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Spiel mit dem Tod (German Edition)

Spiel mit dem Tod (German Edition)

Titel: Spiel mit dem Tod (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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absoluter Knüller. Da ruft der Kerl doch tatsächlich bei uns im Büro an und kündigt uns seinen Selbstmord an.»
    «Und Sie sind nicht auf die Idee gekommen, uns zu informieren?»
    «Nun mal halblang, Ferrari. Erstens rufen täglich irgendwelche Idioten an, die weiss der Teufel was erzählen, und zweitens wurde eure Einsatzzentrale sofort informiert.»
    «Und wie kommt es, dass ihr zuerst vor Ort gewesen seid?», fragte Ferrari misstrauisch.
    «Ganz einfach. Wir waren auf dem Weg zur Einweihung der MS Christian im Rheinhafen und standen gerade an der Grosspeterkreuzung im Stau, als wir von unserer Chefin übers Handy informiert wurden. Vor dem Gebäude angekommen, sahen wir den Mann oben auf dem Dach stehen. Denise war auch schon da.»
    «Denise Grieder?»
    «Exakt! Unser Boss. Unsere Büros sind ja hier gleich um die Ecke im Gundeli. Sie war als Erste hier, fuhr mit dem Lift hoch und versuchte, den Irren vom Springen abzuhalten. Ist ihr aber ein wenig misslungen, so wie es aussieht. Aber fragen Sie sie doch selbst.» Stalder deutete auf seine Chefin, die von einem Beamten in Uniform befragt wurde.
    «Und Sie haben inzwischen fröhlich drauflos gefilmt.»
    «Mann, was soll das? Können wir etwas dafür, wenn uns ein Verrückter heiss macht und für die beste Story aller Zeiten sorgt? Das lassen wir uns doch nicht so einfach entgehen. Wir sind nun mal Aktionsjournalisten, packten unsere Chance und filmten den Todessprung.»
    Ferrari schüttelte ungläubig den Kopf.
    «Ihr habt wirklich den Selbstmord gefilmt?»
    «Kommen Sie rein in die gute Stube. Wir führen Ihnen den Sturz vor. Zum Glück konnte Denise den Mann in ein Gespräch verwickeln und dadurch Zeit gewinnen. Sonst wäre er womöglich noch runtergesaust, bevor wir unsere Kameras in Position gebracht hatten. Das hätte ich ewig bereut. Ich darf gar nicht daran denken. Puh!»
    Wie konnte man nur so pietätlos sein! Vor wenigen Minuten war ein Mensch gestorben. Und es war nicht der erste Tote in Ferraris Karriere. Aber noch immer wurde ihm in solchen Augenblicken bewusst, wie endlich das Leben war. Unwiederbringlich. Ob Schicksal oder göttliche Fügung, ein sich schliessender Kreislauf relativierte das Jetzt, warf unzählige Fragen auf und blieb für immer Antworten schuldig. Die Stille tat gut. Wo aber blieb die Würde des toten Hans Rost? Sein Recht auf Privatsphäre? Verkam denn heute alles zur Realityshow? Der Kommissär verzog angewidert sein Gesicht. Es verstrichen einige Minuten, bis er sich überwinden konnte, die schockierenden Bilder anzusehen. Sie erinnerten ihn an Szenen aus dem Horrorfilm «End of Days» mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle, den er am vergangenen Samstagabend gesehen hatte. Da kehrte der Teufel kurz vor dem Millennium auf die Erde zurück, um die Weltherrschaft zu erringen. Schwarzenegger, die steirische Eiche, stellte sich ihm erfolgreich in den Weg und rettete die Welt, kam jedoch ums Leben. Nichts für zarte Nerven und definitiv nichts für ihn. Eigentlich hatte dieser Film nichts mit dem entsetzlichen Geschehen vor Ort zu tun, ausser dass in beiden Fällen das Wort Horror zutraf. Alles nur Fiktion hatte ihn Monika am Samstagabend beruhigt. Und heute? Heute wurde er brutal von der Wirklichkeit eingeholt. Die Kameras von TV1 waren real und sie hatten Hans Rost gefilmt. Die Aufnahmen waren zu Beginn ziemlich verwackelt, denn der Kameramann rannte mit der Kamera auf das Zollgebäude zu. «Wahnsinn, er springt, haltet den Mann doch auf, er springt!», schrie der Kameramann. Das Bild flog hin und her. Man konnte Hans Rost aber deutlich erkennen und eine Frau, die auf ihn einsprach. Dann drehte sich Rost von der Frau weg, kam voll ins Bild und stürzte übers Geländer in die Tiefe. Sekunden später war ein dumpfer Aufprall zu hören. «Er ist gesprungen! Scheisse! Er ist tatsächlich gesprungen», keuchte der Kameramann und richtete seine Kamera auf den am Boden liegenden Rost. Ferrari schaute sich die Aufnahmen mehrmals an.
    «Das darf doch nicht wahr sein», murmelte der Kommissär.
    Es lief ihm kalt über den Rücken und auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut.
    «Wir waren noch nicht richtig in Stellung», hörte er Anselm Stalder sagen. «Er hätte ruhig noch ein paar Minuten warten können. Ziemlich verwackelt, die Kiste. Aber, was man sehen muss, ist immerhin drauf.»
    «Ich kann es einfach nicht glauben. Wieso hat er das getan?»
    «Wahnsinn!», jubelte Stalder. «Der Knüller des Jahres! Schauen Sie sich das
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