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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck
Autoren: Miranda Jarrett
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die Brust werfen, um sich für ihr Gebaren zu entschuldigen. Als sie jedoch seine Miene sah, blieb sie wie erstarrt stehen und erbleichte.
    „Cassia“, sagte Richard außer Atem, „Luke ist in Boltons Gewalt.“
    Richard blieb in Cassias Nähe. Er ließ es nicht zu, dass sie ihm auch nur einen Schritt von der Seite wich. Er hatte bereits Luke verloren, und er hegte nicht die Absicht, sie ebenfalls zu verlieren, nicht einmal für einen kurzen Augenblick.
    „Penny House“ war an diesem Abend besser besucht als an anderen Tagen. In den drei Wochen, die Cassia auf dem Lande verbracht hatte, waren viele neue Mitglieder hinzugekommen, denn der Spielclub war zu einer der ersten Adressen der Stadt avanciert. Doch unter die Menge der wohlhabenden Gentlemen von Stand hatten sich heute Wachposten gemischt, einige von ihnen herausgeputzt wie die Gäste in Abendgarderobe. Richard wollte nichts dem Zufall überlassen oder Lukes Leben in die Hände irgendeines schwerfälligen Magistrats legen. Er hatte beschlossen, sich der Sache persönlich anzunehmen. Das Gesetz würde noch rechtzeitig genug einschreiten können, wenn der Junge wieder unversehrt bei ihm war.
    Boltons Botschaft, die ihn in Greenwood Hall erreicht hatte, war unmissverständlich: Er würde Luke nach „Penny House“ bringen und seine Forderungen persönlich an Richard richten. Obwohl er für den Rest seines Lebens Hausverbot hatte, war Bolton scharfsinnig genug anzunehmen, dass man ihn in diesem Fall einlassen würde, und damit lag er richtig. Bei dem Gedanken, dass sein Sohn in den Händen dieses Tyrannen war, stieg unbändige Wut in Richard auf, und er ließ den Blick immer wieder über die Besucher in Richtung Eingang schweifen, um sich zu vergewissern, dass alle seine Männer auf ihren Posten standen.
    Wie durch ein Wunder hatte sich die Kunde verbreitet, dass Cassia wieder in London weilte, und so scharten sich die ihr wohlgesinnten Gäste um sie - entweder, um sie darum zu bitten, ein Gedicht vorzutragen, oder um sich mit einem charmanten Lächeln bei ihr in Erinnerung zu bringen. Richard wich die ganze Zeit nicht von ihrer Seite und musste, obwohl es ihm ein Gräuel war, die Aufmerksamkeit, die man Cassia schenkte, erdulden. Er wusste, dass er kein Recht hatte, die Herren von ihr fernzuhalten.
    Er beobachtete Cassia, wie sie mit einer Hand elegant ihren Fächer hielt und den Kopf charmant zur Seite neigte, während sie den Gentlemen lauschte. Das Herz zog sich ihm zusammen - so wunderschön sah sie aus im goldenen Schein der vielen Kerzen. Als er heute zu ihr gekommen war, hatte sie ihn nicht gleich wieder fortgeschickt, sondern sein Entsetzen und seine Wut über Lukes Entführung geteilt. Dies war ein Anfang, der ihn neue Hoffnung schöpfen ließ.
    Als habe sie seine Gedanken erraten, entschuldigte sie sich bei ihren Verehrern und wandte sich Richard zu. Sie ergriff seine Hand. „Das Warten ist unerträglich“, flüsterte sie ihm zu. „Wird er Luke wirklich mitbringen? Wird er überhaupt kommen?“
    „Sorg dich nicht, Mädchen“, erwiderte Richard mit fester Stimme und drückte ihr sacht die Hand. „Bolton bevorzugt einen großen Auftritt. Er wird kommen.“
    Sie versuchte zu lächeln. „Ich habe Angst, Richard. Luke ist noch ein Kind. Und er hat dem Mann nichts getan. Er musste schon so viel mitmachen für sein Alter. Was ist, wenn Bolton ihm etwas zuleide tut, allein aus Trotz oder Niedertracht? Oh, wenn ich doch bloß in Greenwood Hall geblieben wäre, wenn ich Luke das Gefühl gegeben hätte, dass er dort mehr als willkommen ist... “
    „Dann wäre es auf anderem Weg geschehen“, unterbrach Richard sie und strich ihr sacht über die Wange. „Es ist müßig, sich über Vergangenes zu verzehren, Cassia. Wir können nur unser Bestes geben bei dem, was vor uns liegt.“
    Sie errötete. „Ich weiß, Richard. Es ist ..."
    „Heirate mich, Cassia“, fiel er ihr ins Wort und zog sie in seine Arme. Vergessen waren all die Leute, die sie umgaben. „Ich liebe dich und ...“
    „Du liebst mich?“, fragte sie und sah ihm ungläubig in die Augen. „Du liebst mich, Richard?“
    „Natürlich liebe ich dich“, erwiderte er erstaunt. „Bestimmt hast du das nicht erst heute bemerkt. Und weshalb sollte ich dich sonst bitten, meine Frau zu werden?“
    „Dich heiraten?“, wisperte sie. „Oh, Richard, ich ...“
    „Wo zum Teufel ist Blackley?“, erscholl plötzlich Boltons Stimme aus dem Entree zu ihnen hinüber. Er sprach mit schwerer Zunge, und
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