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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti
Autoren: Angela Troni
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drin, seit ich von meinem Auslandssemester in Bayern zurückgekommen war. Wobei, eigentlich hatte unsere Beziehung schon davor einen Knacks bekommen, nämlich als meine beste Freundin mich an meine Eltern verraten hatte. Dabei hatten wir uns im Alter von viereinhalb Jahren ewige Treue und Freundschaft geschworen und uns bis ans Ende unserer Tage gegen die Erwachsenen und alle anderen Widrigkeiten des Lebens verbündet. Dank Vale, auf die ich mich achtzehn Jahre meines Lebens hatte blind verlassen können, hatte mein überfürsorglicher, an Kontrollwahn erkrankter Vater herausbekommen, dass ich in München nicht wie von ihm sorgfältig arrangiert bei dem fiesen Signor Colluti, sondern in einer WG gewohnt hatte. Einer Männer- WG .
    Offiziell hatte ich meiner besten Freundin zwar verziehen und wir hatten uns versöhnt, aber mein Vertrauen in sie hatte einen Riss bekommen und ich traute ihr nicht mehr richtig über den Weg. Vor meiner Abreise nach München waren wir gemeinsam durch dick und dünn gegangen, hatten mindestens zwanzigmal am Tag telefoniert, und es gab keinen Gedanken, selbst wenn er noch so bescheuert war, den wir nicht miteinander geteilt hätten. Ich wusste einfach alles von Vale – und sie von mir. Doch damit war es nun vorbei. In letzter Zeit ließ ich sie wohlweislich nicht mehr an meinen geheimen Wünschen und Sorgen teilhaben, was sie mir übelnahm. Aber was sie nicht wusste, das konnte sie auch niemandem verraten. Somit war sie im Grunde selbst schuld.
    Davon abgesehen, hatte sie sich anfangs nicht mal die Fotos anschauen wollen, die ich mitgebracht hatte, und zeigte auch kein gesteigertes Interesse an den Geschichten über meine deutschen Mitbewohner und Freunde, geschweige denn an Otto. Dabei wollte ich seit meiner Rückkehr von so gut wie nichts anderem mehr reden. Als Frau braucht man nun mal Anteilnahme – und kein Desinteresse. Erschwerend kam hinzu, dass ich nicht nur Otto vermisste, sondern auch meine deutschen Nachbarinnen Beate und Isabelle, mit denen mich einiges verband. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass Vale ein bisschen eifersüchtig auf die beiden Studentinnen war, die mir das Leben in München erleichtert hatten. Ich hatte zwei neue Freundinnen gefunden, doch wenn das so weiterging, würde ich bald eine Freundin verlieren. Meine beste Freundin. Und das wollte ich auf keinen Fall.
    Ach was, dachte ich, Vale wird es mir schon nicht allzu übelnehmen, dass ich nicht mit ins Miramis kommen will.
    Die neue Nobeldisco zählte momentan zu den Top Locations an der Adria. Wer am Türsteher vorbeikam, auf den warteten ein wirklich atemberaubender Club in einer Felsgrotte mit unterirdischem Swimmingpool, mehreren Restaurants und Tanzflächen – und ein saftiger Eintrittspreis von einhundertzehn Euro. Das konnten wir uns natürlich alle nicht leisten, aber Vales Freund Giorgio hatte einen guten Bekannten, dessen Bruder mit einer Sizilianerin verlobt war, deren Bruder der beste Freund vom Großcousin des Türstehers war, weshalb wir umsonst reinkamen, wenn wir ihm jeder einen White Russian spendierten und er gut drauf war. Noch vor einem Jahr hätte ich mir eine solche Chance niemals entgehen lassen, doch inzwischen langweilte mich dieses Schaulaufen.
    Den ganzen Abend ging es nur darum, wer welche Prada-Tasche mit welchen Schuhen anhatte und in welcher Boutique wie viel Geld dafür bezahlt hatte oder wer wen warum wieso weshalb wann getroffen hatte, wobei wiederum in allen Einzelheiten erwähnt wurde, was wer anhatte und wie viel es vermutlich gekostet hatte. Wen interessierte das?
    Mich nicht. Jedenfalls nicht mehr.
    Ich versuchte meine trüben Gedanken abzuschütteln, rappelte mich vom Bett hoch und ging nach nebenan in die Küche, wo nonna gerade das Abendessen zubereitete. Mamma war noch in der Kirche beim Pfarrer, wie jeden Donnerstag.
    Die Küche war der meistgenutzte Raum in unserer Wohnung, denn in unserer Familie drehte sich so gut wie alles ums Essen. Die gemeinsamen Mahlzeiten waren das Wichtigste, wir aßen gerne und vor allem gerne gut und konnten uns selbst nach einem üppigen Mahl mit vollen Bäuchen ausgiebig über allerlei Leckereien unterhalten, so dass uns gleich wieder das Wasser im Mund zusammenlief. Mamma und nonna tischten für ihr Leben gern auf, entsprechend oft hatten wir Gäste, und auch Vale, die mit ihrer Mutter alleine lebte, hatte ihren festen Platz an unserer Tafel.
    An dem großen Küchentisch spielte sich der Alltag ab, während der schicke
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