in den Sternenhof.
    Es hatte geklappt. Abgewandt standen Mauersäge und Pummel vor dem Eingang. Sie warteten auf Fräulein Doktor Horn. Unbemerkt kam er zum Wagen. Die Hecktür war nicht abgeschlossen. Er hob sie hoch, löste die Verriegelung der Rücklehne der hinteren Sitzbank, kroch hinein und zog die Tür von innen ins Schloss. Rücklehne und Abdeckplatte ließen sich bewegen, so dass er Luft hatte und auch bei abgeschlossenen Türen wieder herauskonnte.
    Wäre er nicht ungesehen hineingekommen, hätte er Mauersäge eingeweiht. So aber war es besser. Einfacher. Hoffentlich würde ihm sein Organismus keinen Streich spielen! Da half nur eines: Nicht daran denken!
    Ottokar machte sich’s bequem so gut es ging und konzentrierte sich auf sein Vorhaben.
    Unverständliche Stimmen kamen näher, der Wagen senkte sich in die Federn, der Motor sprang an. Fräulein Doktor Horn fuhr los. Mit ihrem blinden Passagier. Der erlebte ein völlig neues Fahrgefühl. In Kurven stempelte der Wagen seitlich weg. Wenn alles rum ist, sag ich ihr, sie soll sich neue Stoßdämpfer einbauen lassen! Nahm er sich vor.
    Kurz fiel Licht in sein Versteck. Die Bogenlampe vor der Kirche von Wampoldsreute!
    Hier begann auch erneutes Bauchgrimmen. Ottokar wechselte seine Lage, atmete tief und konzentrierte sich auf die Strecke. Gleich musste die scharfe Rechtskurve kommen! Es half nichts. Aus dem Grimmen wurden Schmerzen. Aus den Schmerzen wurde Druck und dagegen half nur äußerste Muskelanspannung.
    Mann! Wenn ich sie nur hypnotisieren könnte, dass es ihr auch so geht! Er drückte die Fingernägel in die Handteller. Bei dem Tempo halte ich das bis Rosenfels nicht aus!
    Fräulein Doktor Horn schaltete, dass Doktor Bender dem Getriebe sofort jeden Zahn plombiert hätte. Die Steigung durch den Wald begann.
    Mann, o Mann! Sie hat doch auch von dem Zeug gegessen! Und Wein dazu getrunken!
    Ob es nun an Ottokars hypnotischen Kräften lag oder an dem Sud aus Sennesblättern — plötzlich sank die Drehzahl ab. Ein Ruck und der Wagen hielt.
    Ottokar drückte die Rücklehne vor, um besser zu hören. Der Wagen hob sich in den Federn, die Tür fiel ins Schloss.
    Jetzt aber nichts wie raus! Er schob die Rücklehne noch weiter vor und streckte den Kopf über das Abdeckbrett heraus. Da erfasste ihn ein scharfes Licht. Ein Wagen kam entgegen. Ottokar duckte sich, tauchte wieder auf und wurde erneut angestrahlt. Diesmal von hinten. Als auch dieser Wagen vorbei war, drückte er die Rücklehne vollends vor und kroch kopfüber auf den Fahrersitz. Seine Hand tastete nach dem Türgriff, die Tür öffnete sich, das Innenlicht ging an, draußen stieß Fräulein Doktor Horn einen Entsetzensschrei aus und rannte davon.

    Ottokar hechtete auf den Asphalt. „Hallo, ich bin’s doch! Hallo!“ rief er in die Dunkelheit und richtete sich auf. Weg war sie. Was jetzt? Das Grimmen, das an allem schuld gewesen war, hatte sich verzogen.
    Zündschlüssel drehen, Licht an, Gang rein.
    Da lief sie!
    Ottokar kurbelte das Fenster herunter, fuhr an und rief hinaus: „Hallo, Fräulein Doktor Horn! Ich bin’s, Ottokar!“
    Aber sie rannte weiter, im Scheinwerferlicht auf der Straße. Wie ein Tierfänger in Afrika, fuhr Ottokar dicht an sie heran und zog die Bremse. Da ihm jedoch das Lasso fehlte, sprang er heraus und fing sie mit der Hand.
    „Hilfe!“ schrie sie, obwohl sie ihn im Scheinwerferlicht erkennen musste.
    „Ich bin’s!“ schrie er immer wieder, bis sie ihre Abwehr aufgab und zitternd stehen blieb.
    Schlimmer hätte es nicht kommen können. Genau das, was bei einem Schreckensteiner Streich nicht passieren darf, dass ein Mensch zu Schaden kommt und sei es durch einen Schreck, hatte sich ereignet. Was sollte er jetzt sagen?
    „Ich war im Kofferraum, als Sie losfuhren“, stammelte er.
    „Was hast du da zu suchen?“ herrschte sie ihn an. Die Frage war berechtigt. Doch mit der korrekten Antwort hätte er sein Vorhaben gefährdet.
    „Beruhigen Sie sich doch bitte“, sagte er neutral. „Es tut mir wirklich leid. Ich fahre Sie jetzt nach Hause!“
    Behutsam geleitete er sie zum Wagen.
    „Ich dachte, mich trifft der Schlag!“ Sie schluchzte.
    „Ich auch“, log er gleich und packte sie, weiter Bedauern äußernd, auf den Beifahrersitz. Sie zitterte noch immer.
    „Mich so zu erschrecken!“ piepste sie, als er auf der anderen Seite einstieg. „Mich hätte der Schlag treffen können! Das ist kein
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