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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals
Autoren: Barbara Wood
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Ägypter Gräber mit Grabtempeln, die entweder direkt darüber lagen oder in der Nähe errichtet wurden, damit sie für die Seelen leicht zugänglich sein sollten. Doch der Tempel stellte auch einen Hinweis auf die Lage des Grabes dar. Solange der Tempel in der Nähe des Grabes errichtet werden mußte, wurde das Grab immer wieder gefunden und folglich geplündert. In der achtzehnten Dynastie wurde mit dieser Tradition dann endlich gebrochen. Von da an wurden alle Toten auf dieser Seite des Gebirges bestattet, statt wie zuvor auf der Ostseite, wo man das Grabmal des Hatschepsut und das Ramesseum findet. Die Grabtempel wurden abgeschafft, und fortan waren die Gräber schwerer zu finden.« Ich weiß nicht, für wen er eigentlich sprach, denn Mark Spencer, Wilbur Arnes und Achmed Raschid wußten dies alles ja schon – und ich hörte nicht zu. Trotzdem fuhr er unbeirrt fort.
    »Leider funktionierte nicht einmal das, da auch strengste Geheimhaltung, ausgeklügelte Labyrinthe und verborgene Fallen die Grabräuber nicht davon abhalten konnten, die meisten der Gräber auszuräumen. Dies führte dazu, daß nach der zwanzigsten Dynastie keine Pharaonen mehr hier beigesetzt wurden. Es gibt viele Gräber im Tal der Könige, und fast alle waren leer, als sie entdeckt wurden – außer dem von Tutenchamun und meinem.«
    Seine Stimme wurde vom Wind weggetragen. Ob er noch sprach oder nicht, konnte ich nicht sagen. Und es war mir auch egal. Wir fuhren durch eine Gegend, in der die Zeit stillzustehen schien, wo, was gestern war, noch heute ist und auch morgen sein wird. Die Luft war angefüllt von laut summenden, fetten, frechen Fliegen. Der Staub machte uns schwer zu schaffen, und die Hitze war unerträglich. Als der Landrover auf Allradantrieb umgeschaltet wurde und sich knirschend einen steil ansteigenden schmalen Eselspfad hinaufquälte, war mir nach Schreien zumute.
    »Dies wird natürlich mein erster Besuch bei Tageslicht sein, Mr. Raschid«, erklärte Paul über die Schulter hinweg. »Wir haben immer nur nachts gearbeitet.«
    Ich hatte keine Ahnung, wohin wir fuhren, und wünschte nur, daß die Fahrt schnell ein Ende nähme. Als ich zurückschaute, sah ich, daß wir das Tal schon weit unter uns gelassen hatten. Seine kleinen schwarzen Münder, die Eingänge zu den Gräbern darstellten, wurden immer kleiner.
    »Dieser Berg in Pyramidenform ist der höchste der thebanischen Hügel, Lydia, und wurde der Gipfel des Westens genannt. Man glaubte, daß die gefürchtete Schlangengöttin Meresger oder ›Freundin der Stille‹ dort hauste. All diese Berge um uns her galten als heilig.« Mir erschienen sie nur öde und endlos. Nirgendwo zeigte sich auch nur die kleinste Spur pflanzlichen Wachstums, nur unendliche Schotterhalden an steilen, zerklüfteten Felswänden unter sengender Sonne. Als der Landrover über einen schmalen Grat donnerte und bergab zu rasen begann, schrie ich auf.
    »Das ist ein rauhes Gelände, Lydia, und wahrscheinlich ist das der Grund, warum König Tetef es für sein Grabmal ausgesucht hat. Es gibt hier keine Wadis oder Gebirgspfade. Um es zu erreichen, muß man ein gekonnter Kletterer sein. Gott allein weiß, wie sie es geschafft haben.«
    »Gott allein weiß auch, wie sie es geschafft haben, die Pyramiden zu bauen«, fügte Mark hinzu.
    »Richtig. Diese Ägypter waren sehr einfallsreiche Leute. Wenn es um das Leben nach dem Tod ging, scheuten sie keine Mühen. Und die Geheimhaltung der Grabstätte stand an erster Stelle. Selbst Tutenchamuns Grab, das so hervorragend unter dem Grab eines anderen Königs verborgen worden war, mußte früher oder später durch Zufall entdeckt werden. Aber auf mein Grab, auf Tetefs Grab, wäre man in tausend Jahren noch nicht gestoßen. Und deshalb ist er einer der wenigen Glücklichen, die jahrhundertelang vor Grabräubern bewahrt blieben. Er und seine Schätze sind unversehrt.« Wir fuhren durch eine enge Schlucht, nicht breiter als der Wagen selbst, und hielten dann plötzlich an. »Sie meinen, der Pharao ist noch im Grab?« fragte ich. »Ja. Wir brauchten Wochen, um die letzte Tür zu öffnen, aber dann endlich fanden wir vor ein paar Tagen seinen Leichnam.«
     
     
    Eingezwängt in einer V-förmigen Schlucht zwischen zwei schroffen Bergen und mit einer schräg ansteigenden Sandbarriere im Angesicht, konnte ich mir nicht vorstellen, daß hier irgend jemand den Eingang zu einem Grab zu finden vermochte.
    »Wir haben ihn aber trotzdem gefunden«, meinte Paul, der offenbar in
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