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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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auszusetzen, um sie durcheinanderzubringen und aufzuwühlen. Er sah sie mit diesem typischen Ausdruck schwelenden vulkanischen Verlangens an und machte sie damit schwach vor Sehnsucht.
    Sie durfte nicht nachgeben. Er war zu hart für sie. Er war ein Stein, an dem sie zerbrechen würde, und sie war schon jetzt ein Trümmerhaufen. Noch immer im Selbstrettungsmodus versuchte sie zurzeit, ihre Einzelteile aufzusammeln.
    Sie führte ihn in das schäbige Büro über dem Küchenbereich. Der Raum war karg möbliert, es gab darin nur einen mit Papieren übersäten Schreibtisch und einen Klappstuhl. Sie schloss die Tür.
    Nick öffnete den Mund. Becca hob die Hand, um ihm zuvorzukommen. »Bevor wir uns unterhalten, lass mich zuerst eines klarstellen: Ich danke dir.«
    Er runzelte die Stirn. »Was?«
    »Ich danke dir«, wiederholte sie, ihr Tonfall steif und mechanisch. »Ich bin dir für vieles zu Dank verpflichtet. Zunächst für das, was du auf der Insel für mich getan hast, dann dass du Josh, Carrie und die Kinder gerettet hast und dass du zurückgekommen bist und diesen Schuss für mich abgefangen hast. Das war sehr mutig und edel von dir. Sehr heldenhaft.«
    Nick wartete. »Und weiter?«
    Sie warf die Hände in die Luft. »Reicht das nicht?«
    »Ich spüre, dass da noch mehr ist«, sagte er. »Lass es mich hören!«
    »Nein«, widersprach sie. »Mehr ist da nicht. Und genau das ist der Punkt, Nick. Die Sache endet hier. Ich danke dir – und Schluss!«
    Er schüttelte den Kopf. »Oh nein! Es kann nicht hier enden.«
    »Doch, und ob«, beharrte Becca. »Ich bin die Erste, die zugibt, dass du für das, was du getan hast, eine Medaille verdienst … «
    »Aber dich verdiene ich nicht?«
    Quälender, nagender, schrecklicher Zweifel überkam sie. Oh Gott! Warum tat es nur so weh? Wieso war es so qualvoll, einfach nur das Richtige zu tun?
    Becca zwang sich, an die undurchdringliche Finsternis in der Lagerhalle zurückzudenken, an den Abgrund der Verzweiflung, aus dem sie noch immer herauszuklettern versuchte.
    Manche Dinge konnten nicht vergeben werden. Niemals.
    Diese Finsternis würde für immer in ihrem Unterbewusstsein lauern. Sie würde für immer das Rascheln der Ratten hören und die überwältigende Hilflosigkeit spüren, den Zorn, die Demütigung, die schreckliche Angst.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Nick. Ich kann das nicht«, flüsterte sie. »Ich kann dieses Risiko nicht eingehen. Du bist zu gefährlich für mich.«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich würde für dich sterben. Ich habe es versucht.«
    Ihr Magen krampfte sich vor Schmerz zusammen. »Bitte, hör auf damit! Tu mir das nicht an!«
    »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist.« Seine Stimme war leise und vorsichtig. »Aber versuch, es aus meinem Blickwinkel zu betrachten!«
    »Nein.« Sie nahm die Hände von ihren feuchten Augen und funkelte ihn an. »Das habe ich aufgegeben. Es geht hier nicht darum, ob ich wütend bin. Es geht um mein Überleben und dafür muss ich meinen eigenen Blickwinkel an die oberste Stelle setzen. Und mein Blickwinkel war nicht hübsch. Ich kann noch immer spüren, wie die Ratten an meinen Schuhen knabbern.«
    Ein Muskel pochte an seinem Kiefer. »Großer Gott, Becca! Es tut mir so leid.«
    »Das sollte es auch.« Sie kehrte ihm den Rücken zu.
    Sie hörte seine Bewegung nicht, dafür spürte sie sein heißes Energiefeld, das um sie herum sirrte und ihr seine Nähe hyperbewusst machte.
    »Ein sehr weiser, freundlicher Mensch hat mir einst eine wichtige Lektion erteilt«, begann er leise. »Er sagte, dass Betrug und Verrat Sünden seien, betrogen und verraten zu werden hingegen Schicksalsschläge.«
    »Vielleicht. Nur dass in diesem Fall ich betrogen wurde.«
    »Nicht durch mich. Ich habe mit der Information das Beste angefangen, was ich konnte. Aber wie du selbst gesagt hast: Ich bin nicht Gott. Und es tut mir entsetzlich leid.«
    »Ich bin überzeugt, dass du dein Bestes gegeben hast, Nick«, entgegnete sie steif. »Es ist nicht deine Schuld, dass dein Bestes einfach nicht gut genug war.«
    Becca konnte fühlen, wie ihn die stumme Verletzung traf, die sie ihm zugefügt hatte.
    Nick trat von ihr weg. Das Schweigen dehnte sich aus, wurde zu einer Kluft, die sich weitete und vertiefte, bis Beccas Herz brannte vor Schmerz. Bis es brach.
    »Na schön«, sagte er tonlos. »Ich habe begriffen. Ich werde dich nicht mehr belästigen.«
    Die verzogene Tür ging ächzend auf und fiel hinter ihm ins Schloss. Becca hörte seine Stiefel
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