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Spiel mit dem Tod (German Edition)

Spiel mit dem Tod (German Edition)

Titel: Spiel mit dem Tod (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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Selbstmitleid wuchs exponentiell.
    «Wääh! Wieso schmeckt das Zeug nur so bitter?» Er leerte das Glas in einem Zug.
    Unbemerkt hatte sich die Tür geöffnet und Marianne Traber, die langjährige Assistentin von Staatsanwalt Jakob Borer, schaute herein.
    «Störe ich?»
    «Keineswegs, Marianne. Komm rein. Setz dich.»
    «Hattest du einen schönen Abend, Francesco?»
    «Wie meinst du das?», tastete sich Ferrari sachte vor.
    «Ach, man munkelt so einiges.»
    «Und was, bitte sehr?»
    «Du seist mit Daniel Stettler singend im Kleinbasel wegen Ruhestörung verhaftet worden.»
    «Was! Aber das ist doch …», ein stechender Schmerz in seinem Hinterkopf hinderte ihn daran, weiter zu poltern.
    «Verdammt noch mal, gehen die Kopfschmerzen denn gar nicht weg? Wer behauptet das, Marianne?»
    «Du bist das Gesprächsthema Nummer eins bei den Kollegen vom Claraposten.»
    «Na bravo! Und woher weisst du das?»
    «Arnaldo, der Kreischef, ist ein guter Freund von mir.»
    Ferrari erinnerte sich daran, dass die beiden beim letzten Weihnachtsfest wie zwei Turteltauben aneinandergeklebt waren.
    «War es sehr schlimm?»
    «Du kannst dich nicht einmal mehr daran erinnern, Francesco?»
    «Doch, doch. Das heisst … nicht wirklich. Mit Sicherheit weiss ich, dass mich ein Streifenwagen nach Hause fuhr. Tja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.»
    «Du siehst ziemlich blass aus. Willst du dich nicht ein wenig hinlegen?»
    «Blödsinn! Wer saufen kann, kann auch arbeiten. Am meisten ärgert mich, dass ich zum Gespött der Kollegen werde. Wundert mich, dass Stephan keine Anspielung gemacht hat.»
    «Stephan?»
    «Ich habe ihn im Korridor getroffen.»
    «Weil ich es verhindert habe, dass du dich zum Narren machst, mein Lieber.»
    «Wie das?»
    «Arnaldo führt sein Revier ziemlich diktatorisch. Und er frisst mir ordentlich aus der Hand», was Ferrari an seinen Vergleich mit den Turteltauben erinnerte. «Ich bat ihn, das Ganze sehr diskret zu behandeln.»
    Wobei die Bitte, so wie Ferrari Marianne kannte, eher einem Befehl gleich kam.
    «Dafür bin ich dir dankbar, Marianne. Du hast was bei mir gut.»
    «Das kannst du gleich einlösen.»
    Marianne setzte sich lächelnd auf einen Stuhl neben Ferrari, der sie fragend ansah.
    «Soll ich dir zuerst noch ein Alka-Seltzer auflösen oder bist du aufnahmefähig?»
    «Die Geister, die ich gestern Nacht rief, werde ich langsam wieder los.»
    «Du bist ein richtiger Poet. Gut, ich mach es kurz. Tust du mir einen kleinen Gefallen, Francesco?»
    «Mit einer einfachen Frage beginnt es, und meistens wird daraus ein komplizierter Fall.»
    «Nun sei nicht so, Francesco. Du stehst in meiner Schuld, schon vergessen?»
    Kommissär Ferrari stiess einen tiefen Seufzer aus.
    «Also, was kann ich für dich tun?»
    «Seit Tagen ruft eine Frau bei mir an. Sie erzählt mir immer die gleiche Geschichte. Nämlich, dass ihr Mann Selbstmord begehen wolle. Und sie wisse nicht, wie sie ihn davon abhalten könne.»
    Ferrari wunderte sich keine Sekunde, dass diese Frau ausgerechnet bei Marianne gelandet war. Sie half jedem und war das scheinbare Problem auch noch so klein. Im Kommissariat nannten sie deshalb alle «Mutter Teresa».
    «Suizidgefährdete sind die Angelegenheit eines Psychiaters und nicht die eines Kommissärs, Marianne. Schick sie oder besser ihn zu einem Psychiater.»
    «Komm schon, Francesco. Die gibt keine Ruhe. Irgendwie ist sie total hysterisch. Sie überfordert mich. Und sie tut mir sehr leid. Kannst du nicht einmal kurz mit ihr reden?»
    «Was bringt das? Wenn jemand wirklich Selbstmord machen will, dann kann ihn nichts auf der Welt davon abbringen. Die meisten reden sowieso nur davon, um sich in den Mittelpunkt zu rücken. Soll ich ihrem Mann meinen Ausweis unter die Nase halten und ihm verbieten, sich umzubringen?»
    «Sei nicht so zynisch. Die Frau steht unter echtem Stress. Was ist jetzt, sprichst du mit ihr oder soll ich ein Rundschreiben rausgeben, in dem ich alle Details über die gestrige Nacht erwähne?»
    «Auf Erpressung stehen mindestens vier Jahre. Hm. Na gut, ich ruf sie an. Gib mir ihre Telefonnummer.»
    «Danke, Francesco. Du bist ein Schatz. Aber das ist nicht notwendig», und bevor er wusste, wie ihm geschah, winkte sie den Korridor hinunter. «Kommen Sie, Frau Rost, der Herr Kommissär hat Zeit für Sie!»
    Das habe ich nun von meiner Gutmütigkeit, dachte Ferrari. Obwohl, wahrscheinlich ist es die gerechte Strafe für meine Sauftour. Er beobachtete, wie Christina
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